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Wirtschaft: Deutsche Großbanken: Banken leiden unter der anhaltenden Flaute an den Börsen

Die Ertragslage der deutschen Großbanken hat sich nach den Prognosen von Analysten im zweiten Quartal weiter abgeschwächt. Die Ergebnisse von Deutscher Bank, Hypo-Vereinsbank, Commerzbank und Dresdner Bank dürften deshalb unter den Resultaten aus dem ersten Quartal 2001 liegen.

Die Ertragslage der deutschen Großbanken hat sich nach den Prognosen von Analysten im zweiten Quartal weiter abgeschwächt. Die Ergebnisse von Deutscher Bank, Hypo-Vereinsbank, Commerzbank und Dresdner Bank dürften deshalb unter den Resultaten aus dem ersten Quartal 2001 liegen. Grund dafür ist das internationale Börsenklima, das sich zwischen April und Juni weiter verschlechtert hat. Die Aktienmärkte leiden unter der sich aus den USA immer stärker auf Europa und Asien ausbreitenden Konjunkturschwäche. Eine Wachstumserholung und dadurch steigende Aktienkurse gelten als Voraussetzung für wieder anziehende Gewinne der Banken.

Crash auf Raten belastet

Vom Handelsblatt befragte Analysten erwarten vor allem beim Eigenhandel mit Wertpapieren deutliche Einbußen. So hat bereits die Hypo-Vereinsbank im Vorfeld ihrer am Donnerstag anstehenden Zahlen signalisiert, dass beim Handelsergebnis im zweiten Quartal nicht viel zu erwarten sei.

Doch der "Crash auf Raten" drückt sich nicht nur im Eigenhandel aus, sondern belastet auch die Resultate in der Vermögensverwaltung (Asset Management) und im Privatkundengeschäft. Die Gebühreneinnahmen der Banken richten sich im Asset Management nach den Depotvermögen der Kunden. Mit dem Kursrückgang der in den Kundenportfolios enthaltenen Wertpapiere gehen die Depotvolumina zurück und damit auch die Gebühreneinnahmen der Banken.

Darüber hinaus nimmt bei schlechter Börsenlage die Bereitschaft der Bankkunden ab, in Fonds und Wertpapiere zu investieren, was die Provisionseinnahmen schmälert. Das Privatkundengeschäft profitierte in den letzten Jahren vor allem von der Börseneuphorie. Doch das Vertrauen der Privatanleger hat stark unter dem Kursverfall am Aktienmarkt - insbesondere am Neuen Markt - gelitten.

Das laufende Geschäftsjahr wertet David Williams, Analyst bei Morgan Stanley Dean Witter (MSDW), für die vier großen deutschen Geldinstitute als sehr schwierig: "Während die Einnahmen zurückgehen, verharren die Kosten auf einem im Vergleich mit ausländischen Banken sehr hohen Niveau." Das drückt auf die Gewinne. "Dieses Jahr ist für die Banken weitgehend abgehakt, sagt Ralf Dibbern von M.M. Warburg. Nach Ansicht von Adrian Pilz (Merrill Lynch) kann die Durststrecke für die Banken bis in das zweite Quartal 2002 anhalten.

Nachdem der Präsident der US-Notenbank, Alan Greenspan, am vergangenen Mittwoch, vor einer weiteren Abschwächung der amerikanischen Konjunktur warnte und gleichzeitig auf das gebremste Wachstum in Europa und Asien hinwies, richten sich die Hoffnungen für eine Besserung des Börsenumfelds auf das kommende Jahr.

Dies gilt auch für die Hypo-Vereinsbank, denn sie hängt viel stärker von den Kapitalmärkten ab als oftmals angenommen wird. Vor allem das Privatkundengeschäft werde von dem ungünstigen Börsenklima belastet, so Konrad Becker von Merck Finck. Im ersten Quartal profitierten die Münchener noch von Sondererträgen über rund 400 Millionen Euro, die größtenteils aus dem Verkauf des britischen Vermögensverwalters Foreign & Colonial resultierten. Auch bereinigt um diesen Effekt rechnet Becker mit einem deutlichen Gewinnrückgang.

Bei der Deutschen Bank, die am 1. August ihre Zahlen vorlegen wird, dürften nach Ansicht von John Leonard (Schroder Salomon Smith Barney) das Privatkundengeschäft und die Vermögensverwaltung noch stärker unter der Börsenflaute gelitten haben als in den ersten drei Monaten. Ebenfalls eine Abschwächung in diesen Bereichen erwartet Williams (MSDW). Er führt dies auf die Zurückhaltung der deutschen Privatanleger zurück. Mit guten Resultaten rechnen Leonard und Williams im Emissionsgeschäft von Unternehmensanleihen, wo die Deutsche Bank zu den führenden Konsortialbanken zählt. Doch in der zweiten Jahreshälfte erwarten beide Analysten auch in diesem Segment eine Beruhigung.

Commerzbank am verwundbarsten

Als am verwundbarsten im gegenwärtigen Marktumfeld gilt die Commerzbank, die am 9. August ihren Zwischenbericht vorlegen wird. Sie habe keinen besonders starken Bereich, der für eine Stabilisierung der Erträge sorgen könnte, so Williams. Unter Druck geriet am Freitag die Aktie der Hypo-Vereinsbank, die zeitweise um fast sechs Prozent verlor. Zuvor hatte Merrill-Lynch-Analyst Pilz Kursziel und Gewinnprognosen deutlich reduziert. Auch die Titel von Deutscher Bank und Commerzbank büßten ein.

frü

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