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Wirtschaft: Deutsche Konzerne hängen US-Konkurrenz ab

Nettogewinne steigen kräftiger als bei den Unternehmen in den USA und im übrigen Europa

Düsseldorf/New York - Die großen amerikanischen und europäischen Unternehmen stehen vor ihrem vierten Rekordjahr in Folge. Das zeichnet sich ab, bevor am Dienstag mit dem US-Aluminiumhersteller Alcoa der erste namhafte Konzern seine Bilanz für das abgelaufene Jahr und den Ausblick für 2007 präsentiert. Auffällig ist, dass deutsche Unternehmen ihre Nettogewinne kräftiger steigern als die Konzerne in den USA und Rest-Europa.

Nach 13,6 Prozent im abgelaufenen Jahr dürften die Unternehmen im Deutschen Aktienindex (Dax) nach Berechnungen des Finanzdatenspezialisten Factset/JCF mit 10,6 Prozent im gerade begonnenen Jahr erneut zweistellig zulegen. Für Gesamt-Europa erwarten die Experten nur halb so viel. Angesichts guter Unternehmensausblicke und Konjunkturaussichten stiegen die Schätzungen für Deutschland in den letzten Monaten an.

„Die Erwartungen sind realistisch und sollten eher über- als untertroffen werden“, blickt Deutsche-Bank-Stratege Bernd Meyer zuversichtlich nach vorn. Einer nur moderaten Abkühlung der Weltwirtschaft stehen eine anspringende Binnennachfrage und kaufkräftige Finanzinvestoren gegenüber. Sie drängen die Firmen, ihre Margen weiter zu steigern. Hier hinken deutsche Firmen internationalem Standard immer noch hinterher. Pro 100 Euro Umsatz dürften bei den Dax-Firmen im abgelaufenen Jahr durchschnittlich 5,5 Euro Nettogewinn hängen bleiben. Das ist zwar so viel wie im Rekordjahr 2000, aber nur halb so gut wie international üblich.

Auf die USA bezogen sagt der Informationsdienst Thomson Financial für die 500 größten börsennotierten Unternehmen zwar immer noch ein beachtliches Plus von 9,2 Prozent für 2007 voraus. In den vorangegangenen drei Jahren waren die Profite jedoch in jedem Quartal zweistellig gestiegen. Bereits für das Schlussquartal 2006 erwarten die Experten nur noch ein Plus von 9,8 Prozent. Die Firmen auf dem alten Kontinent dürften 2007 nach Berechnungen von Factset/JCF auf einen Zuwachs von 5,8 Prozent kommen.

„Die Bäume wachsen eben nicht in den Himmel“, meint Jan Hatzius, Chefökonom der Investmentbank Goldman Sachs in New York. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Firmengewinne am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA mit rund zehn Prozent auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren. Strikte Kostendisziplin, niedrige Zinsen und hohe Produktivitätsraten sorgten für einen regelrechten Geldregen. So stiegen die Profite der großen Firmen noch im dritten Quartal 2006 um fast 20 Prozent. Im neuen Jahr schlägt das Pendel nun leicht zurück. Positiv auf die Erträge wirkt der schwache Dollar. Die großen US-Konzerne verdienen rund 40 Prozent ihrer Gewinne im Ausland. Die Umrechnung dieser Erträge in einen schwachen Greenback füllt die Konzernkassen.

In Europa wirkt positiv, dass viele Regierungen ihren Standort durch Steuersenkungen attraktiver machen. „Dieser Prozess ist noch längst nicht beendet“, glaubt Bernd Meyer. In Deutschland sinken die Lohnnebenkosten wegen niedrigerer Beiträge zur Arbeitslosenversicherung. 2008 gibt es für die Firmen weitere Entlastung durch die Unternehmensteuerreform. Entsprechend positiv sind die Aussichten. „Durch Übernahmen kaufen die Unternehmen Wachstum günstig ein“, ist M.M.-Warburg-Spezialist Carsten Klude davon überzeugt, dass die Analystenschätzungen „locker erfüllt“ werden. Steigerten die Firmen in den vergangenen Jahren ihre Gewinne auf Grund intensiver Kostensenkungen, so profitieren sie jetzt von Übernahmen. Diese erhöhen die Umsätze und meistens auch die Nettogewinne. Angesichts gesunder Firmenbilanzen, viel Liquidität und einer niedrigen Börsenbewertung bleibt das Umfeld für weitere Fusionen günstig. som/to/HB

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