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Wirtschaft: Deutsche Lufthansa erringt Punktsieg in erster Instanz

Kartellamt unterliegtõ/ Kammergericht weist Untersagung mißbräuchlicher Preisgestaltung zurück / Lufthansa rechnet für 1997 mit Rekordjahr FRANKFURT(MAIN)/BERLIN (mo/cbu/HB/ro). Die Deutsche Lufthansa hat im Streit mit dem Bundeskartellamt um angeblich überhöhte Tarife auf der Flugroute Frankfurt (Main) / Berlin in erster Instanz einen Punktsieg errungen.

Kartellamt unterliegtõ/ Kammergericht weist Untersagung mißbräuchlicher Preisgestaltung zurück / Lufthansa rechnet für 1997 mit Rekordjahr

FRANKFURT(MAIN)/BERLIN (mo/cbu/HB/ro). Die Deutsche Lufthansa hat im Streit mit dem Bundeskartellamt um angeblich überhöhte Tarife auf der Flugroute Frankfurt (Main) / Berlin in erster Instanz einen Punktsieg errungen.Das Berliner Kammergericht entschied am Mittwoch, daß die vom Kartellamt Anfang des Jahres verfügte Untersagung mißbräuchlicher Preisgestaltung aufzuheben ist.Eine Begründung des Urteils steht noch aus, allerdings ist eine Rechtsbeschwerde gegen den Beschluß des Kammergerichtes möglich.Ob das Kartellamt den Weg zum Bundesgerichtshof beschreiten wird, ist nach Angaben von Kartellamtssprecher Markus Lange, offen. Im Februar hatte das Kartellamt der Deutschen Lufthansa, der eine monopolartige Kontrolle der genannten Route unterstellt wurde, untersagt, Preise von ihren Passagieren zu verlangen, die um mehr als 10 DM pro einfacher Strecke über denen für vergleichbare Strecken liegen.Nach Überzeugung des Berliner Kartellamtes verstößt die Fluggesellschaft damit gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb.Lufthansa hingegen hatte wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß auf der Flugroute zwischen Berlin und Frankfurt (Main) nach wie vor Verluste eingeflogen würden.Insofern sei fraglich, inwieweit man Lufthansa Tarifsenkungen per Gesetz verordnen könne, obwohl nachweislich zu den bisher geltenden Preisen keine Kostendeckung möglich sei.Allerdings hat Lufthansa aus eigenen Stüêken bereits im Juni die Tarife gesenkt, nachdem Eurowings seit Mai dem Nationalcarrier auf der Strecke nach Frankfurt (Main) mit deutlich niedrigeren Preisen starke Konkurrenz machte. Bleibt es bei dem derzeitigen Stand des Verfahrens kann die Deutsche Lufthansa 1997 ohne große Sorgen abschließen.Ein Rekordgewinn ist dem Unternehmen sicher.Wie Finanzchef Klaus Schlede zur Präsentation der Neun-Monats-Zahlen am Mittwoch erklärte, werden unterm Strich 1,2 bis 1,3 Mrd.DM übrigbleiben.Bereits bis Ende September hatte die Lufthansa mit 975 Mill.DM vor Steuern nicht nur mehr als doppelt so viel verdient wie in den ersten neun Monaten des Vorjahres, sondern bereits den Überschuß von 1996 übertroffen.Währungsvorteile brachten Lufthansa einen Zusatzerlös von 170 Mill.DM.Lufthansa-Vorstandschef Jürgen Weber stellte denn auch eine höhere Dividende in Aussicht.Der Gewinn könnte sogar noch höher ausfallen, wenn die Erträge aus Verkäufen, unter anderem des Hapag-Lloyd-Paketes an Preussag, noch in diesem Jahr verbucht werden.Dabei dreht es sich nach Angaben von Schlede um 535 Mill.DM.Der Umsatz stieg im Berichtszeitraum um 12,6 Prozent auf 17,1 Mrd.DM und wurde zu 90 Prozent im Fracht- und Passagierbereich erzielt.Auch für den Arbeitsmarkt hat die Lufthansa etwas getan beziehungsweise will sie etwas tun, nachdem sie von Anfang bis Mitte der neunziger Jahre rund 8000 Jobs gestrichen hatte."In den nächsten drei Jahren werden wir 1800 neue Stellen schaffen", verspricht Weber.Dies sei nicht nur eine volkswirtschaftliche Verpflichtung.Die Lufthansa nehme auch das Thema Qualität sehr ernst, und dafür "brauchen wir Menschen".Zum 30.September war die Zahl der Beschäftigten mit knapp 57 800 zwar noch stabil, aber nach den Schwierigkeiten Mitte Oktober bei der Abfertigung wurden in Frankfurt (Main) 100, in München 50 und auf anderen Flughäfen noch einmal 120 Mitarbeiter neu eingestellt. Die geschäftsfeldorientierte Struktur des Unternehmens habe sich bewährt.Alle Unternehmensbereiche flogen in den ersten neun Monaten 1997 Gewinn ein, auch die Lufthansa Cargo, die 1996 noch in den roten Zahlen steckte.Insgesamt beförderte Lufthansa in den ersten neun Monaten 33 600 Passagiere, das waren 7,3 Prozent mehr als vor Jahresfrist.Die Auslastung der Jets kletterte auf den neuen Rekordwert von rund 73 Prozent.Vor allem auf den Strecken nach Nordamerika konnte die Lufthansa mit einem Plus von 24 Prozent deutlich zulegen, auch in Europa gab es ein Zuwachs von 16 Prozent.Dagegen macht sich auch bei der Lufthansa die Krise in Asien bemerkbar, die Plusraten sind geschrumpft."Mit einem Einbruch rechnen wir aber nicht", betont Schlede.Während die Deutsche Lufthansa auf diesen Strecken gutes Geld verdiente, wurde in Deutschland wieder ein Verlust von fast 100 Mill.DM eingeflogen.Ob die Airline die schwierige Situation im Inlandsgeschäft mit einer Billig-Fluglinie ändern will, steht Weber zufolge noch nicht fest.In etwa zwei Monaten werde die Entscheidung getroffen.

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