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Wirtschaft: Deutsche Messen setzen auf China

Seit Freitag haben die deutschen Messegesellschaften aus Hannover, München und Düsseldorf einen festen Standort in China. Denn da weihte Wirtschaftsminister Werner Müller das Neue Schanghaier Internationale Messezentrum (SNIEC) ein.

Seit Freitag haben die deutschen Messegesellschaften aus Hannover, München und Düsseldorf einen festen Standort in China. Denn da weihte Wirtschaftsminister Werner Müller das Neue Schanghaier Internationale Messezentrum (SNIEC) ein. Die deutschen Messegesellschaften sind insgesamt zu 50 Prozent an dem Projekt beteiligt. Die restlichen Anteile hält die Pudong Land Development Corporation der Stadt Shanghai. Allein in die erste Ausbaustufe flossen 99 Millionen US-Dollar. Für Müller ist die erste deutsch-chinesische Messegesellschaft als wichtiges Zeichen dafür, dass China jetzt auch seine Dienstleistungsmärkte für ausländische Anbieter öffnet. China wird im kommenden Jahr in die Welthandelsorganisation (WTO) aufgenommen. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist die weitere Öffnung der chinesischen Wirtschaft.

Jetzt wollen die deutschen Messegesellschaften erfolgreiche Ausstellungskonzepte wie die Computermesse Cebit auch in China populär machen. Schließlich gilt das Land, in dem knapp ein Viertel der Weltbevölkerung lebt, als kommende globale Wirtschaftsmacht. Und Schanghai ist das wichtigste Wirtschaftszentrum Chinas. Im vergangenen August fand in Schanghai die erste Cebit Asia - die erste Cebit außerhalb Hannovers überhaupt - statt. "Ursprünglich war geplant, mit der Cebit die SNIEC einzuweihen", sagt Qian Jun, Geschäftsführer der Hannover Fairs China Ltd., einer Tochtergesellschaft der Deutschen Messe AG. Das war vor knapp zwei Jahren. Sehr schnell sei jedoch deutlich geworden, dass die Messehallen erst später erwartet fertig werden würden. Den Cebit-Termin habe man deswegen nicht verschieben wollen und sei auf ein Ersatzgelände ausgewichen. Trotzdem sei die Resonanz der Ausstellung sehr positiv gewesen. Unternehmen wie Siemens, Samsung oder Sony waren vertreten, eine ganze Reihe von Bewerbern mussten wegen des sehr begrenzten Raums abgelehnt werden.

Platzprobleme werden bald der Vergangenheit angehören. Denn vier Messehallen mit insgesamt 45 000 Quadratmetern Bruttoausstellungs- und 20 000 Quadratmetern Freifläche sind so gut wie fertig. Damit liegt das SNIEC zwar weiter hinter den Flächen der Messen in Deutschland, die auf das Fünffache und mehr kommen. Trotzdem entsteht hier nach Angaben der Beteiligten das modernste Messegelände in Ostasien.

Die wirkliche Feuertaufe - nach dem Ministerbesuch - wird die SNIEC in knapp einem Monat bestehen müssen. Dann werden die ersten zwei Messen veranstaltet, die PTC China für Antriebstechnik, Motoren und Turbinen und die Cemat China für Logistik und Automation. Beide Konzepte sind in Hannover bereits seit Jahren erfolgreich und als Marken eingeführt. Mit der Nachfrage zeigt sich Qian Jun zufrieden, obwohl beide Veranstaltungen zusammen nur zwei der vier Messehallen füllen werden. Im Dezember folgt jedoch schon die publikumsträchtigere Autoshow SMS, zu der sich bereits alle wichtigen Marken von Volkswagen über General Motors bis Hyundai angemeldet haben. Um zu große Konkurrenz zu vermeiden, soll die SMS alle zwei Jahre und damit im Wechsel mit einer ähnlichen Autoschau in Peking stattfinden. Für das kommende Jahr haben die Hannoveraner allein acht Messen vor allem aus dem Industriebereich für Schanghai angekündigt. Die Messe München bereitet fünf Ausstellungen vor, vier davon federführend. Allein die Messe Düsseldorf wartet bis 2003. "Unser Plan ist nicht nur als Juniorpartner für die ausländische Beteiligung einer Messe in China zu sorgen", sagt Frank Hartmann, Unternehmensbereichsleiter der Messe Düsseldorf. "Dies bedingt etwas mehr Vorlauf."

Mehr Zurückhaltung als Euphorie

Überhaupt ist Düsseldorf offensichtlich der nüchternste Partner. Während Qian Jun das SNIEC bereits auf dem Weg zur Marktführerschaft in Asien wähnt - gegen die Konkurrenz in Tokio, Taipeh oder Singapur -, sieht Hartmann als Hauptkonkurrenten vor allem die übrigen chinesischen Messestandorte. "Tokio und Singapur bedienen andere Märkte. Von Schanghai nach Singapur sind es gute sechs Stunden Flug, fast soviel wie von Frankfurt nach New York", sagt Hartmann. In jedem Fall ist für mögliches weiteres Wachstum vorgesorgt. Die Verkehrsanbindung ist sehr gut. Eine Schnellstraße und die U-Bahn führen direkt zur Messe. Und im nächsten Jahr wird der Transrapid die Messe mit dem neuen Großflughafen Schanghai-Pudong verbinden. Außerdem werde das SNIEC in einigen Jahren bis zu 200000 Quadratmeter Hallenfläche bieten, sagt Qian Jun. Das notwendige Gelände sei bereits erworben worden. Im vergangenen August wurde bereits mit dem Bau einer fünften Halle begonnen. Wann aber eine sechste oder mehr Hallen folgen, das sei noch nicht abzusehen, betonen die deutschen Anteilhaber der SNIEC. Qian Jun erwartet zwar mit dem WTO-Beitritt Chinas eine wachsende Nachfrage nach Messen in China. Einen Wunschtermin für den Endausbau will er jedoch nicht nennen. Auch die Messegesellschaften Düsseldorf und München äußern sich zurückhaltend. Eva Seisser, Sprecherin der Messe München sagt: "Wir werden entsprechend der Nachfrage erweitern."

So ganz trauen die Deutschen ihrem neuen Messestandbein offensichtlich noch nicht. Konflikte mit dem chinesischen Partner sind daher voherzusehen. Denn in Schanghai gilt bisher die Regel: "Erst bauen, dann nach Kunden suchen." Was der Stadt allerdings im vergangenen Jahr bei den Bürogebäuden eine Leerstandsquote von 50 Prozent bescherte.

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