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Wirtschaft: Deutsche Mode ist en vogue

Escada schafft Gewinnsprung und plant Anleihe / Hersteller setzen auf eigene Läden und Export

Berlin - Die Kleider des Luxusmodeherstellers Escada kommen wieder gut an. Nach einem katastrophalen Geschäftsjahr 2002/2003 und der Rückkehr in die Gewinnzone im vergangenen Jahr ist das Unternehmen in das neue Jahr sehr stark gestartet. Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte im ersten Quartal 2004/2005 um 46,5 Prozent auf 20,5 Millionen Euro zu. Der Umsatz kletterte um 8,1 Prozent auf 160,1 Millionen Euro, wie das am Donnerstag in Aschheim bei München mitteilte.

Auch für das Gesamtjahr zeigte sich Escada-Vorstandschef Wolfgang Ley optimistisch: „Wir sind auf gutem Weg unsere Ziele zu erreichen.“ Der Konzernumbau sei fast abgeschlossen. Um Bankkredite abzulösen und sich langfristig günstig zu finanzieren, will das Unternehmen eine Anleihe in Höhe von 175 Millionen Euro und mit einer Laufzeit von sieben Jahren ausgeben. Analysten wie Matthias Engelmayer von Independent Research werten diese Umschuldung positiv: „Bei dem aktuell niedrigen Zinsniveau sind Unternehmensanleihen sehr attraktiv.“

Auch bei anderen deutschen Modeherstellern läuft es derzeit rund. Bei Hugo Boss stieg der Gewinn vor Steuern 2004 um 13 Prozent, der Umsatz um elf Prozent. Auch der lange verlustträchtige Bereich Damenmode rechnet sich langsam: Erstmals schrieb die Linie Boss-Woman 2004 schwarze Zahlen. Angesichts dieser positiven Zahlen hatte die Nummer eins der deutschen Herrenausstatter erst am Dienstag dieser Woche angekündigt, die Dividende je Vorzugsaktie um acht Prozent auf 0,85 Cent zu erhöhen. Ein ähnliches Bild bei Gerry Weber. Vorstandschef Gerhard Weber rechnet mit einem Wachstum von zehn Prozent im laufenden Jahr.

Mode made in Germany boomt dabei vor allem im Ausland. Wie Escada setzt auch Hugo Boss voll auf den Export – 75 Prozent des Umsatzes werden im Ausland erzielt. „Der deutsche Markt bleibt schwierig. Wichtiger denn je ist die Präsenz in den USA und Asien – und dort vor allem in Japan und Hongkong“, sagt Analyst Engelmayer.

Aber auch in der Heimat sind die Luxuslabels gut aufgestellt. Während der Textileinzelhandel im Vorjahr zwei Prozent weniger Umsatz verbuchte, schafften die Modehersteller nach Angaben des Branchenverbands German Fashion ein Umsatzplus von vier Prozent. Um der Konsolidierung im Einzelhandel zu entgehen, nehmen Escada und Co. das margenstarke Modegeschäft deshalb mit eigenen Läden verstärkt selbst in die Hand. So sollen in den kommenden Jahren aus 70 „Houses of Gerry Weber“ 300 werden. Zudem stellen sich viele Luxuslabels breiter auf. So wie es seit drei Jahren beim traditionellen Herrenausstatter Hugo Boss Damenkleider gibt, werden ab Herbst 2006 auch Herren Gerry Weber tragen. Oder Escada. Die einst ausschließlich klassischen Linien ergänzen heute jüngere Kollektionen wie Escada Sport.

Die klassischen Modehersteller nähern sich dabei mehr und mehr den Strategien der Modeketten H&M, Esprit und Inditex. Diese so genannten vertikalen Anbieter decken die gesamte Wertschöpfungskette ab – vom Entwurf über die Produktion bis hin zur Präsentation im Laden – und bieten so modische Kleider zu günstigen Preisen. Vor allem das schwedische Modehaus H&M überzeugte in den vergangenen Jahren durch niedrige Kosten und ein aggressives Marketing wie zuletzt mit der Sonderkollektion von Karl Lagerfeld. Branchenbeobachter bemängeln aber inzwischen, dass H&M zu sehr auf Deutschland setzt. Deutschland ist mit 30 Prozent Umsatzanteil der wichtigste Markt für H&M.

Internationaler agiert der spanische Bekleidungshersteller Inditex mit den Kernmarken Zara und Massimo Duti. Das Expansionstempo der Spanier ist enorm: Jeden Tag eröffnet Inditex irgendwo auf der Welt eine neue Filiale. In den ersten drei Quartalen 2004 erwirtschaftete der Konzern einen Gewinn von 397 Millionen Euro, ein Plus von 39 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Eine globale Erfolgsstory schreibt auch der aus Düsseldorf geführte und an der Börse Hongkong gelistete Konzern Esprit. Im vergangenen Jahr verdoppelte sich dessen Aktienkurs und war damit Spitzenreiter im Hang-Seng-Index. Das Geschäftsjahr 2003/2004 schloss Esprit mit 55 Prozent mehr Gewinn und 32 Prozent Umsatzplus ab. Der Konzern profitiert vor allem von einer globalen Struktur und weltweiten Markenrechten.

Tanja Kewes

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