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Wirtschaft: Deutsche Pferde sind eine gefragte Kapitalanlage Internationale Investoren zahlen Spitzenpreise bei Auktionen

Essen (sgr/HB). „Weldita“ hieß das Objekt der Begierde.

Essen (sgr/HB). „Weldita“ hieß das Objekt der Begierde. In einem spannenden Bieterduell gegen Interessenten aus Kanada bewiesen italienische Käufer den längeren Atem und erhielten für 100000 Euro den Zuschlag für die prächtige Stute auf der Verdener Winterauktion. Das war eine neue Rekordsumme für diese Veranstaltung, die seit 1985 besteht, und bescherte dem Verband der Züchter des Hannoveraner Pferdes einen gelungenen Start ins neue Jahr. Auch der durchschnittliche Preis für die 118 verkauften Pferde von mehr als 13000 Euro bedeutete eine neue Höchstsumme.

Talentierte Pferde aus deutschen Ställen sind ein begehrtes Produkt – und für den Züchter und Händler mitunter eine prächtige Kapitalanlage. Im ganz großen Stil praktizieren das die beiden wohl erfolgreichsten Pferdehändler Deutschlands, Ulrich Kasselmann und Paul Schockemöhle, mit ihrer „Performance Sales International“ (PSI), die Anfang Dezember im oldenburgischen Ankum stattfindet. Hier werden für die besonders ausgesuchten Vierbeiner mitunter Millionenbeträge erzielt. Das bislang teuerste auf einer Auktion verkaufte Pferd, der Hengst Lord Sinclair, wurde vor einigen Jahren von einem Industriellen aus Hongkong für 2,7 Millionen Mark ersteigert. Das Pferd steht immer noch in einem deutschen Stall und refinanziert seinen Preis mit Decktaxen – die Züchter lassen ihre Stuten von dem Ausnahmepferd in der Hoffnung decken, auch für die Fohlen einen überdurchschnittlichen Preis zu erzielen.

Die Käufer in Verden kamen aus ganz Europa. Mittlerweile, so die Schätzungen auf Grund der Ergebnisse bei den Auktionen, werden jährlich Sportpferde im Wert von mindestens 50 Millionen Euro exportiert. Bei den großen Championaten wie den Weltmeisterschaften und den Olympischen Spiele haben bis zu 40 Prozent der Pferde einen deutschen Stammbaum.

Der Dachverband, die Deutsche Reiterliche Vereinigung in Warendorf, wollte es genau wissen und gab eine umfangreiche Marktanalyse in Auftrag. Das Ergebnis: Regelmäßig reiten in Deutschland mindestens 1,6 Millionen Menschen. Eine weitere Million würde gerne aufs Pferd steigen, wenn sie die Gelegenheit dazu hätte. Am Pferdesport interessiert sind knapp elf Millionen Menschen hier zu Lande. Ein gewaltiges Potenzial, das auch mit der Equitana, der Weltmesse des Pferdesports in Essen (8. bis 16. März) angesprochen und erschlossen werden soll. Zum Rahmenprogramm der Messe gehört daher ein Kongress mit dem Thema „Faszination Zukunft – Neue Perspektiven im Pferdesport“.

Der Markt in Deutschland hat heute ein Volumen von rund fünf Milliarden Euro und bietet über 250000 Arbeitsplätze – vom Reitlehrer über den Tierarzt bis zum Stallburschen. Etwa 3000 Unternehmen haben in Deutschland Produkte und Dienstleistungen rund ums Pferd als Gegenstand ihres Geschäfts angegeben. Buchverlage profitieren mit weit mehr als 1000 verschiedenen Titeln zum Thema Pferd ebenso wie Reiseveranstalter. Während die knapp 4000 Reit und Fahrturniere, die jährlich in Deutschland stattfinden, den Leistungssport repräsentieren, zeigt die Equitana vor allem den Freizeitsport Reiten. Über eine Million Pferde und Ponys stehen schließlich in den Gestüten, beim Pferdehändler, sind im Reitverein oder dem privaten Reitstall untergebracht.

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