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Wirtschaft: Deutsche Telekom AG: Neuer Ärger für Vorstandschef Ron Sommer

Die vorgeschlagene vollständige Übernahme der beiden US-Mobilfunkunternehmen Voicestream und Powertel durch die Deutsche Telekom AG steht am Dienstag auf der Tagesordnung außerordentlicher Aktionärs-treffen der beiden US-Firmen. Den Hauptversammlungen liegt von den Vorständen beider Firmen eine Empfehlung vor, wonach die separat unterbreiteten Übernahmeofferten zur Annahme empfohlen werden.

Die vorgeschlagene vollständige Übernahme der beiden US-Mobilfunkunternehmen Voicestream und Powertel durch die Deutsche Telekom AG steht am Dienstag auf der Tagesordnung außerordentlicher Aktionärs-treffen der beiden US-Firmen. Den Hauptversammlungen liegt von den Vorständen beider Firmen eine Empfehlung vor, wonach die separat unterbreiteten Übernahmeofferten zur Annahme empfohlen werden. Sowohl bei Voicestream wie bei Powertel hat sich die Telekom nach eigenen Angaben bereits die Zustimmung der Mehrheit des Kapitals für ihre Übernahmepläne gesichert.Der Vize-Vorstandschef von Voicestream, Donald Guthrie, hält die Chancen für ausgezeichnet, dass die Fusion im Juni abgeschlossen wird, wie er auf einer Investorenkonferenz in der vergangenen Woche sagte.

US-Senator Ernest Hollings hat jedoch seinen Widerstand gegen die Übernahme von Voicestream durch die Telekom noch nicht aufgegeben. In einem Brief an den neuen Vorsitzenden der US-Telekommunikationsaufsicht FCC, Michael Powell, bezeichnete der demokratische Senator die jüngsten Stellungnahmen deutscher Politiker zur Zukunft von Telekom-Chef Ron Sommer als Beweis, dass die Telekom nach wie vor ein Staatsunternehmen sei. Verschiedene Politiker hätten Sommers Rücktritt gefordert, und das Finanzministerium habe Sommer daraufhin das Vertrauen ausgesprochen, schrieb Hollings. Seiner Ansicht nach ist die geplante Übernahme von Voicestream rechtswidrig, weil die Telekom mehrheitlich noch dem Bund gehört. Er beruft sich auf ein Gesetz, nach dem ausländische Firmen mit mehr als 25 Prozent Staatsbeteiligung kein US-Telekomunternehmen kaufen dürfen. Mitunterzeichner des Briefes an die FCC ist John Dingell, einer der einflussreichsten demokratischen Wirtschaftspolitiker im Repräsentantenhaus. Die FCC muss die Übernahme von Voicestream noch genehmigen. Anwalt William Lake von der Kanzlei Wilmer, Cutler & Pickering, der die Telekom in Washington vertritt, hält den jüngsten Hollings-Brief indess nicht für einen Rückschlag. "Der Brief wird keinen Einfluß haben, weil nichts Neues drinsteht", sagte Lake dem Handelsblatt. Er erwartet eine zügige Entscheidung der Behörde.

Die Deutsche Telekom hatte im Juli vergangenen Jahres angekündigt, eine Voicestreamaktie für rund 3,2 eigene Aktien und 30 Dollar in bar zu übernehmen. Wenige Wochen später verständigte sich die Telekom auch mit Powertel auf die vollständige Übernahme im Wege eines Aktientausches. Danach können die Aktionäre für eine Powertel-Aktie 2,64 Aktien der Deutschen Telekom erhalten. Für beide Unternehmen würde die Telekom bei Zustimmung der Aktionäre zum Übernahmeplan etwas mehr als eine Milliarde eigene Aktien plus 5,4 Milliarden Dollar in bar bezahlen. Auf Basis des am Freitagnachmittag schwächeren Telekom-Aktienkurs von 27,20 Euro hätte die Übernahme beider Mobilfunkfirmen ein Volumen von 33,3 Milliarden Euro. Basierend auf den deutlich höheren Kursen der Telekom-Aktien bei Abschluss der Verhandlungen im Sommer vergangenen Jahres hatte die Übernahme noch einen Wert von rund 50 Milliarden Dollar.

Unabhängig von dem laufenden Übernahmeprozess hat sich die Telekom bereits zehn Prozent des Kapitals von Voicestream im Gegenzug für eine Kapitalspritze von fünf Milliarden Dollar gesichert.

Gegen den Telekom-Vorstandsvorsitzenden Ron Sommer hat die Bonner Staatsanwaltschaft nach einem Bericht des "Spiegel" unterdessen ein förmliches Ermittlungsverfahren aufgenommen. Dabei gehe es um die Fehlbewertung des Telekom-Immobilienvermögens. Sommer, so der Verdacht, könnte über Jahre hinweg von der Falschbewertung der Immobilien gewusst haben, ohne entsprechend zu reagieren, schreibt das Magazin. Bisher hatten die Ermittler hauptsächlich den ehemaligen Telekom-Finanzvorstand Joachim Kröske wegen Falschbilanzierung und Kapitalbetrugs unter Verdacht. Nach der zu hohen Bewertung der 35 000 Immobilien musste die Bilanz unlängst um 3,9 Milliarden Mark korrigiert werden.

Der Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, Bernd König, wollte ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen Sommer am Sonntag allerdings nicht bestätigen. "Im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Herrn Kröske prüfen wir allerdings, ob sich auch andere Vorstandsmitglieder strafbar gemacht haben", sagte König auf Anfrage.

Ärger droht Sommer auch von den deutschen Aktionären. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) und die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erwägen, den Telekom-Managern auf der Hauptversammlung am 29. Mai die Entlastung zu verweigern. "Die Nicht-Entlastung wäre die kleinste Möglichkeit", sagte Petra Krüll von der DSW. Die Vereinigung strebt eine Sonderprüfung der Immobilienliegenschaften an. Dazu müssten fünf Prozent der Aktien zustimmen.

nks, cn

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