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Wirtschaft: Deutsche Unternehmen exportieren wieder mehr

Die deutschen Unternehmen werden im kommenden Jahr wieder mehr exportieren und somit die Konjunktur weiter ankurbeln. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet mit einer Zunahme der Ausfuhren um rund sieben Prozent.

Die deutschen Unternehmen werden im kommenden Jahr wieder mehr exportieren und somit die Konjunktur weiter ankurbeln. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet mit einer Zunahme der Ausfuhren um rund sieben Prozent. Das geht aus dem neuen Außenwirtschaftsbarometer des BDI hervor, das Hauptgeschäftsführer Ludolf von Wartenberg am Mittwoch in Berlin vorstellte.

Allerdings dürften die Unternehmen unter langwierigen Verhandlungen bei der nächsten Welthandelsrunde ab November im amerikanischen Seattle leiden. "Die Liberalisierung des Welthandels ist für die deutsche Industrie von entscheidender Bedeutung", sagte von Wartenberg. Er fürchtet, dass die Runde der Welthandelsorganisation (WTO) unter dem Eindruck des dann beginnenden Präsidentschaftswahlkampfes in den USA stehe und mindestens zwei bis drei Jahre dauern werde. Die Amerikaner würden alles, was wählerwirksam sei, in die WTO-Runde packen. "Protektionismus ist immer populär", sagte von Wartenberg. Zu erwarten sei, dass die Ministerkonferenz sich nicht auf Fragen des Handels konzentriere, sondern ein Paket mit Themen wie Umweltschutz und Kinderarbeit schnüre. Somit ist dem BDI zufolge ein schnelles Ergebnis in Richtung Freihandel ausgeschlossen. Dabei brächten offene Märkte der Weltwirtschaft zusätzlichen Schwung.

Schon im kommenden Jahr profitiert die deutsche Wirtschaft vom wachsenden Welthandelsvolumen, wie aus der Trendumfrage unter 27 Branchenverbänden hervorgeht, die rund 90 Prozent des Ausfuhrvolumens repräsentieren. Für das Jahr 2000 sei mit einer Zunahme des Welthandels um inflationsbereinigt sechs bis sieben Prozent zu rechnen - doppelt so viel wie in den Vorjahren. Vorteilhaft für die deutschen Unternehmen ist dabei der gegenüber Dollar und Yen schwach tendierende Euro, der die Waren auf den ausländischen Absatzmärkten verbilligt und wettbewerbsfähiger macht.

Der Außenhandel tendiere als wesentliche Triebfeder der deutschen Konjunktur seit dem Sommer wieder freundlicher, berichten die BDI-Experten. Im kommenden Jahr werde er "merkliche Schubkraft" entwickeln. Zu den Branchen mit hohen Exporterwartungen zählten der Maschinenbau, die Chemieindustrie und die Elektrotechnik. Die Automobilindustrie hingegen beurteile ihre Exportchancen für das kommende Jahr zurückhaltender. Ihre Ausfuhren stiegen zuletzt überdurchschnittlich. So teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit, dass die Autohersteller im ersten Halbjahr des laufenden Jahres der Exportmotor waren. Während die gesamten deutschen Ausfuhren von Januar bis Juni um 1,1 Prozent zurückgingen, nahm die Ausfuhr von Kraftfahrzeugen um 6,6 Prozent auf 89,2 Milliarden Mark zu.

Für alle deutschen Firmen belief sich der Wert der Ausfuhren im vorigen Jahr auf 954 Milliarden Mark, so der BDI. Für das laufende Jahr rechnet der Verband allerdings nur mit einem geringfügigen Ausfuhranstieg. Doch 85 Prozent der befragten Branchenverbände erwarten den Angaben zufolge, dass die Ausfuhren ihrer Industriezweige im Jahr 2000 wieder zunehmen werden.

Das Einfuhrvolumen von 828 Milliarden Mark 1998 werde sich in diesem Jahr kaum erhöhen. Mit der Wiederbelebung der Binnennachfrage in Deutschland erwarten die BDI-Ökonomen jedoch wachsende Einfuhren. Wegen anziehender Rohstoffpreise und wechselkursbedingter Preissteigerungen für Importgüter sei ein Einfuhrplus von fünf Prozent im Jahre 2000 wahrscheinlich.

Die deutschen Unternehmen würden auch im laufenden Jahr in Rekordhöhe im Ausland investieren, sagte von Wartenberg. Dies sei aber keine Standortflucht, sondern ein "Zeichen der Stärke deutscher Unternehmen". Bei Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen in Deutschland sei ebenfalls ein Zuwachs zu verzeichnen. Doch werde die Lücke zwischen ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland und Investitionen deutscher Unternehmen im Ausland größer. Derzeit sei es schwer, Investitionen nach Deutschland zu holen. Als Gründe dafür nannte von Wartenberg "politisch veränderbare Rahmenbedingungen". Er rief die deutsche Politik dazu auf, "konsequente Strukturreformen" in der Steuerpolitik, am Arbeitsmarkt und bei den sozialen Sicherungssystemen umzusetzen. So könnten die positiven Signale im Außenhandel die Aufschwungkräfte insgesamt beleben.

jhw

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