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Alles noch im Fluss. Deutsche Unternehmen interessieren sich mehr und mehr für Afrika, die wenigsten aber investieren.

© picture-alliance/ dpa

Deutsche Unternehmen in Afrika: Jenseits der Revolution

Am Mittwochabend haben Experten bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung darüber diskutiert, welche Rolle deutsche Firmen bei der Demokratisierung in Afrika spielen können.

Noch immer steht vieles still. Während in Tunesien die meisten Firmen schon fast wieder zur Normalität zurückgekehrt sind, läuft die Wirtschaft in Ägypten längst noch nicht wieder wie vor der Revolution. In den staatlichen Unternehmen streiken die Arbeitnehmer regelmäßig. Der Tourismus, an dem jeder achte Arbeitsplatz des Landes hängt, läuft nur langsam wieder an. Anders ist das nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) bei den rund 80 deutschen Unternehmen vor Ort. Schon vor gut einem Monat haben sie ihre Arbeit wieder aufgenommen, nachdem sie ihr Personal während der Unruhen kurzzeitig aus dem Land geflogen hatten. „Weil sie schon jetzt ordentliche Löhne zahlen und Sozialleistungen wie beispielsweise betriebsinterne Renten bieten, ist dort die Streikbereitschaft relativ gering“, sagte Heinz Schwiderowski vom DIHK.

Momentan weiß niemand, in welche Richtung die Region steuert. Welche Rolle deutsche Firmen bei der Errichtung demokratischer Strukturen in Afrika insgesamt spielen können, diskutierten Experten am Mittwochabend in der Reihe „Säulen der Demokratie“ bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.

Das Interesse deutscher Firmen, in Afrika zu investieren, wächst – und zwar nicht nur in der arabischen Welt, sondern auch südlich der Sahara. Der Rohstoffreichtum lockt die Unternehmen ebenso wie mangelnde Infrastruktur und fehlendes Expertentum. Doch viele Firmen schrecken noch vor Korruption und instabilen Verhältnissen zurück. In der arabischen Welt muss das Vertrauen erst wieder wachsen, nachdem dort in manchen Ländern die Wirtschaft wochenlang stillstand und die Kaufhäuser brannten.

Die Angst vor weiteren Revolutionen könnte ein langfristiges Engagement bremsen. „Die Probleme sind die gleichen im Norden und im Süden“, sagte der angolanische Manager Adão Branco-Ferreira. Der Großteil der Bevölkerung profitiere nicht von den Ölvorräten und den Diamanten des Landes. „Aber sie sehen den Reichtum der anderen im Fernsehen. Dadurch kann es zu ähnlichen Explosionen wie in Nordafrika kommen.“

1000 bis 1200 deutsche Unternehmen sind südlich der Sahara mit eigenen Repräsentanzen vertreten. Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft geht darüber hinaus davon aus, dass rund 6000 Firmen mit dem Süden des Kontinents Geschäfte machen, ohne dort eine Vertretung zu haben. „Das klingt viel“, sagte Heiko Schwiderowski, Referatsleiter Afrika Südlich der Sahara vom DIHK. „Aber Deutschland hat rund 3,6 Millionen Unternehmen und eine Exportquote von rund 40 Prozent.“ Rund 700 der Firmen sind allein in Südafrika aktiv. „In gut der Hälfte der 47 Länder südlich der Sahara gibt es nicht mal zwei deutsche Investoren“, sagte Schwiderowski.

Das größte Wachstumspotenzial habe momentan Angola. Das Land an der Atlantikküste hat zwar inzwischen ein ähnliches Bruttoinlandsprodukt wie Südafrika, jedoch würden 90 Prozent der Waren importiert, sagte Adão Branco- Ferreira. Er appellierte an internationale Investoren, immer auch an die Nachhaltigkeit zu denken und durch Geschäfte mit Partnern vor Ort die lokale Wirtschaft zu stärken.

Diesen Kurs fährt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit schon seit längerer Zeit. Trotzdem ergäben sich gerade in Afrika große Probleme, sagte Klaus Pähler, Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Nigeria. „Es ist eine moralische Gratwanderung. Zum Beispiel Nigeria ist von Korruption zerfressen. Die Unternehmen müssen aufpassen, mit wem sie Geschäfte machen.“

Nach Meinung von Heinz Schwiderowski ist diese Verantwortung beim allergrößten Teil der deutschen Firmen gegeben: „Sie können es sich gar nicht anders erlauben. Irgendwann kommen diese Dinge ans Licht und der Imageschaden wäre immens.“ Der DIHK empfiehlt deswegen eine Null-Toleranz-Strategie. „Es ist richtig, Fehlverhalten gnadenlos an den Pranger zu stellen.“

Und deutsche Firmen könnten in der gesamten Region einen Vorbildcharakter haben: „In Tunesien fordern die Arbeitnehmer nun mehr Mitspracherecht“, sagte Schwiderowski. Und die geregelten Strukturen, die sie in den 280 deutschen Firmen im Land kennenlernten, hätten mit dazu beigetragen, dass die jungen Leute auf die Straße gegangen sind.

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