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Wirtschaft: Deutsche Wirtschaft befreit sich aus der Rezession

Bruttoinlandsprodukt wächst im Sommer um 0,2 Prozent – dank des starken Exports / Zentralbank erwartet Aufschwung ab 2004

Berlin/Frankfurt (Main) (brö/sök/ro). Die deutsche Wirtschaft ist zwischen Anfang Juli und Ende September erstmals in diesem Jahr wieder gewachsen. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte, wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Während die Europäische Zentralbank (EZB) eine deutliche Konjunkturerholung in Europa vorhersagte, sprach das Handwerk von einer unverändert schlechten Lage.

Motor der wirtschaftlichen Erholung im Sommer war der Export – trotz des gestiegenen EuroKurses. Dagegen ging die Nachfrage im Inland zurück, weil der Konsum und die Investitionsnachfrage so schwach ausfielen. Unter dem Strich lag der Wert des BIP bei 497,7 Millionen Euro. In den ersten beiden Quartalen dieses Jahres war die Summe neu erstellter Produkte und Dienstleistungen um jeweils 0,2 Prozent zurückgegangen – damit steckte Deutschland in der ersten Jahreshälfte in einer Rezession. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) erklärte, der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung sei zur Jahresmitte durchschritten worden. Aktuelle Indikatoren deuteten auf eine Fortsetzung der Aufwärtsentwicklung im vierten Quartal hin. “

Volkswirte waren indes unzufrieden mit den Daten. „Von einem echten Aufschwung kann man noch nicht sprechen“, urteilte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Invesco in Frankfurt (Main). Das sieht auch Ulrich Kater, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft bei der Deka Bank, so. „Das ist nicht die Art von Wachstum, die wir brauchen“, sagte er. „Dieses Muster – die Außenwirtschaft als Säule der Erholung – wird noch eine Weile vorherrschen. Immerhin sind die Zeichen für eine Erholung im kommenden Jahr robust, ein Szenario wie 2002 droht dieses Mal nicht.“ Damals hatten viele Umfragen bereits auf ein stärkeres Wachstum hingedeutet – ein Plus war aber ausgeblieben. Für das kommende Jahr gehen die meisten Fachleute von einem Wirtschaftswachstum zwischen 1,5 und 2,0 Prozent aus.

Das Handwerk erwartet für 2004 nur eine geringfügige Besserung seiner Lage. Der Umsatz der Branche werde statt um fünf nur noch um 4,1 Prozent zurückgehen, prognostizierte Hanns-Eberhardt Schleyer, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), am Donnerstag in Berlin. Der Rückgang entspreche Einnahmeausfällen von fast 20 Milliarden Euro und werde rund 266000 Arbeitsplätze kosten. 2004 werde sich die Situation nur geringfügig verbessern: Der Umsatz werde zwischen einem und zwei Prozent schrumpfen, je nach Fortschreiten des Reformprozesses. Der Arbeitsplatzabbau werde sich dann zwischen 100000 und 150000 bewegen.

Auch in anderen Ländern Europas bessert sich die Konjunkturlage. Nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank zeigen jüngste Daten, dass die Erholung in den Ländern der Währungsunion „deutlich voranschreite“. Wie es im Monatsbericht für November heißt, werde des in diesem Jahr ein halbes Prozent Wachstum geben, im kommenden 1,7 Prozent. Einen positiven Einfluss auf den Arbeitsmarkt bedeute das aber nicht.

Leichte Sorgen bereitet den EZB-Experten die Inflationsrate. Sie werde in den kommenden Monaten „nicht ganz so rasch und stark“ zurückgehen wie eigentlich erhofft. Zuletzt lag sie im Euroraum bei 2,1 Prozent. Die EZB sieht Preisstabilität bei einem Niveau von nahe bei oder unter zwei Prozent erreicht. Eine Zinsanhebung ist gleichwohl im Moment kein Thema. Der geldpolitische Kurs sei angemessen, heißt es. Beobachter erwarten frühestens Mitte 2004 höhere Leitzinsen.

An der Börse sorgten diese Meldungen nur für verhaltene Freude – der deutsche Aktienindex Dax stieg nur um 0,46 Prozent auf 3765,59 Punkte. Schuld daran war das erneut gestiegene Handelsdefizit der USA, das im September bei 41,3 Milliarden Dollar gelegen hatte. Verantwortlich dafür waren vor allem Einfuhren aus China, erklärte das Arbeitsministerium in Washington. Die Anleger fürchten daher einen weiteren Verfall des Dollarkurses.

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