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Wirtschaft: Deutsche Wirtschaft im Höhenrausch

Gut gelaunte Manager, konsumfreudige Bürger – derzeit trotzt die Konjunktur allen Gefahren

Berlin - Die deutsche Wirtschaft verliert nach dem kräftigen Jahresstart entgegen den Erwartungen kaum Tempo. Das Ifo-Geschäftsklima blieb im Mai überraschend stabil, trotz der Risiken durch teure Energie, Inflation und die Schuldenkrise. Die Kraft des Aufschwungs kommt zu zwei Dritteln aus dem Inland, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Investitionen der Unternehmen sowie der private Konsum stützten das Wachstum von 1,5 Prozent im ersten Quartal. Ökonomen erwarten, dass der Aufschwung an Kraft verliert – das befürchten sie allerdings schon seit Monaten.

„Die Konjunkturampeln in Deutschland stehen nach wie vor auf grün“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn zur Umfrage unter 7000 Managern. Der Geschäftsklimaindex verharrte im Mai überraschend auf dem Vormonatsniveau von revidiert 114,2 Zählern, nachdem das wichtigste deutsche Stimmungsbarometer zuvor zweimal gesunken war. Der Grund: Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Lage so gut wie noch nie seit der Wende. Bei den Aussichten gab es dagegen Skepsis, der Teilindex ging zurück.

Im Einzelhandel hellte sich die Stimmung deutlich auf, im Großhandel trübte sie sich weiter ein, am Bau blieb sie fast unverändert. „Wir befinden uns noch immer in einer Boomphase“, sagte Christian Schulz von der Berenberg Bank. „Wir werden nur ganz, ganz langsam eine Eintrübung bekommen.“ Auch Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sieht die Firmen in „glänzender Verfassung“. Andreas Scheuerle von der Deka-Bank warnt vor einer Überhitzung: „Soll der Aufschwung noch lange Zeit Früchte tragen, ist es gut, wenn wir einen Gang zurückschalten.“

Die Wirtschaft wächst immer stärker aus eigener Kraft, wie das Statistikamt mit der Bestätigung seiner ersten Schätzung zum Quartalswachstum befand. Überraschend ist, dass neben den hohen Investitionen die Verbraucherausgaben so stark zulegen – trotz der steigenden Preise. Der Zuwachs von 0,4 Prozent war das fünfte Quartal in Folge mit einem Konsumplus. „Das gab es zuletzt 1996/97“, sagte Andreas Rees von der Bank Unicredit.

Als „phänomenal“ bezeichnete auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer die Daten. „Das lässt sich natürlich nicht durchhalten.“ Die Dynamik werde im Jahresverlauf schwächer werden. Dennoch rechnen viele Ökonomen für das Gesamtjahr mit einem um 3,5 Prozent höheren Bruttoinlandsprodukt. Der Vorsprung gegenüber den Nachbarländern werde bleiben, urteilte Krämer. „Die deutsche Wirtschaft sollte sich vermutlich auf Jahre besser entwickeln als der Rest des Euro-Raums“, sagte er. brö/rtr

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