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Wirtschaft: Deutscher Kapitalmarkt: "Die deutsche Börsenaufsicht ist ein zahnloser Tiger"

Die US-InvestmentBank Goldman Sachs fordert eine deutliche Verschärfung der Regeln für den deutschen Kapitalmarkt. Insbesondere die WertpapierAufsicht müsse gestärkt werden, sagte Alexander Dibelius, Geschäftsführer von Goldman Sachs Deutschland, beim Club Wirtschaftspresse in München.

Die US-InvestmentBank Goldman Sachs fordert eine deutliche Verschärfung der Regeln für den deutschen Kapitalmarkt. Insbesondere die WertpapierAufsicht müsse gestärkt werden, sagte Alexander Dibelius, Geschäftsführer von Goldman Sachs Deutschland, beim Club Wirtschaftspresse in München.

Die Aufsichtsbehörde dürfe kein "zahnloser Tiger" sein. Sie müsse vielmehr mit wirksamen Sanktionsmechanismen bei Verstößen gegen die Gesetze ausgestattet werden. Als Vorbild nannte er die amerikanischen Börsenaufsicht SEC. Zudem spricht sich Dibelius für eine Beschneidung der Macht der Analysten aus. Der Investment-Banker schlägt vor, auf Studien von Analysten bei Börsengängen ganz zu verzichten. Im Gegenzug soll der Emissionsprospekt eine Bedeutung wie in den USA bekommen. Dort sind alle relevanten Aussagen bei einem Going Public im Börsenprospekt zu finden. Auf dieser Grundlage können Anleger auch Prognosen der Unternehmen einklagen.

Dieser Weg müsse auch in Deutschland beschritten werden, forderte Dibelius. Analysten-Berichte hält er erst nach dem Börsengang für sinnvoll. Damit könnte manche Fehlentwicklung, etwa am Neuen Markt, korrigiert werden. Dibelius befürwortet zudem eine weitere schnelle Umstellung auf US-Bilanz-Standards. "Es wird kein Weg an US-GAAP vorbei führen", sagte er. Auch die Diskussion um den Sinn einer Quartalsberichterstattung sei "ein Anachronismus". Porsche hatte sich zuletzt geweigert, Quartalsberichte zu veröffentlichen.

Kritik äußerte Dibelius auch an der Haltung der deutschen Bundesregierung im Streit um die europäische Übernahmerichtlinie. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte zuletzt einen liberalen Richtlinien-Entwurf aus Brüssel abgelehnt und will die Position der von einer Übernahme bedrohten Unternehmen stärken. Deutschland könne sich nicht leisten, zu einer "Wagenburg-Mentalität" zurückzukehren, sagte Dibelius. Die Bundesregierung soll sich vielmehr "an die Spitze der Bewegung" setzen und ein möglichst liberales Übernahmerecht einführen.

cbu

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