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Keine Geschenke. Sparkassenkunden werden um Kontogebühren offenbar nicht herumkommen.

© dpa

Deutscher Sparkassen- und Giroverband: „Zeit kostenloser Konten ist vorbei“

Die EZB hat die Niedrigzinsen zementiert - und Deutschlands Sparkassen müssen gegensteuern. Kostenfreie Kontoführung dürfte bald ein Ende haben.

Die Sparkassenkunden müssen sich wegen der Niedrigzinsen auf steigende Preise für die Dienstleistungen der Institute einstellen. „Die Zeit von kostenlosen Girokonten ist vorbei. Wir werden angesichts der Zinslandschaft unsere Leistungen verursachungsgerechter bepreisen müssen“, sagt Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Auch beim Verkauf von Fonds, Wertpapieren und Krediten wird es zu Aufschlägen kommen. „Wir werden das Provisionsgeschäft weiter forcieren“. Negative Zinsen für Privatkunden wollen die Sparkassen vermeiden. Ausschließen kann es Fahrenschon allerdings nicht, für den Mittelstand werde es bei großen Beträgen aber schon bald „Verwahrgebühren“ geben. Zugleich drehen die Sparkassen an der Kostenschraube. 

Fusionen bleiben deshalb im Sparkassenbereich an der Tagesordnung, Filialen werden geschlossen und Arbeitsplätze abgebaut. Allein im vergangenen Jahr wurden im Sparkassensektor mehr als 6.400 frei gewordene Stellen nicht wieder besetzt. Am Jahresende waren es noch knapp 234.000 Beschäftigte, die Zahl der Institute ging von 417 auf 409, die der Filialen von 14.800 auf 14.450 zurück. 

"Draghis Politik schadet der deutschen Altersversorgung"

Fahrenschon macht für diese Entwicklung allein die Europäische Zentralbank (EZB) und ihre Zinspolitik verantwortlich, wie er am Dienstag in Frankfurt betonte. „Die Geldpolitik der EZB ist falsch. Sie ist gefährlich. Sie ist nutzlos, weil keinerlei positive Effekte mehr erkennbar sind“. Dies treffe auf mittlere und längere Sicht vor allem die Altersversorgungen der Deutschen. „Es wird krass unterschätzt, welche Lücken sich hier im Alter auftun werden.“ Dies gelte für gesetzliche und private Krankenversicherer, Pensionsfonds, die Zusatzversorgungen, die gesetzliche Rentenversicherung, Stiftungen und Industrie und Mittelstand bei nicht mehr ausfinanzierten Pensionszusagen. 

Nach Angaben des Sparkassen-Präsidenten haben einzelne Institute schon im vergangenen Jahr die Preise angehoben. Auch die rund 1,4 Millionen Bürgerkonten und 250.000 Flüchtlingskonten, die nur auf der Basis von Guthaben geführt werden können, würden nicht mehr kostenfrei bleiben können. Den zunehmen Kosten- und Fusionsdruck führt Fahrenschon aber nicht nur auf die Zinspolitik der EZB, sondern auch auf die in seinen Augen überzogene und undifferenzierte Regulierung zurück, die gerade Sparkassen und Volksbanken übermäßig belaste. Generell seien die Zeiten vorbei, so Fahrenschon, in denen diese Kosten und Bankdienstleistungen und damit auch Girokonten durch Zinsüberschüsse quersubventioniert werden könnten. 

Tatsächlich ist der Zinsüberschuss der 409 Sparkassen im vergangenen Jahr um 154 Millionen Euro auf 23 Milliarden Euro geschrumpft. Vor allem dank kräftig erhöhter Verkäufe von Wertpapieren und Investmentfonds erhöhte sich der Provisionsüberschuss allerdings um knapp 340 Millionen auf 6,9 Milliarden Euro.

Netto-Gewinn von zwei Milliarden Euro

Trotz des widrigen Zinsumfeldes kann der DSGV allerdings über die Geschäftslage der Sparkassen nicht klagen. Im Gegenteil. Im Kreditgeschäft gab es 2015 ein Plus von 3,4 Prozent auf 745 Milliarden Euro. Allein an Unternehmen und an Selbstständige wurde 81 Milliarden Euro neu ausgeliehen, ein Plus von 17 Prozent. Für private Bauherren wurden neue Kredite im Volumen von 52 Milliarden Euro zugesagt, ein Zuwachs von mehr als 23 Prozent. „Noch nie in der Geschichte haben die Sparkassen so vielen Menschen zum eigenen Haus oder der eigenen Wohnung verholfen“, sagt Fahrenschon. Unter dem Strich hätten die Sparkassen alle neu hereingekommenen Einlagen in „gutes“ Kreditgeschäft in der jeweiligen Region, in Wohnimmobilien und in Unternehmenskredite investiert. Netto blieb den Instituten 2015 ein Gewinn von zwei Milliarden Euro, ähnlich viel wie 2014. Daneben konnten sie nach Angaben von Fahrenschon 6,2 Milliarden Euro in die Stärkung ihrer Kapitalbasis stecken.

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