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Wirtschaft: Deutschland bleibt das Schlusslicht in Europa

Konjunktur kommt nicht in Gang – trotz besserer Stimmung

Düsseldorf (HB). Die Konjunktur in der EuroZone kommt nicht vom Fleck. Das signalisiert der Handelsblatt-Eurokonjunktur-Indikator, der im Februar den vierten Monat in Folge nahezu stagniert. Vor allem ist in Deutschland keine Wende in Sicht - selbst wenn die europäischen Nachbarn wieder auf Wachstumskurs gehen sollten.

„Der drohende Irak-Krieg liegt wie ein schwerer Schatten über den Konjunkturhoffnungen", sagt Ulrich van Suntum, Ökonomieprofessor an der Universität in Münster, der den Eurokonjunkturindikator entwickelt hat. Das größte Problem sieht er in der tiefen Verunsicherung von Investoren und Verbrauchern. „Auch alle Konjunkturprognosen stehen und fallen mit der weiteren Entwicklung in Nahost", sagt van Suntum. Nur wenn sich die Wirtschaft ab der Jahresmitte erhole, könne eine Wachstumsrate von 1,8 Prozent in diesem Jahr noch erreicht werden – dieses Wachstum hatten die Europastatistiker vorausgesagt.

Laut van Suntum gibt es aber eine „Grunddynamik, die nach oben zeigt". Die Stimmung der Unternehmer in Euro-Land hatte sich von Juli bis Dezember tendenziell leicht verbessert – erst im Januar hat sich die Laune der Firmenchefs deutlich getrübt. Das geht aus den monatlichen Umfragen der EU-Kommission hervor. Damit wird deutlich, dass Zukunftssorgen die an sich positive Entwicklung überlagern. Folge: Trotz inzwischen wieder besser gefüllter Auftragsbücher schrauben die Unternehmer ihre Produktionserwartungen zurück. Noch größer ist die Verunsicherung bei den Verbrauchern. Der Index des Konsumentenvertrauens ist im Januar erneut abgestürzt und liegt nun auf dem tiefsten Stand seit sechs Jahren. Den Verbrauchern bereitet weniger ihre persönliche Situation Sorge, als die allgemeine Wirtschaftslage und die Sorge vor Arbeitslosigkeit. Das ist auch im Vorfeld der Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt spürbar. Die 4800 Aussteller sehen mit gedämpften Erwartungen auf das Geschäftsjahr 2003.

Deutschland bleibt bis auf weiteres der kranke Mann Europas - das ist die Prognose eines Kreises europäischer Top-Ökonomen, der „European Economic Advisory Group" (EEAG). „Gleich, in welche Richtung sich die Konjunktur in Europa oder der Welthandel entwickelt, die deutschen Wachstumsraten werden wahrscheinlich noch eine ganze Weile die niedrigsten in Europa bleiben", heißt es im unveröffentlichten EEAG-Jahresbericht 2003, der dem Handelsblatt vorliegt.

Der 2002 ins Leben gerufene europäische Sachverständigenrat besteht aus neun renommierten Volkswirten aus sieben europäischen Ländern, darunter Ifo-Chef Hans-Werner Sinn und OECD- Ökonom Willi Leibfritz.

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