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Wirtschaft: Deutschland ist mittelmäßig innovativ

Auf Platz sechs von 13 Industriestaaten – USA und nordische Länder vorne

Berlin - Deutschland ist für Innovationen ein mittelmäßiger Standort. In einem Vergleich der 13 führenden Industrienationen erreicht die Bundesrepublik den sechsten Platz. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin erarbeitet hat. Spitzenreiter sind die USA vor Finnland, Schweden und Dänemark sowie Japan, teilten die Auftraggeber der Studie, die Deutsche Telekom Stiftung und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), am Mittwoch in Berlin mit. Auf den übrigen Plätzen folgen Großbritannien, Frankreich, Belgien, die Niederlande, Österreich, Spanien und Italien.

Positiv bewerteten die Experten, dass deutsche Unternehmen gut miteinander vernetzt seien, sowohl mit ihren Kunden als auch mit ihren Zulieferern. Allerdings sei die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen noch ausbaufähig, sagte Carsten Kreklau vom BDI. Dafür lobten die Wissenschaftler die fortwährenden Verbesserungen und neuen Ideen bei forschungsintensiven Industrien und im Dienstleistungsbereich.

Kreklau begrüßte, dass die neue Bundesregierung dem Innovationspotenzial einen großen Stellenwert eingeräumt habe. Denn ein Platz im oberen Mittelfeld sei zwar nicht schlecht, „aber nicht so spitze, wie wir eigentlich wollten“, gab der Geschäftsführer der Deutschen Telekom Stiftung, Ekkehard Winter, zu bedenken. Aufholbedarf bestehe bei der Finanzierung von Innovationen und vor allem im Bildungsbereich. „In Sachen Bildung zehren wir von vergangenen Errungenschaften“, sagte Winter. Auch bei zukunftsorientierten Spitzentechnologien und bei Neugründungen müsse Deutschland mehr tun. Für die Wissenschaftler sind die Deutschen zudem nicht risikofreudig genug. Sie hätten im Vergleich zu Menschen aus anderen Ländern deutlich weniger Interesse, ein Unternehmen zu gründen. „Aber für junge Forscher steht auch nicht genügend Risikokapital zur Verfügung“, stellte DIW-Projektleiter Axel Werwatz fest. Es sei noch nicht gelungen, hier einen Markt zu etablieren.

Negativ bewertet wurde außerdem, dass zu wenige Frauen am Innovationsprozess teilnähmen. CDU-Wirtschaftsexperte Laurenz Meyer erklärte dazu, vor allem Frauen scheuten oft Risiken. Das hemme ihre Teilhabe an Innovationsprozessen. „Wir brauchen wieder eine Technik- und Innovationsoffenheit in Deutschland.“ Es werde ein wichtiges Anliegen der Bundesregierung sein, die Einstellung der Bevölkerung in diesem Punkt zu ändern.

Das innovationsfeindliche Klima in Deutschland könne die Erfolge der Unternehmen auf dem Weltmarkt rasch zunichte machen, sagte der stellvertretende FDP-Chef Rainer Brüderle. Der Staat behindere Innovationen, indem er zu viel reguliere.

Die aus 150 Einzelindikatoren bestehende Studie „Innovationsindikator Deutschland“ wurde 2005 erstmals erstellt und soll von nun an jährlich erscheinen. Ziel sei es, „das öffentliche Bewusstsein für Forschung, Technologie und Innovation zu stärken“, sagte der Stiftungschef und ehemalige Außenminister Klaus Kinkel. Verglichen wurde Deutschland mit seinen zwölf Hauptkonkurrenten im weltweiten Innovationswettbewerb, da diese ein ähnliches Entwicklungs- und Einkommensniveau sowie vergleichbare politische und institutionelle Rahmenbedingungen hätten, erklärte Werwatz. „Aufhol-Länder“ wie China, Indien, Polen oder die Türkei hätten dieses Mal auf Grund fehlender Daten noch nicht berücksichtigt werden können. Sie seien aber für zukünftige Studien interessant.

Juliane Schäuble

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