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Deutschlands Top-Verdiener: VW-Chef Winterkorn kassiert am meisten

Deutsche Topmanager verdienen kräftig am Aufschwung mit. Doch der Erfolg der Unternehmen ist zweitrangig. Denn nach wie vor machen kurzfristige Boni und Prämien einen Großteil des Verdienstes aus.

Berlin - Von solchen Zuwächsen können normale Arbeitnehmer nur träumen: Durchschnittlich 4,5 Millionen Euro verdiente ein Chef eines Dax-Konzerns im vergangenen Jahr, und damit fast 22 Prozent mehr als 2009. Das geht aus einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hervor, die die Bezüge von Dax- und M-Dax-Vorständen untersucht hat. Damit kassieren die wichtigsten Konzernlenker im Land wieder so viel wie vor der Finanzkrise. Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer konnte dagegen kaum die Inflation kompensieren. Er kam laut Statistischem Bundesamt 2010 nur auf einen Lohnzuwachs von brutto 2,2 Prozent.

Unter den Vorstandsvorsitzenden der 30 Dax-Konzerne hat VW-Chef Martin Winterkorn mit 9,3 Millionen Euro den ehemaligen Top-Verdiener, Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann, an der Spitze abgelöst. 2010 verdiente Ackermann 8,99 Millionen Euro und belegte damit Rang zwei, dicht gefolgt von Siemens-Chef Peter Löscher. „Ich persönlich bin der Meinung, dass kein Vorstandschef mehr als zehn Millionen Euro verdienen sollte. Es entsteht sonst der Eindruck, dass wir nahe an der Störung des sozialen Friedens sind“, sagte DSW- Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker am Donnerstag in Frankfurt am Main.

Einfache Vorstandsmitglieder der Dax- Konzerne verdienten mit Jahresbezügen von durchschnittlich 2,9 Millionen Euro ebenfalls gut 20 Prozent mehr als noch 2009. Ganz vorn lagen die Vorstände der Deutschen Bank mit 6,5 Millionen Euro, am unteren Ende der Dax-Konzerne standen Beiersdorf und Commerzbank, die ihre Vorstände im Schnitt unterhalb der Millionengrenze vergüten.

Auch in der zweiten Börsenliga verdienten die Vorstandsvorsitzenden gut. Springer-Chef Mathias Döpfner erhielt an der Spitze der M-Dax-Konzerne ein geschätztes Jahressalär von 6,6 Millionen Euro. Es folgen Sky-Chef Brian Sullivan mit 5,8 und Puma-Chef Jochen Zeitz mit 4,8 Millionen Euro Jahresgehalt.

Der größte Teil des Anstiegs der Bezüge kam durch variable Zahlungen wie Boni oder Prämien zustande – weil die Unternehmen 2010 wieder gut verdienten. Die Boni sollen nach den neuen gesetzlichen Regelungen stärker an den langfristigen Unternehmenserfolg gekoppelt werden als früher. Zwar sieht die DSW einen Trend in diese Richtung, übt aber dennoch Kritik: „Unter den variablen Vergütungsbestandteilen sind die kurzfristigen Boni immer noch dominierend“, sagte Gunther Friedl, Mitautor der Studie und Inhaber des Controlling-Lehrstuhls an der Technischen Universität München. Der Untersuchung zufolge machen sie 40 Prozent der Vergütung aus.

Die Aktionärsschützer fordern auch mehr Transparenz. „Unserer Ansicht nach sollten die Berichte, auf denen die Börsenaufsicht SEC in den USA besteht, zum Vorbild genommen werden“, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Hocker. Hier gebe es auch Angaben zu Nebenleistungen wie Dienstwagen und Versicherungsbeiträgen. Immerhin ließen 27 der 30 Dax-Konzerne – bis auf MAN, Merck und Infineon – 2010 das Vergütungssystem ihrer Vorstände durch die Aktionäre beschließen. Widerstand gab es kaum.

Im internationalen Vergleich liegen die deutschen Managerbezüge der DSW zufolge auf einem mittleren Niveau. Die Vorstandsvergütung in den USA bleibt am höchsten; 2010 lag sie bei im Schnitt 12,1 Millionen Euro. Spitzenverdiener im Dow Jones war Disney-Chef Robert Iger. Er bekam umgerechnet 21,1 Millionen Euro.

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