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Wirtschaft: Devisenskandal verunsichert Frankfurt

Betrug auch hier möglich/US-Staatsanwalt erhebt Anklage

Frankfurt (Main)/New York (ro/pf). Die spektakulären Verhaftungen von 47 Devisenhändlern in New York sorgen auch in der Frankfurter Bankenszene für Unruhe. Die Dresdner Bank bestätigte am Donnerstag, einer der Betroffenen sei Mitarbeiter der Bank. Betrugsfälle dieser Art könnten auch in Deutschland nicht ganz ausgeschlossen werden, sagten Devisenhändler. Sie verwiesen allerdings auf die ausgefeilten Kontrollen im hiesigen Handel. „Sollte es Anhaltspunkte für Mängel geben, würden wir uns das genau anschauen“, sagte Sabine Reimer, Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzaufsicht (Bafin).

Die Dresdner Bank ist dem Vernehmen nach nicht direkt in den Skandal verwickelt. Wie aus New York zu hören ist, war der verhaftete Banker erst seit zwei Monaten beim InvestmentAbleger Dresdner Kleinwort Wasserstein angestellt. Die vom FBI erhobenen Vorwürfe beziehen sich angeblich auf seine Tätigkeit bei einem früheren Arbeitgeber. Unter dem Namen „Wertlose Münze“ (wooden nickel) hatte das FBI seit 18 Monaten kriminelle Machenschaften mit zum Teil fingierten Devisengeschäften aufgedeckt, die bereits vor 20 Jahren begannen. Die Opfer sind Kleinanleger, aber auch Großbanken wie UBS, J.P. Morgan Chase, Dresdner Kleinwort Benson oder Societé Générale. Inzwischen hat der New Yorker Staatsanwalt James Comey Anklage erhoben. Den Devisenhändlern drohen hohe Haftstrafen.

Die Anklagepunkte lauten auf Geldwäsche, Betrug, Erpressung, Meineid, Drogenhandel und Verstöße gegen die Waffengesetze. Zu den Beschuldigten gehört ein früheres Mitglied des Devisenmarktausschusses der Notenbank Federal Reserve, Stephen Moore. Er betrieb eine Maklerfirma namens Itrade, die im Auftrag von Großbanken arbeitete. Zwölf der Beschuldigten sollen für kleine Firmen gearbeitet haben, die nichts anderes als betrügerische Machenschaften betrieben hätten. Als die Sache aufzufliegen drohte, weil Kleinanleger Informationen anforderten, wurden die Firmen geschlossen und unter anderem Namen weitergeführt. So wurden Kundengelder in Millionenhöhe neu akquiriert und unter Einschaltung anderer Scheinfirmen reingewachen. Mehr als 1000 einzelne Anleger seien dazu gebracht worden, ihr Geld in Geschäfte mit klingenden Namen zu stecken, sagte Staatsanwalt Comey. „Es gibt viele Haie in diesem Wasser.“

Begünstigt wurden die Betrügereien durch den Umstand, dass der Devisenhandel anders als die Aktienbörse keine zentrale Steuerungsinstanz hat. Stattdessen schalten sich die Devisenhändler weltweit zu einem globalen Netz zusammen – verbunden über Computer und Telefon. Nach einer Schätzung aus dem Jahr 2001 beläuft sich das tägliche Handelsvolumen an den internationalen Devisenmärkten auf 1,2 Billionen Dollar.

„Der Devisenmarkt ist kein regulierter Markt. Jeder kann mitmischen“, sagte ein Händler einer Frankfurter Großbank. Zudem bestehe ein menschliches Risiko: Die Händler seien meist erst Mitte 20 und stünden unter einem gewaltigen Erfolgsdruck. Betrügereien wollen die Banken wie auch das Bafin auch hier zu Lande nicht ausschließen. „Ein Restrisiko bleibt immer“, hieß es. Andererseits gebe es in jeder Bank mehrstufige Kontrollsysteme mit einer klaren Trennung von Handel und Überwachung. Jeder Händler habe nur bestimmte Höchstbeträge zur Verfügung, es gebe laufend Plausibilitätsprüfungen und es werde genau beobachtet, mit wem gehandelt werde. Sei dies ständig der gleiche Partner, werde dies analysiert. Lücken seien trotzdem nicht ausgeschlossen. „Um so mehr sind wir daran interessiert, was in New York passiert ist. Dann können wir unsere Vorschriften entsprechend anpassen“, sagte ein Frankfurter Händler.

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