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Wirtschaft: DGB wählt Vorstand – mit Ach und Krach

Engelen-Kefer unterliegt der Christdemokratin Sehrbrock / Schwaches Ergebnis für Michael Sommer

Berlin - Ursula Engelen-Kefer hat den Kampf um den stellvertretenden DGB-Vorsitz verloren. Sie unterlag am Dienstag auf dem Bundeskongress des DGB in einer Kampfkandidatur gegen Ingrid Sehrbrock mit 43,2 zu 56,8 Prozent. Engelen-Kefer hatte sich erst am Dienstagvormittag zur Kandidatur entschlossen und dadurch den Kongress im Berliner Estrel Hotel in Turbulenzen gestürzt. Das CDU-Mitglied Sehrbrock war von den Gewerkschaftsvorsitzenden nominiert, die 62-jährige Engelen-Kefer mit Hinweis auf ihr Alter nicht mehr nominiert worden. Der bisherige DGB- Chef Michael Sommer wurde mit 78,4 Prozent wiedergewählt, vor vier Jahren hatte Sommer noch 94 Prozent der Stimmen bekommen.

Auch sonst gelang die Vorstandswahl nur mit Hängen und Würgen. Einer der Kandidaten, der von der IG Metall entsandte Claus Matecki, fiel im ersten Durchgang mit 44 Prozent durch. Nach der Mittagspause appellierte Michael Sommer an die Delegierten, Matecki doch noch zu wählen. So kam es dann auch. Im zweiten Versuch bekam der Vertraute von IG Metall-Chef Jürgen Peters 62,6 Prozent. Damit stand der fünfköpfige Vorstand.

Der frühere DGB-Chef Dieter Schulte, der als Gast an dem einwöchigen Kongress teilnimmt, bedauerte das Theater um Engelen-Kefer. „Diesen Abgang hat sie nicht verdient“, sagte Schulte dem Tagesspiegel. Verantwortlich für das Chaos seien die Gewerkschaftschefs, die den Kongress und den Personalvorschlag schlecht vorbereitet hätten. „Es ist schlimm, dass der ganze Kongress darunter leidet“, sagte Schulte.

Engelen-Kefer, die insgesamt 16 Jahre DGB-Vize war, verteidigte ihre Kandidatur, obwohl sie damit den Kongress gespalten hatte. Sie sei „überwältigt gewesen von der Zustimmung im Saal“ und habe ihre Anhänger nicht mit einem Rückzug enttäuschen wollen. Ihr Alter, Engelen-Kefer wird im Juni 63, sei von den Gewerkschaftsvorsitzenden als Grund für ihre Nichtnominierung vorgeschoben worden. „Auch mein Vorgänger ist mit 62 angetreten.“ Auf die Frage nach ihrer Zukunft antwortet Engelen-Kefer, sie werde jetzt „erst mal mein Büro aufräumen“.

Dem neuen DGB-Vorstand gehören neben Sommer, Sehrbrock und Matecki auch Annelie Buntenbach und Dietmar Hexel an. Das Grünen-Mitglied Buntenbach, die zuletzt die Sozialpolitik der IG Bau leitete, kam auf 78,8 Prozent, Hexel, der aus der IG Metall kommt, wurde von 69,6 Prozent wiedergewählt.

Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) begrüßte das Ergebnis der Vorstandswahl. „Es ist ein klares Votum für die Idee der Einheitsgewerkschaft“, sagte der Hauptgeschäftsführer der CDA, Martin Kamp, dem Tagesspiegel. „Die Zusammenarbeit mit dem DGB wird für Christdemokraten nun einfacher werden“, sagte er. Zu Engelen-Kefer habe die CDA nur „wenig intensive Arbeitskontakte“ unterhalten. Mit dem CDU-Mitglied Sehrbrock im DGB-Vorstand könne dies nun besser werden. Den DGB selbst sieht Kamp durch die Kampfabstimmung nicht beschädigt. „Für das Hick-Hack war Frau Engelen-Kefer allein verantwortlich“, sagte er.

Wegen des Chaos und insbesondere des Medieninteresses um Ursula-Engelen-Kefer verschob DGB-Chef Sommer die für den Dienstagnachmittag vorgesehene Grundsatzrede auf Donnerstag. Am heutigen Mittwoch wird Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Kongress ein Grußwort sprechen, am Donnerstag werden Arbeitsminister Franz Müntefering und Oskar Lafontaine von der Linkspartei erwartet.

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