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Wirtschaft: Dicke Luft im Hause Siemens

Angst vor weiteren Ausgliederungen / Betriebsräte wollen tariflosen Zustand vermeiden MÜNCHEN/BERLIN (tmh/mo).Im Hause Siemens droht Streit zwischen Management und Gewerkschaft.

Angst vor weiteren Ausgliederungen / Betriebsräte wollen tariflosen Zustand vermeiden MÜNCHEN/BERLIN (tmh/mo).Im Hause Siemens droht Streit zwischen Management und Gewerkschaft.Der Elektrokonzern will große Teile seiner Inlandsbelegschaft von zuletzt 192 000 Mitarbeitern zu Lohnverzicht oder Mehrarbeit bewegen.Das Personal ist zu Zugeständnissen bereit, hält die Forderungen des Managements aber für weit überzogen.Bis zu einem Fünftel des Einkommens stehe auf dem Spiel, sagte Gesamtbetriebsratschef Alfons Graf.Betroffen seien an die 25 000 Siemensianer.In Berlin und Brandenburg sollen es 800 sein, nach Angaben der IG Metall im Raum Berlin, Brandenburg und Sachsen sogar 3 500.Das Unternehmen spricht dagegen von bundesweit maximal 20 000 betroffenen Mitarbeitern.Siemens wolle die Sparten Gebäudetechnik und -management sowie technische Dienstleistungen in GmbHs ausgliedern, um sie aus dem derzeitigen Geltungsbereich des Metalltarifvertrags zu nehmen.Ziel des Konzerns sei es, die neuen Gesellschaften dann an den Handwerkstarifvertrag anzuhängen, was bis zu 20 Prozent weniger Lohn und eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit um zwei auf 37 Stunden bedeuten würde, sagte Graf.In bereits ausgegliederten Betrieben wird übrigens schon seit 1997 teilweise die Bayerische Handwerkstarifverordnung angewandt. In Teilbereichen wie der defizitären Gebäudetechnik leide Siemens in der Tat gegenüber Wettbewerbern an rund 20 Prozent Kostennachteil.Man sehe sich zunehmend mit Wettbewerbern konfrontiert, die an gar keine oder die Tarifverträge des Handwerks gebunden seien.Falls die Belegschaft die Änderungen akzeptiere, habe das etwa in der Montage positive Beschäftigungseffekte zur Folge, weil unter Kostendruck ausgelagerte Arbeiten wieder zurückgeholt werden könnten."Einkommensverluste sind nicht zu vermeiden," stellte ein Sprecher allerdings klar.Auf dem Spiel stehen auch Sonderregelungen, etwa Ansprüche aus der Altersversorgung und gegebenenfalls Kündigungsschutz.Zum Ausgleich biete Siemens längere Arbeitszeiten an.Den Vorwurf, weitere Ausgliederungen zu beabsichtigen, wies Siemens zurück.Es gehe nicht um die Ausgliederung von Geschäftsteilen, sondern Ergänzungstarifverträge, durch die man sich den Bedingungen der Konkurrenz annähern wolle, stellte das Unternehmen klar.Seit Anfang Februar werden Tarifgespräche geführt, die diese Woche in ihre dritte Runde treten.Bis März will man zu einem Ergebnis kommen.Weder Siemens noch die Belegschaft will sich zum Verlauf der Gespräche äußern.Für Graf ist aber klar, daß die Sparte technische Dienstleistungen mit ihren über 16 000 Mitarbeitern nichts im Tarifvertrag für das Handwerk verloren hat.Bei den Bereichen Gebäudemanagement und -technik würde die Wettbewerbsanalyse von Siemens dagegen zutreffen.Hier sei die Belegschaft zu "intelligenten Lösungen" wie flexibleren Arbeitszeiten oder erfolgsorientierter Bezahlung bereit.20 Prozent weniger Lohn sei aber nicht zumutbar, kritisierte Graf.Er warf dem Management vor, eine Ausgliederung der betroffenen Bereiche nur zu planen, um damit Tarifverträge umgehen zu können.Das Beispiel des Konzernbereichs Siemens Nixdorf Informationssysteme (SNI) bezeichnete Graf als "negatives Vorbild".Dort hat Siemens zuletzt Teile des Dienstleistungsgeschäfts ausgegliedert, sich damit vom Flächentarifvertrag gelöst und eine Arbeitszeiterhöhung ohne Lohnausgleich durchgesetzt.

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