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Wirtschaft: Dicke Luft zwischen USA und EU

Clinton will Fusion von Boeing und McDonnell Douglas mit allen Mitteln durchdrücken BRÜSSEL/BONN (tog/wei).Zwischen den USA und der Europäischen Union droht ein neuer Handelskrieg.

Clinton will Fusion von Boeing und McDonnell Douglas mit allen Mitteln durchdrücken BRÜSSEL/BONN (tog/wei).Zwischen den USA und der Europäischen Union droht ein neuer Handelskrieg.US-Präsident Bill Clinton hat angekündigt, seine Regierung werde es nicht hinnehmen, wenn die EU-Kommission den Zusammenschluß der beiden Flugzeughersteller Boeing und McDonnell Douglas aus wettbewerbsrechtlichen Gründen untersage.Für diesen Fall würden die USA handelspolitische Gegenmaßnahmen ergreifen.Gleichzeitig hat der französische Staatspräsident Jacques Chirac den Konflikt weiter angeheizt.Der von der US-Wettbewerbsbehörde schon genehmigte Zusammenschluß der beiden US-Flugzeug-Riesen sei ein "Angriff auf die europäischen Wirtschaftsinteressen".Die europäische Airbus-Industrie versucht seit Jahren, sich auf dem hart umkämpften Weltmarkt gegen Boeing zu behaupten.Chirac forderte deshalb die EU-Kommission auf, dem Druck Washingtons nicht nachzugeben.Am Mittwoch wollen die europäischen Wettbewerbshüter, die seit Monaten prüfen, ob die Übernahme von McDonnell Douglas durch den weltweit größten Hersteller von Zivilflugzeugen gegen die Regeln des fairen Wettbewerbs verstößt, ihre Entscheidung bekanntgeben. Unterdessen mehren sich in der EU die Stimmen, die vor einer Zuspitzung des Konflikts warnen.Besonders die EU-Staaten Deutschland, Großbritannien, Schweden und Finnland fürchten, daß ein neuer transatlantischer Handelskrieg ihren Exportindustrien schweren Schaden zufügen könnte.Die EU-Kommission werde sich bei ihrer Entscheidung von objektiven Kriterien leiten lassen, versicherte EU-Kommissionspräsident Jacques Santer.Schon jetzt dominiere Boeing aber weltweit den Markt für zivile Flugzeuge, heißt es in Brüssel.Bei einer Übernahme des Rüstungs- und Technologieunternehmens McDonnell Douglas, das von den subventionierten Entwicklungsaufträgen der US-Luftwaffe profitiere, sei die Gefahr groß, daß Boeing seine marktbeherrschende Stellung weiter ausbauen könne. Offenbar haben sich die Vertreter der EU und von Boeing, die am Wochenende wieder ihre Verhandlungen aufgenommen haben, in zahlreichen Punkten einem Kompromiß genähert.Stein des Anstoßes sind jedoch Exklusivverträge, die Boeing in den vergangenen Wochen mit den Luftfahrtgesellschaften American, Delta und Continental Airlines abgeschlossen hat.Demnach müssen sich die drei Unternehmen im Gegenzug für Preisrabatte verpflichten, in den nächsten 20 Jahren nur Boeing-Flugzeuge zu kaufen.Bisher hat Boeing lediglich angeboten, die Laufzeit dieser Abkommen, die von den EU-Wettbewerbshütern als "Knebelverträge" bezeichnet werden, zu verkürzen. Unterdessen hat Bundeskanzler Helmut Kohl die Neuordnung der europäischen Luftfahrtindustrie zur Chefsache erklärt.Der Umbau des Airbus-Konsortiums sei eine bedeutende Sache und eine Antwort auf die amerikanische Herausforderung, sagte Kohl am Freitag in Bonn.Differenzen mit Frankreichs Regierungschef Jospin wolle er bei einem Treffen Ende August ausräumen.

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