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Wirtschaft: Dickes Fell

Bewährungshelfer sind Unterstützer und Aufpasser – und gefragt.

Eine Bewährungsstrafe ist für einen Verurteilten ein Warnschuss. Er muss in einem Zeitraum zwischen zwei und fünf Jahren bestimmte Auflagen erfüllen und darf nicht mehr straffällig werden – sonst kommt er hinter Gitter. Bewährungshelfer sollen die Täter dabei unterstützen, diesen Warnschuss zu nutzen und auf den rechten Weg zurückzufinden. Die nach Schätzungen des Berufsfachverbandes rund 3000 Helfer in Deutschland müssen dabei einen schwierigen Spagat zwischen Nähe und Distanz meistern.

„Der Bewährungshelfer ist kein Wachhund, der die Straffälligen auf Schritt und Tritt begleitet“, sagt Wilfried Nodes, Sprecher des Deutschen Berufsverbands für Soziale Arbeit aus Berlin. „Er ist eher ein Berater, an den sich die Klienten wenden.“ Bewährungshelfer unterstützen bei der Beantragung von Arbeitslosengeld oder bei der Wohnungssuche, sagt Monika Herz-Moske, Vorstand des Fachbereichs Soziale Dienste der Deutschen Justiz-Gewerkschaft (DJG). Bei straffälligen Jugendlichen kommen dazu nacherzieherische Maßnahmen: Der Bewährungshelfer stellt etwa sicher, dass der Teenager eine Ausbildung macht.

„Da die Aufgaben in diesem Berufsfeld anspruchsvoll sind, wird ein Studium der Sozialen Arbeit oder Sozialpädagogik vorausgesetzt“, sagt Nodes. Auch das Pauken von Paragrafen dürfen angehende Bewährungshelfer nicht scheuen. Dazu kommen Vorlesungen über Psychologie und Psychotherapie. „In dem Beruf spricht man mit dem Klienten viel über seine Tat und Reue. Man ist ein halber Psychologe“, sagt Nodes. Herz-Moske rät Studenten dazu, möglichst früh in den Semesterferien ein Praktikum bei der Bewährungshilfe zu absolvieren, wenn sie sich für den Beruf interessieren. Ein Bachelor reicht für die Bewerbung auf eine Stelle aus. „Ein Master ist natürlich schön, aber damit ist man fast überqualifiziert“, sagt Lisa Jani, Sprecherin der Berliner Senatsverwaltung für Justiz, welche die Berliner Bewährungshelfer beschäftigt.

Ein Bewährungshelfer ist Unterstützer, aber auch Aufpasser. Er muss kontrollieren, ob der Verurteilte seine Auflagen erfüllt. „Verletzt der Klient eine Auflage, muss der Bewährungshelfer das dem zuständigen Gericht melden“, sagt Herz-Moske. Unter Umständen kann er auch die Aufhebung der Bewährung einleiten – der Verurteilte muss dann ins Gefängnis. Parallel müsse man aber auch das Vertrauen des Klienten gewinnen und sich auf diesen einlassen, sagt Nodes. „Egal was der Mensch getan hat – man muss ihm erst mal vorurteilsfrei begegnen.“

Unter den Betreuten sind auch Schläger, Sexualstraftäter und vorzeitig entlassene Mörder. Zwar wurde ihnen bescheinigt, dass sie für die Allgemeinheit keine Gefahr mehr sind – sonst bekämen sie keine Chance auf Bewährung. Außerdem treffe man sie fast immer in geschützten Räumen wie dem eigenen Büro. „Aber sympathisch sind sicher nicht alle Klienten, und man wird ab und zu angepöbelt oder angeschrien“, erzählt Nodes.

Rund ein Drittel der Bewährungsstrafen werden laut dem Statistischen Bundesamt widerrufen. „Es will nicht jeder Hilfe haben, man kann nicht jeden retten“, sagt Herz-Moske. Gerade für junge Berufsanfänger sei es schwierig, das zu akzeptieren. „Man betreut oft bis zu 100 Klienten parallel. Einige davon sieht man nur alle drei Monate, aber andere stehen jeden zweiten Tag auf der Matte“, sagt Herz-Moske. Rund zwei Stunden Zeit habe ein Bewährungshelfer im Schnitt für jeden Klienten, sagt Nodes – im Monat. Termine am Abend und am Wochenende sind keine Seltenheit, die Berater müssen ihre Arbeitszeiten meist flexibel einteilen.

Die Berufsaussichten für Bewährungshelfer seien aber sehr gut. Nach einem Anerkennungsjahr und einer weiteren Probezeit werden Bewährungshelfer in der Regel verbeamtet. Die Ausnahme bildet Baden-Württemberg: Hier wurde 2007 die Bewährungshilfe privatisiert. dpa

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