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Wirtschaft: Die Analysten werden optimistischer

Bislang bauten die Optimisten unter den Investoren und Bankexperten vor allem auf das Prinzip Hoffnung. Jetzt deutet auch eine harte Messzahl eine baldige Trendwende der Konjunktur und der Aktienmärkte: Der Pessimismus bei den Gewinnprognosen der Analysten lässt nach.

Bislang bauten die Optimisten unter den Investoren und Bankexperten vor allem auf das Prinzip Hoffnung. Jetzt deutet auch eine harte Messzahl eine baldige Trendwende der Konjunktur und der Aktienmärkte: Der Pessimismus bei den Gewinnprognosen der Analysten lässt nach. Zwar korrigieren die Aktienexperten ihre Schätzungen weiterhin eher nach unten als nach oben. Aber das zeitweise erdrückende Übergewicht der negativen Revisionen geht zurück.

Bei den Ertragsschätzungen für US-Firmen schaffte der Analystenindikator kurz vor dem Jahreswechsel die Wende. Und seit kurzem hat der Trend auch für Europas Unternehmen nach oben gedreht. "Man kann jetzt von einem stabilen Aufwärtstrend sprechen", sagt Anlage-Expertin Edwina Neal vom US-Investmenthaus Lehman Brothers in London. "Das Verhältnis von Herauf- zu Herabstufungen ist einer der ersten Frühindikatoren, der einen Aufschwung in der Gesamtwirtschaft und an den Börsen anzeigt", sagt Neal. Die Lehman-Strategen haben nachgewiesen, dass der Prognose-Indikator im Schnitt rund sechs Monate früher dreht als die Konjunktur. Sie fanden zudem einen recht stabilen Zusammenhang zwischen der Analystenkennziffer und dem Börsentrend.

"Andere wichtige Frühindikatoren wie die Stimmungslage bei den Unternehmen und die Renditestrukturkurve bestätigen das positive Signal der Analystenrevisionen", sagt Lehman-Volkswirtin Jane Edwards. Sie erwartet eine baldige Erholung der Konjunktur in Europa und auch in den USA, dort aber weniger stark. Für die weltweiten Börsen prognostizieren die Lehman-Strategen mehr als 15 Prozent Plus in diesem Jahr. Auch die weniger optimistischen Strategen der Dresdner-Bank-Tochter Kleinwort Wasserstein achten genau auf die Trendwende bei den Gewinnrevisionen.

"Wir haben immer darauf gewartet, dass die Herabstufungswelle abflaut", sagt Dresdner-Stratege James Montier. Jetzt sei diese Voraussetzung eingetroffen - "doch leider sind Aktien zu teuer", dämpft Montier allzu großen Optimismus. Nach seinen Berechnungen liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei US-Aktien derzeit mit 50 astronomisch hoch, wenn man auch Firmen mit Verlusten berücksichtigt. "Die kurzfristigen Börsenaussichten haben sich allerdings verbessert", sagt Montier.

Fondsmanager Anko Beldsnijder von Griffin Capital Management sieht die Wende bei den Ertragsprognosen skeptisch:"Das Signal ist klar positiv, aber am Jahresanfang sind die Analysten meist optimistisch eingestellt", sagt er. Womöglich müssten die Experten im Laufe des Jahres ihre Schätzungen wieder senken.

Bis Ende vergangenen Jahres erlebten Anleger fast nur negative Überraschungen bei den Quartalsberichten. Schon im Vorfeld der Bilanzmeldungen stuften Analysten ihre Prognosen nach unten - und mussten sie nach Bekanntgabe der Zahlen oft noch weiter stutzen. Doch in jüngster Zeit tauchen erste Lichtblicke auf - beim Handyhersteller Nokia, beim Softwarekonzern SAP und beim Netzwerkausrüster Cisco. Positive Umsatzmeldungen von SAP sorgten nicht nur für weniger Herabstufungen, sondern viele Analysten hoben ihre Schätzungen sogar an.

Doch der Dresdner-Bank-Stratege Montier warnt vor Enttäuschungen in der neuen Quartalssaison, die diese Woche in den USA beginnt. Die neuen Quartalsergebnisse müssen zeigen, ob der positive Trend sich weiter festigt.

tmo, HB

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