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Wirtschaft: Die Angst des Sparers vor der Doppel-Null

Inzwischen hat es auch der letzte gemerkt: Der Jahreswechsel kommt näher. Und mit ihm auch der Weltuntergang.

Inzwischen hat es auch der letzte gemerkt: Der Jahreswechsel kommt näher. Und mit ihm auch der Weltuntergang. Glaubt man den Kassandra-Rufen der Informatiker, dürfte beim Zeitensprung ins Jahr 2000 so ziemlich alles schief gehen, was nur schief gehen kann: Atommeiler explodieren, Militärsysteme kollabieren, Volkswirtschaften brechen zusammen, und alle Menschen werden arm. Denn die EDV, so erklären uns die Computer-Experten, ist so dumm zu glauben, daß wir am 1. Januar in das Jahr 1900 zurückversetzt werden und nicht etwa in das Jahr 2000. Im Jahr 1900 existierten aber weder unsere Giro- noch unsere Depotkonten, der elektronische Börsenhandel war noch nicht erfunden, also macht der Computer reinen Tisch: Weg mit der Knete.Die Software-Branche verdient mit dem Jahr-2000-Problem Milliarden. Ihre Warnungen haben einen handfesten kommerziellen Hintergrund. Allein die deutsche Kreditwirtschaft hat zehn Mrd. DM investiert, um ihre Computer für den Millenniums-Wechsel zu rüsten. Auch die Versicherungswirtschaft setzt ihren Kunden die Pistole auf die Brust und zwingt sie, in die Sicherheit ihrer Anlagen zu investieren: Wer sich nicht ausreichend kümmert, fliegt raus. Das Donnerwetter wirkt: Die Sensibilität der Unternehmen wächst, Deutschland dürfte das nächste Silvester wohl im großen und ganzen unbeschadet überstehen.Das gilt auch für Sparer und Anleger. Sie brauchen um ihr Kapital nicht zu bangen. In einem weltweiten Test haben die Rechner der Geldhäuser den simulierten Jahressprung jüngst anstandslos bewältigt. Das läßt hoffen. Außerdem wollen die Banken weiter prüfen und testen, um auf Nummer sicher zu gehen. An verrückten Computern dürfte unser Finanzsystem also nicht zerbrechen. Eher an verängstigten Sparern. Denn wenn sie in Scharen zu den Banken laufen, um ihr Erspartes über die Jahreswende daheim zu bunkern, könnten sie die Geldhäuser ernsthaft in Schwierigkeiten bringen. Wenn die Menschen die Nerven verlieren, hilft auch keine neue Software. Dann herrscht Chaos, und das Geld ist wirklich weg.

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