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Wirtschaft: Die Angst vor dem Crash an der Börse wird immer größer

BERLIN .Die amerikanische Börse ist in Rekordlaune - erstmals schloß der Dow-Jones-Index 30 wichtiger US-Aktien am Montag oberhalb der Marke von 10 000 Punkten.

BERLIN .Die amerikanische Börse ist in Rekordlaune - erstmals schloß der Dow-Jones-Index 30 wichtiger US-Aktien am Montag oberhalb der Marke von 10 000 Punkten.Aber die Furcht vor fallenden Kursen ist so groß wie selten zuvor.

In diesem Jahr hat der wichtigste US-Aktienindex schon um mehr als neun Prozent zugelegt.Grund für das Kursfeuerwerk sind

die robuste Verfassung der Konjunktur in den USA, die im vergangenen Jahr um gut sechs Prozent zulegte

überraschend stabile Umsatz- und Gewinnmeldungen vieler amerikanischer Unternehmen

die ständige Fusionsfantasie, die Gewinnerwartungen der Unternehmen weiter aufhellt, vor allem bei Banken- und Ölfirmen

eine Flucht aus dem Euro in den Dollar, seit der Krieg im Kosovo Euroland in die Nähe einer Krisenregion rückte.

Jetzt streiten die Experten, ob der Dow-Jones-Anstieg über 10 000 Punkte wohl von Dauer sein werde.Edward Yardeni, Chefökonom der Deutsche Bank Securities in New York, rechnet mit einem Einbruch bis zum Jahresende auf nur noch 6400 Punkte.Auch Lutz Hoffmann, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, gehört zu den Pessimisten, die an der Börse als "Bären" bezeichnet werden.Er ist davon überzeugt, daß der Dow-Jones-Index wieder auf ein Niveau von rund 6000 Zählern fallen könnte.Der Weltwirtschafts-Experte erinnert an den Ausbruch der jahrelangen Rezession in Japan, die von einer immer größeren Luftblase der Spekulation ausgelöst worden sei: Binnen kürzester Zeit stieg der Wert von Wertpapieren und Immobilien enorm, bis von einem Tag auf den anderen die Blase platzte.

Das Schauspiel droht sich nach Überzeugung des DIW-Präsidenten in den USA zu wiederholen."Daß die Blase irgendwann platzen wird, ist allen klar", stellt Hoffmann fest.Nur: "Niemand weiß, wann." Was ist daran so gefährlich? Der DIW-Chef verweist darauf, daß die US-amerikanischen Aktionäre die erheblichen Kursgewinne der vergangenen Jahre berücksichtigen, wenn sie sich entscheiden, ob sie einen eingenommenen Dollar lieber sparen oder sogleich ausgeben.Da der Wert eines Depots sich in der Hausse der vergangenen Jahre leicht vervielfachen ließ, beschlossen die meisten Aktionäre, ihr Einkommen in den Konsum zu stecken.Weil rund 100 Millionen Amerikaner - direkt oder indirekt über Pensionsfonds - Aktien besitzen, sind sie auf dem Papier inzwischen wohlhabender und konsumfreudiger.Das ist die Basis für den kräftigen jahrelangen Aufschwung.

Sobald nun die Kurse an den Börsen fielen, warnt Hoffmann, werde der Konsum einbrechen.Der Motor der Konjunktur gerate ins Stottern - mit drastischen Folgen für Europa: Der bedeutende US-Markt drohe der Exportwirtschaft hierzulande wegzubrechen.Hoffmann befürchtet eine "gravierende Verstärkung des Krisenszenarios", das momentan noch von der Unruhe an den Finanzmärkten bestimmt werde.Daher dürfte sich die Abwärtsbewegung beschleunigen, sobald die Aktienkurse deutlich abwärts tendierten.In Deutschland sei dann der vom DIW für das laufende Jahr prognostizierte Aufschwung in Höhe von 1,4 Prozent nicht mehr zu erreichen.

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