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Wirtschaft: Die Bahn baut auf ihr bestehendes Netz

BERLIN (ek/mhm/mwb/HB). Bahn-Vorstandschef Johannes Ludewig sieht sich auf gutem Wege.

BERLIN (ek/mhm/mwb/HB). Bahn-Vorstandschef Johannes Ludewig sieht sich auf gutem Wege. Wie er dem "Handelsblatt" mitteilte, habe das Unternehmen im ersten Halbjahr im Personenverkehr erfreuliche Zuwachsraten sowohl beim Umsatz als auch beim Verkehrsaufkommen erzielt und damit die Trendwende des ersten Quartals bestätigt. Dabei sei der Umsatz wegen der Preiserhöhungen moderater als die Verkehrsleistung gestiegen.

Damit setze sich die Entwicklung des Vorjahres fort, das Ludewig trotz des Unfalls in Eschede als das erfolgreichste Jahr der Bahn seit 1995 bezeichnete. 1998 hatte die Bahn den Jahresüberschuß auf 394 (Vorjahr 359) Mill. DM bei leicht rückläufigem Umsatz von 30 (30,5) Mrd. DM gesteigert und dabei die eigene Leistungsfähigkeit um insgesamt eine Mrd. DM verbessert.

"Wir sind aber noch längst nicht am Ende unseres Sanierungsprozesses", räumte Ludewig ein. Um die Ziele des "Aktionsprogramms 2003" zu erreichen, müsse die Bahn "noch einiges an Dynamik zulegen". Im Jahr 2003 laufen die Bundeszuschüsse für das bundeseigene Unternehmen aus, das 1998 noch 3,8 Mrd. DM aus der Staatskasse erhalten hatte. Das bedeute, daß die Bahn entweder Kosten in Milliardenhöhe streichen oder neue Einnahmequellen erschließen muß.

Für die Steigerung der Leistungsfähigkeit der Bahn seien die Investitionen in die Infrastruktur von entscheidender Bedeutung. Dabei denkt die Bahn weniger an aufwendige Neubau-Projekte: "Das bestehende Netz spielt die erste Geige", sagte Ludewig. Es gehe in erster Linie um kapazitätserhöhende Lückenschlüsse bei Schienenwegen und Bahnanlagen. Danach kämen Investitionen in die Leit- und Sicherungstechnik mittels moderner Funksteuerung. Erst an dritter Stelle nannte Ludewig Neubaustrecken, die nur dann einen Sinn machten, wenn sie eine hohe verkehrliche Wirkung zeigten. Ob dazu auch die umstrittene ICE-Verbindung Nürnberg-Erfurt zählt, wollte Ludewig nicht sagen. Er wolle der Politik nicht vorgreifen, schließlich würden die Infrastrukturmaßnahmen vom Staat finanziert. Bahnhofsprojekte wie unter anderem das Großprojekt "Stuttgart 21" mit der Umwandlung des derzeitigen Kopfbahnhofs in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof würden von unabhängigen Gutachtern noch einmal überprüft.

Im unter starkem Wettbewerbsdruck stehenden Schienengüterverkehr setzt die Bahn nach der Fusion der Cargo-Gesellschaften der DB und der Niederländischen Staatsbahnen sowie einer Zusammenarbeit mit der Schweizer Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn auf weitere europäische Kooperationen. Dabei seien auch Kapitalbeteiligungen denkbar. Mit Polen gebe es bereits Gespräche. Erneut betonte Ludewig, daß die Chancen des Bahn-Güterverkehrs nur auf den langen europäischen Distanzen liegen. Zu beklagen sei aber, daß solche Kooperationen noch an nationalen Eigeninteressen scheitern.

Zum Transrapid sagte Ludewig, die zuletzt genannten erhöhten Baukosten von 9 Mrd. DM für die Strecke dürfe man nicht mit der ursprünglich genannten 6,1 Mrd. DM vergleichen. 1997 seien die Kosten auf 7,5 Mrd. geschätzt worden, Erst nach erwarteten wettbewerbsbedingten Kosteneinsparungen von 20 Prozent bei den Ausschreibungen habe sich der Wert von 6,1 Mrd. DM ergeben. Bei vergleichbarer Betrachtung müßten die jetzt genannten 9 Mrd. DM ebenfalls um 20 Prozent auf 7,2 Mrd. DM abzinst werden. Dadurch würden sich erhöhte Baukosten um rund eine Mrd. DM ergeben. Es hänge von der Politik ab, ob sie das Projekt daran scheitern lassen wolle.

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