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Wirtschaft: Die Bahn lockt mit Sonderpreisen im Sommer

Das Umsatzminus des ersten Quartals soll ausgeglichen werdenVON (RO). FRANKFURT (MAIN).

Das Umsatzminus des ersten Quartals soll ausgeglichen werdenVON (RO). FRANKFURT (MAIN).Die hohe Arbeitslosigkeit, sinkende Realeinkommen, Spitzenwerte bei der Zulassung von neuen Autos und gesunkene Benzinpreise machen der Deutschen Bahn schwer zu schaffen.Dies sind nach Ansicht von Vorstandschef Johannes Ludewig wichtige Gründe für das enttäuschende Geschäft im Personenverkehr in den ersten drei Monaten.Dazu komme die milde Witterung im Januar und Februar.All dies führte dazu, daß sich der negative Trend des zweiten Halbjahres 1997 fortsetzte.Der Umsatz im Fern- und Nahverkehr schrumpfte um zwei Prozent, die Verkehrsleistung sogar um vier Prozent.Dennoch zeigte sich Ludewig bei der Bilanzkonferenz am Donnerstag vorsichtig optimistisch: Im März und April habe sich die Lage deutlich verbessert."Wir stecken im Aufholprozeß, so daß wir 1998 beim Umsatz zumindest um ein Prozent zulegen sollten." 1997 war der Umsatz lediglich um 0,8 Prozent auf 30,5 Mrd.DM gewachsen.Mit besseren Verbindungen, die mit dem neuen Fahrplan ab 24.Mai kommen, und mit neuen Angeboten hofft Ludewig, wieder mehr Kunden für die Bahn gewinnen zu können.Mit der Offerte "Sommer spezial" wird im Juni, Juli und August eine begrenzte Zahl von Plätzen auf zehn Strecken im Inland und drei Strecken ins Ausland, auf denen die Züge nicht ausgelastet sind, für 69 DM in der zweiten und 89 DM in der ersten Klasse angeboten.Mit Bahncard reduzieren sich diese Preise um jeweils 20 DM.Kinder zahlen 59 DM, mit Bahncard nur 20 DM.Gekauft werden können die Tickets ab sofort.Gleichzeitig weitet die Bahn ihre Auslandssparpreise auf weitere elf europäische Länder aus.Mehr Kunden will sie zudem mit einem verbesserten Service locken: Bis Ende des Jahres sollen in den 15 verkehrsstarken Bahnhöfen in Deutschland "ServiceInseln" eingerichtet werden, die als Anlaufstelle für die Anbindung des Autos an die Bahn - Bahntaxi, Mietwagen oder Parkservice - fungieren sollen.Insgesamt muß die Bahn nach Auffassung von Ludewig weiter hart daran arbeiten, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen.Zumindest beim Güterverkehr war man dabei in den ersten drei Monaten 1998 erfolgreich.Die dafür zuständige Tochter DB Cargo konnte den Umsatz um 3,4 Prozent auf 1,63 Mrd.DM steigern.Die Verkehrsleistung kletterte bis April um sechs Prozent.Diese Zahlen werden nach Ansicht von Ludewig über das ganze Jahr hin zwar nicht so günstig bleiben, aber insgesamt entwickele sich der Güterverkehr positiv.Die Lage der Bahn schätzen Ludewig und Finanzchef Diethelm Sack insgesamt als "bemerkenswert stabil" ein.Derzeit investiere die Bahn 14 Mrd.DM jährlich.Davon kommen rund neun Mrd.DM aus Bonn, 70 Prozent des restlichen Betrages von vier bis fünf Mrd.DM könne die Bahn aus eigener Kraft finanzieren.Angesichts der Tatsache, daß das Unternehmen noch mitten im Sanierungsprozeß stecke, sei eine Umsatzrendite von 1,2 Prozent im vergangenen Jahr ein Ergebnis, das sich sehen lassen könne.Der Konzern hatte 1997 rund 30,5 Mrd.DM umgesetzt, ein Zuwachs von 0,8 Prozent gegenüber 1996.In der AG lag das Ergebnis vor Steuern bei 359 Mill.DM, ohne Sonderfaktoren war dies genauso viel wie ein Jahr zuvor.Unterdessen sind die Schulden der Bahn um weitere 5,2 Mrd.auf 25,5 Mrd.DM gestiegen.Dies ist für Ludewig immer noch eine vertret- und verkraftbare Größenordnung.Die Zahl der Mitarbeiter schrumpfte 1997 erneut drastisch um 20 500 auf knapp 268 300.Ludewig verteidigte in Frankfurt vehement die Berufung von Axel Nawrocki, des ehemaligen Geschäftsführers der Olympia GmbH als Vorstandsvorsitzender der Bahn-Tochter Reise & Touristik AG.Als Chef der Berliner S-Bahn habe Nawrocki in den vergangenen vier Jahren "hervorragende" Arbeit geleistet und aus einem fast desolaten Unternehmen wieder eine prosperiende Firma gemacht."Nawrocki hat eine gute Visitenkarte abgeliefert".Im übrigen, so Ludewig, habe nicht er Nawrocki zur Bahn geholt, sondern sein Vorgänger Heinz Dürr.Wie auf Anfrage zu erfahren war, soll bei der Berliner S-Bahn der bisherige technische Geschäftsführer, Günter Ruppert, zunächst die Leitung allein übernehmen.Nawrocki bleibt zudem Konzernbeauftragter der Bahn für Berlin.

(RO).

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