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Die Bank von morgen: Woran Berliner Start-ups arbeiten

Berliner Start-ups wollen den Banken Konkurrenz machen. Woran sie gerade arbeiten.

Von Carla Neuhaus

Das Girokonto fürs Smartphone

Fast alle Banken bieten mittlerweile Anwendungen an, mit denen Kunden über ihr Smartphone auf ihr Konto zugreifen können. Jonas Piela sind die allerdings viel zu bieder und komplex. „Warum muss sicher immer kompliziert heißen?“, fragt er. Kaum eine Bank schöpfe derzeit die technologischen Möglichkeiten aus. Piela arbeitet deshalb mit acht Mitstreitern an einem Girokonto, das sich über eine App intuitiv bedienen lässt. Avuba soll es heißen. Damit soll das Überweisen einfacher werden, die Übersicht übers Konto simpler. Zudem wollen die Gründer versteckte Kosten vermeiden. Auch wer im Ausland Geld abhebt, soll dafür nichts zahlen. Dass ein Start-up mit einer eigenen Idee für ein Girokonto Erfolg haben kann, zeigt die amerikanische Firma Simple. Ähnlich wie jetzt Avuba hat sie in den USA ein Konto fürs Handy auf den Markt gebracht. Sie wollten die Nutzung einfacher und transparenter machen. In diesem Jahr hat die spanische BBVA, eine der größten Bankengruppen der Welt, Simple übernommen – für 117 Millionen Dollar. Auch bei den Berlinern haben sich bereits erste Banken gemeldet und Interesse gezeigt, Avuba zu kaufen. Dabei ist die Anwendung noch in der Testphase.

Online Geld verleihen

Wer einen Kredit braucht, geht zur Bank. So war das früher. Heute haben Verbraucher wie Unternehmen die Wahl. Mehrere Start-ups sammeln über Kreditbörsen im Netz Geld bei Anlegern ein und verleihen es an Privatpersonen oder Firmen. So funktioniert das bei Smava oder Auxmoney. Auch die Samwer-Brüder haben mit ihrer Berliner Firma Rocket Internet zwei Startups gegründet, die Kredite vermitteln. Bei Lendico können Verbraucher zum Beispiel anderen Konsumenten online Geld leihen. Sparer können bereits ab 25 Euro einsteigen, die ausgereichten Kredite liegen zwischen 1000 und 25.000 Euro. Neben Deutschland ist Lendico bereits in Österreich, Polen, Spanien und Südafrika vertreten. Südafrika ist für Lendico interessant, weil es dort wenige Bankfilialen gibt und viele Verbraucher es gewohnt sind, Bankgeschäfte per Internet oder Handy abzuwickeln. In Spanien profitiert Lendico dagegen von der Finanzkrise. „Dort halten sich die Banken noch immer mit der Kreditvergabe zurück“, sagt Steinkühler. Auch wer eine gute Bonität habe, bekäme häufig keinen Kredit. Bei Lendico soll das anders sein. Ähnlich wie Lendico funktioniert auch das Geschäftsmodell von Zencap – dem zweiten Kreditvermittler von Rocket Internet. Das Geld der Anleger fließt dort statt in Konsumenten- in Firmenkredite. Mittelständler können sich über die Plattform Beträge zwischen 10.000 bis 150.000 Euro leihen. Damit tritt Zencap in direkte Konkurrenz zu den Banken – denn über die Plattform werden nur Kredite vergeben, die auch ein Geldhaus zugesagt hätte. „Wir sind sehr streng mit der Risikoprüfung“, sagt Gründer Christian Grobe. Dass das Geschäftsmodell, online Kredite von Privat an Privat zu vermitteln, funktionieren kann, zeigt der amerikanische Lending Club. Bei dem Start-up aus San Francisco ist mittlerweile Google eingestiegen. Zudem wird erwartet, dass Lending Club noch in diesem Jahr an die Börse geht.

Sparen im Netz

Im Netz kämpfen mittlerweile gleich mehrere Gründer um die deutschen Ersparnisse. Einer ist Tamaz Georgadze. Der gebürtige Georgier hat das Berliner Startup Weltsparen gegründet – eine Art Marktplatz für Festgeld. Als Unternehmensberater sei er früher viel im europäischen Ausland unterwegs gewesen und habe schnell festgestellt, dass man in vielen Ländern deutlich höhere Zinsen für das Ersparte bekommt als in Deutschland. „Die regionalen Märkte sind sehr abgeschottet“, sagt Georgadze. Indem er mit ausländischen Banken kooperiert, können Kunden bei ihm ihr Geld zum Beispiel bei der bulgarischen Fibank und der zweitgrößten Bank Portugals, der Banco Espirito Santo, anlegen. Schon bald sollen weitere Angebote aus Norwegen und Italien dazu kommen. „Geschützt ist das Geld bis 100.000 Euro über die europäische Einlagensicherung.“ Dass Geldanlage keine komplizierte Sache sein muss, will das Portal Quirion beweisen. Dort wählen die Kunden einfach aus vier Zukunftsszenarien das aus, das sie für am wahrscheinlichsten halten: Rechnen sie zum Beispiel mit „dem Euro-Crash“ oder glauben sie an „den Motor Deutschland“? Die Quirin Bank, die hinter dem Angebot steht, hat standardisierte Porfolios entwickelt, in die Kunden online zwischen 10.000 und 100.000 Euro investieren können. Bankchef Schmidt glaubt, dass sich das Angebot spätestens in ein- bis anderthalb Jahren am Markt etabliert haben wird.

Geld per Handy überweisen

Angefangen hat es mit einem Sieg beim Fußball. Nach dem Spiel ging Joschka Friedag mit seinen Mitspielern noch was Trinken. Weil nur einer von ihnen Bargeld dabei hatte, zahlte er für alle. Wie toll wäre es, wenn man das Geld einfach von Handy zu Handy überweisen konnte, dachte Friedag. Heute arbeitet er zusammen mit drei weiteren Gründern an der App Cringle, mit der Freunde sich gegenseitig Geld überweisen können. Zum Beispiel wenn sie gemeinsam Essen gehen und die Rechnung teilen wollen. „Wir richten uns an diejenigen, die ihr Smartphone eh immer dabei haben“, sagt Co-Gründer Malte Klussmann.

Für die Umsetzung ihrer Idee haben die vier Gründer das Exist-Stipendium vom Bundeswirtschaftsministerium bekommen und werden sowohl von der TU Berlin wie von Microsoft unterstützt. Auch haben sie bereits eine Bank als Kooperationspartner gefunden, die den Zahlungsverkehr im Hintergrund abwickeln wird. Noch im dritten Quartal soll Cringle auf den Markt kommen. Und die Ziele sind hochgesteckt. „Wir wollen innerhalb des ersten Jahres 100.000 Nutzer gewinnen“, sagt Klussmann.

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