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Wirtschaft: Die Bankfilialen in Osteuropa vermehren sich

Große Institute erzielen Bilanzsummen in Milliardenhöhe / Citibank war einer der VorreiterVON ROLF OBERTREIS FRANKFURT (MAIN). Mittlerweile verursacht dieses Engagement in Osteuropa nicht mehr nur Kosten, es bringt auch Geld: 1996 etwa konnte die Commerzbank mit ihrer Niederlassung in Budapest ein Betriebsergebnis von 12,3 Mill.

Große Institute erzielen Bilanzsummen in Milliardenhöhe / Citibank war einer der VorreiterVON ROLF OBERTREIS

FRANKFURT (MAIN). Mittlerweile verursacht dieses Engagement in Osteuropa nicht mehr nur Kosten, es bringt auch Geld: 1996 etwa konnte die Commerzbank mit ihrer Niederlassung in Budapest ein Betriebsergebnis von 12,3 Mill.DM einfahren.Bescheiden zwar, aber immerhin fast ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Osteuropa und die Länder der Gemeinschaft unabhängiger Staaten werden für die deutschen Großbanken immer interessanter.Dafür gibt es vor allem drei Gründe: Die Länder haben einen zum Teil ehrgeizigen Reformkurs eingeschlagen.Polen, Ungarn oder Tschechien können schon etliche Erfolge bei der Umwandlung hin zu marktwirtschaftlichen Strukturen vorweisen.Allein der Handel der Bundesrepublik mit den früheren Comecon-Staaten ist deshalb seit 1991 um 70 Prozent auf 120 Mrd.DM Ende 1996 gestiegen.Zum anderen zählen deutsche Unternehmen zu den wichtigsten Investoren in diesen Ländern.Fast 13 Mrd.DM haben deutsche Firmen mittlerweile in Osteuropa und in der GUS investiert.Bei diesen Engagements sind die Manager auf die Hilfe der Banken angewiesen.Nicht zuletzt gehen immer mehr Regierungen aus Osteuropa mit Staatspapieren an die internationalen Kapitalmärkte, wie etwa in dieser Woche die Republik Kroatien mit einer DM-Anleihe. Beispielhaft für das Engagement der deutschen Geldhäuser steht die Deutsche Bank.Sie hat mittlerweile Niederlassungen oder Repräsentanzen in Polen, Ungarn, Rußland, der Tschechien, in der Ukraine, in Kasachstan, in Georgien und in Usbekistan und seit jüngstem auch in Kroatien.500 Mitarbeiter sind in diesen Ablegern dort beschäftigt, 1000 werden es nach Angaben von Vorstandsmitglied Michael Endres schon in wenigen Jahren sein.In Polen und in Tschechien wird derzeit die Eröffnung von einzelnen Filialien in Angriff genommen.In Moskau wird 1998 eine neue Tochter aufgebaut, in der 100 Mitarbeiter beschäftigt sein werden.Rumänien, Bulgarien und Turkmenistan hat die Deutsche Bank ebenfalls im Auge.In den meisten Ländern, bis auf Polen und Tschechien konzentriert man sich derzeit auf das Geschäft mit Unternehmen und auf Investment-Aktivitäten.Mit Privatkunden läßt sich dort kaum Geld verdienen. Die Geschäfte lohnen sich offenbar auch bei der Deutschen Bank, auch wenn Endres keine Zahlen nennt.20 Prozent der Exporte in die Region werden mit Hilfe dieses Kreditinstituts abgewickelt, bei wichtigen Privatisierungsvorhaben ist sie dabei und seit 1991, als die Reform in Osteuropa begann, hat die Deutsche Bank Euro-Anleihen für Emittenten der Region im Volumen von insgesamt 5,4 Mrd.DM begeben. Auch die Dresdner Bank mischt mittlerweile stark in Osteuropa und in der GUS mit.Zum Teil gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner, der Banque Nationale de Paris, unter anderem in St.Petersburg, Moskau, Warschau, Prag, Budapest und Sofia, aber auch in Riga oder in Almaty.Ein Schwerpunkt der künftigen Auslandsaktivitäten liegt nach Angaben von Vorstandssprecher Jürgen Sarrazin in Mittel- und Osteuropa. Bei der Commerzbank ist man besonders stolz auf den Ableger in Prag.Mit einer Bilanzsumme von über 2,4 Mrd.DM sei er Ende 1996 der größte und auch ertragsstärkste Ableger in der Tschechischen Republik gewesen.In Polen ist die Commerzbank seit fünf Jahren zusammen mit der Bank Rozwoju Eksportu aktiv, der Gewinn dort kletterte 1996 ebenfalls deutlich.Vertreten ist die Nummer drei unter den deutschen Großbanken auch in Bratislava, in Moskau, St.Petersburg, Novosibirsk, in Kiew (Ukraine), Almaty (Kasachstan) und in Minsk (Weißrußland).Da allerdings müssen die Banker wohl noch Geduld zeigen, bevor die ersten Gewinne fließen. Die Citibank war eine der ersten im Ostgeschäft.Schon 1987 wurden im damaligen sowjetischen Satellitenstaat Polen die neuen Flughafengebäude für Warschau finanziert - Bauherr war die Deutsche Hochtief.Später folgte die Bank nach den Worten ihres Vorstandes Friedrich W.Menzel den Firmenkunden.So betreibt sie derzeit in Tschechien, Ungarn, Polen, Rußland, Rumänien und Kasastan fleißig Bankgeschäfte.In Kürze will sie auch in der Ukraine Kredite verleihen.Die größte Präsenz zeigt das Institut gegenwärtig in Polen - in sechs Städten mit rund 400 Mitarbeitern.In diesem Land will die Citiybank auch bald mit Privatkunden zusammenarbeiten.Im Osteuropageschäft seien bisher Kredite von rund 3 Mrd.Dollar vergeben worden, so Menzel.

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