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Wirtschaft: Die Bauarbeiter wollen mehr Geld

Zu Beginn der Tarifverhandlungen kassiert die Gewerkschaft eine klare Absage

Berlin - Die erste Bau-Tarifrunde 2007 ist am Mittwoch ohne Annäherung beider Seiten vertagt worden. Nach einem Auftaktgespräch in Berlin wollen Gewerkschaft und Arbeitgeber nun am 2. März in Wiesbaden weiter verhandeln. Das teilten sie gemeinsam mit. Beide Seiten erwarten schwierige und langwierige Verhandlungen.

Zum Auftakt der Gespräche für die rund 700 000 Beschäftigten bekräftigte die Industriegewerkschaft Bauen-AgrarUmwelt (IG Bau) ihre Forderung nach 5,5 Prozent mehr Lohn. „Wir haben in der Vergangenheit viel Federn gelassen, da können wir jetzt in Zeiten, wo bessere Preise umsetzbar sind, auch ein Stück vom Kuchen bekommen“, sagte Gewerkschaftschef Klaus Wiesehügel in Berlin.

Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Thomas Bauer, sagte dagegen, die bessere Lage sei bei den Firmen noch gar nicht angekommen. „5,5 Prozent geht mit Sicherheit nicht.“ Nach jahrelanger Talfahrt hatte der Bau 2006 erstmals wieder steigende Umsätze verzeichnet und hofft auf eine weitere Erholung. Es sei aber viel zu früh, um eine Verteilungsdiskussion zu führen. „Man sollte das Bärenfell verteilen, wenn der Bär erlegt ist, und nicht, wenn man die ersten Spuren im Schnee sieht“, sagte Bauer, der auch Vizepräsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie ist.

Das Baugewerbe hat nach dem Wiedervereinigungsboom eine schwere Strukturkrise durchgemacht und seitdem rund die Hälfte seiner ehemals 1,4 Millionen Arbeitsplätze verloren. 2006 legten die Umsätze erstmals seit elf Jahren wieder zu und stiegen um rund sieben Prozent auf knapp 80 Milliarden Euro. Nicht alle Regionen konnten davon gleichermaßen profitieren: Beim Umsatz lag Berlin mit einem Minus von sechs Prozent bundesweit an letzter Stelle. In Rheinland-Pfalz stieg er dagegen um 12,6 Prozent.

Für das laufende Jahr erwartet die Branche ein deutlich geringeres Umsatzplus von zwei Prozent. Auch in der Hauptstadt rechnet der Bauindustrieverband Berlin-Brandenburg mit einer „weiteren leichten Verbesserung“. Erstmals seit Mitte der 90er Jahre sei die regionale Bauwirtschaft mit gestiegenen Auftragseingängen und Umsätzen ins neue Jahr gegangen, sagte BBB-Chef Axel Wunschel. Großprojekte wie der Bau des Flughafens BBI sorgten bei regionalen Firmen für mehr Aufträge und Optimismus. Die Forderung der Baugewerkschaft nach 5,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt gehe aber deutlich an der Realität vorbei.

Gerade die Umschwungphase sei für die Betriebe schwierig, ergänzte Verhandlungsführer Bauer, da es nun gelte, erst einmal wieder Liquidität für die Zukunft aufzubauen. Zudem belasteten niedrige Preise und höhere Materialkosten derzeit die Erträge. Die Tarifverträge laufen bundesweit Ende März aus. Der vorherige Abschluss war 2005 erst nach eineinhalb Jahren zustande gekommen. Neben einer Einmalzahlung wurde eine Lohnerhöhung um ein Prozent vereinbart. Die Tarifrunde ist die zweite dieses Jahres nach der Chemieindustrie.pet

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