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Wirtschaft: Die Börse zeigt sich wenig beeindruckt von amerikanischen Vorgaben - Deutsche Bank warnt vor einem möglichen Kurseinbruch

Nach langen Verhandlungen hat sich Telekomchef Ron Sommer für einen Käufer des größten regionalen Kabelnetzes der Deutschen Telekom entschieden. Die Regionalgesellschaft Nordrhein-Westfalen geht an den US-Investor Richard Callahan.

Nach langen Verhandlungen hat sich Telekomchef Ron Sommer für einen Käufer des größten regionalen Kabelnetzes der Deutschen Telekom entschieden. Die Regionalgesellschaft Nordrhein-Westfalen geht an den US-Investor Richard Callahan. Callahan erwirbt 35 Prozent an dem Unternehmen, den Rest behält zunächst die Telekom. Bei einem späteren, noch nicht terminierten Börsengang, wird sie ihre Beteiligung bis auf die Sperrminorität von 25 Plus plus 1 Aktie abbauen. Vorgesehen ist ein zügiger Ausbau des Fernsehkabels für breitbandige Internet-Dienste. Der entsprechende Vertrag soll am heutigen Dienstag vor der Cebit-Pressekonferenz der Telekom unterzeichnet werden, nachdem am Montagnachmittag der Telekom-Vorstand zustimmen wollte. Auf Druck der EU-Kommission hatte die Deutsche Telekom zum 1. Januar 1999 ihr verlustreiches TV-Kabelgeschäft in zwei Gesellschaften ausgegliedert: die Kabel Deutschland GmbH (KDG) für die Infrastruktur und die Media Service GmbH (MSG) für den Betrieb der über das Kabelnetz verbreiteten Programme und Dienste. Das KDG-Netz wiederum unterteilte die Telekom in neun Regionalgesellschaften, die sie mit strategischen Investoren multimedia-fähig ausbauen will. Der Wert des gesamten Kabelnetzes wird in der Branche auf etwa 30 Milliarden Mark geschätzt. Immer wieder gab es unter den Interessenten Zweifel, ob die Telekom tatsächlich zulässt, dass neben ihrem Telefonfestnetz ein Multimedianetz mit hoher Anschlussdichte - 18 Millionen Haushalte sind in Deutschland verkabelt - entstehen kann. Diese Zweifel sind im Kreise der übrigen Bieter durch den ersten Vertragsabschluss für die mit 4 Millionen angeschlossenen Haushalten größte Gesellschaft NRW keineswegs kleiner geworden - im Gegenteil. So sei noch immer unklar, welche Rolle die Servicegesellschaft MSG künftig spielen werde. Wie mehrere mit den Verhandlungen betraute Personen dem Handelsblatt sagten, sehen sie die vergangene Woche verkündete Allianz der Telekom mit der Münchener Kirch-Gruppe als zusätzliche Schwierigkeit: Telekom und Kirch planen ein Joint Venture für die Entwicklung von TV-orientierten Multimedia-Plattformen rund um die D-Box, in das die Kirch-Gruppe ihre Tochter Beta-Research einbringt. Wie dieses Unternehmen, dessen Settop-Box als Zugang zum Kabel dienen wird, dann mit der MSG und den Regionalgesellschaften zusammenarbeiten soll, sei völlig unklar - obwohl die Telekom den Investoren eine spätere Beteiligung an dem Gemeinschaftsunternehmen einzuräumen bereit sei. "Wir sollen die Katze im Sack kaufen", schimpfte ein Interessent. Ein Telekom-Sprecher betonte auf Anfrage, dass das Joint-Venture lediglich für die Entwicklung von Hard- und Software zuständig sein solle, keinesfalls für die bevorzugte Einspeisung von Kirch-Fernsehprogrammen. Letzteres sei aus kartellrechtlichen Gründen gar nicht möglich. In der Region Rheinland-Pfalz/Saarland stocken die Verhandlungen mit der bisher favorisierten US-niederländischen UPC offenbar. Wie aus Telekom-Kreisen zu hören ist, könne in dieser Region dann ja ebenfalls Callahan zum Zuge kommen. Die Telekom unterstützt Callahan offenbar auch dabei, mit der ebenfalls bietenden Deutsche-Bank-Tochter DB-Investor ins Kabelgeschäft zu kommen. Ein entsprechendes Treffen war für gestern Abend anberaumt. Callahan hat für seinen geplanten Groß-Einstieg in das europäische Kabelgeschäft zehn Finanzinvestoren gefunden. Dennoch gilt seine Finanzdecke in der Branche als dünn, so dass eine Kooperation mit DB-Investor aus seiner Sicht Sinn machen könnte.

dri

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