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Wirtschaft: Die Börsen hoffen – trotz allem

Die Konjunkturaussichten sind schlecht, aber die Kurse steigen

Frankfurt (Main) / Berlin (ro/dpa). Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Donnerstag trotz negativer Konjunkturmeldungen deutlich erholt. Er schloss am Abend auf seinem Tageshoch von 2354,31 Punkten (plus 6,87 Prozent). Nach dem Kurssturz der vergangenen Tage sorgten Gerüchte über Geheimverhandlungen zwischen den USA und dem Irak für positive Stimmung an den Börsen. „Das ist aber nichts Nachhaltiges“, sagte ein Händler. Nun warte der Markt auf die Regierungserklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) an diesem Freitag.

Der Dax war zuvor sieben Tage lang gesunken und am Mittwoch zeitweise auf ein Siebenjahrestief gefallen. Nach dieser Talfahrt ließen sich die Börsen am Donnerstag auch nicht von negativen Nachrichten beeindrucken. Die New Yorker Börse eröffnete mit einem Plus, obwohl das Handelsministerium sinkende Einzelhandelsumsätze meldete. Der Einzelhandel in den Vereinigten Staaten verlor im Februar 1,6 Prozent seines Umsatzes im Vergleich zum Vormonat. Positiv bewerteten die Händler an der Wall Street die Erholung des Dollars. Der Euro kostete am Donnerstag nur noch 1,08 Dollar, nach 1,10 Euro am Mittwoch.

Nach Ansicht der Europäischen Zentralbank (EZB) haben sich die Aussichten für das Wachstum in Europa im laufenden Jahr wegen der anhaltenden Unsicherheit und des starken Ölpreisanstiegs verschlechtert. Die Notenbank rechnet nur mit einer sehr langsamen Verbesserung der Wirtschaftslage im Laufe dieses Jahres, schreibt die EZB in ihrem Monatsbericht März. Erst mit der Zeit dürfte die Wirtschaft im EuroRaum von der weltweiten Konjunkturerholung und von den niedrigen Zinsen profitieren. Diese Einschätzung stellt die EZB allerdings unter den Vorbehalt der Entwicklung der Irak-Krise. Dies überschatte jede Beurteilung. „Dieser Art von Unsicherheit kann die Geldpolitik nicht begegnen.“ Hoffnung machte die EZB auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik. Abhängig von der Entwicklung der Konjunktur und damit auch der Aussichten für die Preisstabilität sei der EZB-Rat bereit, „entschlossen und frühzeitig zu handeln“.

In Deutschland steht die Wirtschaft nach Einschätzung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) am Rande einer Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde in diesem Jahr um 0,6 Prozent steigen. Bisher war das RWI von einem Wachstum von 1,1 Prozent ausgegangen. Für das kommende Jahr rechnen die Wirtschaftsforscher des RWI wegen der Steuerreform und einer günstigeren Weltwirtschaft mit einem Anstieg des BIP um 2,0 Prozent. Das BIP ist die Summe aller in Deutschland produzierten Waren und Dienstleistungen.

Nach Ansicht des RWI wird es im laufenden Jahr im Durchschnitt mehr Menschen geben, die keine Arbeit haben. Die Arbeitslosenquote werde sich weiter verschlechtern und im Jahresdurchschnitt bei 10,1 Prozent (2002: 9,5 Prozent) liegen.

Die gegenwärtige Schwächephase sei kein klassischer Konjunkturabschwung, sondern Folge einer Häufung von äußeren Einflüssen wie dem Ende des weltweiten IT-Booms, den Terroranschlägen in den USA und dem Irak-Konflikt, hieß es.

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