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Wirtschaft: Die Braut wird immer schöner

Vor ihrem Verkauf erhöht die Landesbank Berlin ihre Gewinnprognose. Das könnte auch den Preis treiben

Berlin - Die Landesbank Berlin (LBB) geht geschmückt ins Verkaufsverfahren. Die ehemalige Bankgesellschaft Berlin erhöhte am Freitag ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr: 600 Millionen Euro soll die Bank nun verdienen, bisher war stets von gut 500 Millionen die Rede gewesen. Die LBB, zu der auch die Berliner Sparkasse gehört, veröffentlichte auch ihre Geschäftszahlen für die ersten neun Monate des Jahres. In diesem Zeitraum stieg der Gewinn vor Steuern gegenüber dem Vorjahr um rund 18 Prozent auf 216 Millionen Euro. „Die Bank gewinnt zunehmend an Stärke“, sagte Vorstandschef Hans-Jörg Vetter. In den ersten neun Monaten wuchs vor allem das Wertpapiergeschäft. Die Risikovorsorge konnte die LBB dagegen deutlich zurückfahren.

Als Gründe für die Erhöhung der Jahresprognose nannte die Bank eine „anhaltend erfolgreiche Geschäftsentwicklung“ und einen zu erwartenden Sondereffekt aus der Veräußerung der Berliner Bank an die Deutsche Bank, die im Juni vereinbart worden war und zum Jahresende wirksam wird. Im Sommer hatten beide Institute einen „vorläufigen Kaufpreis“ von 680,5 Millionen Euro genannt. Nun rechnet die LBB wegen der positiven Entwicklung der Berliner Bank offenbar mit einer Korrektur nach oben. Weder die LBB noch die Deutsche Bank wollten sich dazu äußern. Die genaue Bewertung der Berliner Bank werde erst am 31.12. vorgenommen, sagte ein Sprecher der Deutschen Bank auf Anfrage.

Die gute Situation der LBB freut auch Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD). „Das Ergebnis ist hervorragend“, sagte er dem Tagesspiegel. Aus Sicht des Landes Berlin sei es „ein Meilenstein“ für das anstehende Verkaufsverfahren. Er muss die Bank im kommenden Jahr veräußern – das sehen Auflagen der EU-Kommission vor. Die guten Zahlen könnten den Preis in die Höhe treiben, meinen Experten. „Das ist eine Empfehlung im Verkaufsprozess“, sagte Konrad Becker, Bankenanalyst bei Merck Finck. Der Gewinn sei aber nicht der einzige Faktor, der im Bieterverfahren eine Rolle spielen werde. Die Privatisierung der LBB sei ein Präzedenzfall, weil zum ersten Mal in Deutschland eine öffentlich-rechtliche Landesbank zum Verkauf steht. „Das erhöht den Preis“, sagte Becker. Hinzu komme die seltene Möglichkeit, einen großen Teil eines attraktiven Großstadtmarktes für Privatkunden zu erwerben.

Sarrazin hatte angekündigt, das Verkaufsverfahren für die LBB „im Winter“ einzuleiten. Beobachter rechnen mit einer Ausschreibung im Januar. Als Bieter werden neben deutschen Privatbanken wie der Hypo-Vereinsbank oder der Commerzbank auch ausländische Institute und Finanzinvestoren erwartet. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) hat ebenfalls ein Angebot angekündigt, stößt dabei aber auf Skepsis bei vielen Mitgliedssparkassen. Wie aus Sparkassenkreisen verlautete, will DSGV-Präsident Heinrich Haasis in der kommenden Woche einen Vorschlag vorlegen, wie ein Angebot gestemmt werden kann.

Als möglicher Kaufpreis wurden in der Branche bisher vier bis fünf Milliarden Euro genannt. Einige Experten rechnen sogar mit bis zu zehn Milliarden Euro – auch weil Bundesregierung und EU-Kommission sich in der vergangenen Woche darauf geeinigt haben, dass auch ein privater Käufer die Bezeichnung „Berliner Sparkasse“ weiter führen darf.

Für den Fall, dass die Gebote unter den Erwartungen liegen, behält Sarrazin sich vor, den Landesanteil an der LBB an die Börse zu bringen. Dort sind bereits sieben Prozent der Aktien notiert. Ihr Wert hat sich in den vergangenen sechs Monaten fast verdoppelt.

Stefan Kaiser

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