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Wirtschaft: Die Bremer Brust bleibt blank

Fußballverein darf am Sonntag nicht für seinen Sponsor werben / Das könnte zum Dauerzustand werden

Bremen - Wenn am Sonntag der Fußball-Bundesligist Werder Bremen sein erstes Saisonspiel bestreitet, wird kein Sponsor auf dem Trikot zu sehen sein. Der Club darf nicht für seinen umstrittenen Hauptsponsor, den Wettanbieter bwin, werben. Das entschied am Freitag das Verwaltungsgericht in Hannover, wo das Spiel stattfinden soll. Das Gericht lehnte damit einen Eilantrag der Bremer Geschäftsführung gegen die Untersagungsverfügung des niedersächsischen Innenministeriums ab. Die Kammer folgte der Argumentation, die Werbung zu untersagen, weil damit für ein in Niedersachsen unerlaubtes Glücksspiel geworben wird. Bereits am Donnerstag hatte das Land Sachsen bwin verboten. Dort hat die deutsche Tochter des österreichischen Wettanbieters ihren Sitz.

Der Marketingchef des Fußballclubs, Manfred Müller, reagierte mit Galgenhumor auf die neueste Entwicklung: „Wir hängen uns mit Sicherheit kein schwarzes Schild vor die Brust.“ Entweder würden die Spieler Trikots ohne Werbeaufdruck tragen oder aber das Logo werde überklebt. Werder Bremen erhält von seinem neuen Werbe-Partner sechs Millionen Euro pro Jahr – die Vereinsverantwortlichen sagen dem österreichischen Glücksspielkonzern daher „jegliche Unterstützung“ zu. Auf der Werder-Homepage war erstmals nicht das Bild eines Fußballers, sondern lediglich ein Trikot mit bwin-Aufdruck abgebildet, überdies wimmelte es auf den Seiten von Verweisen auf die Firma. Müller spricht von „einer Treibjagd aus heiterem Himmel“. Die Lizenz sei 16 Jahre lang unangreifbar gewesen.

„Wir werden unsererseits alle unsere Verpflichtungen einhalten und können auch davon ausgehen, dass unser Partner seine Leistungen erbringt“, erklärte der Marketingchef des Fußballclubs. Der Verein könnte damit leben, wenn er nur zu den Heimspielen das Logo präsentieren dürfte und zu jedem Auswärtsspiel die Behörden des jeweiligen Bundeslandes entscheiden müssten. „Eine bessere Werbung gibt es nicht, wenn zu jedem Auswärtsspiel eine Diskussion in Gang kommt“, sagte Müller. Doch auch zu Hause könnte der Verein Probleme bekommen: Zwar hatte das Verwaltungsgericht Bremen am 24. Juli die Trikotwerbung Werders im eigenen Stadion für zulässig erklärt. Doch das Stadtamt Bremen will diese Entscheidung kippen und hat den Fall nun vor das Oberverwaltungsgericht gebracht. In den nächsten zwei bis drei Wochen soll entschieden werden.

Sollte das Gericht auch die Werbung bei Heimspielen verbieten, will sich der Verein mit dem Wettanbieter zusammensetzen. „Es gibt dann mehrere Lösungen“, sagt Müller. Eine Möglichkeit wäre die Auflösung der Werbe-Partnerschaft. Insgesamt hatte bwin in diesem Jahr geplant, mehr als 50 Millionen Euro in das Sponsoring zu investieren. Der größte Anteil davon sollte in den deutschen Profifußball fließen.

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