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Wirtschaft: Die Bundesregierung hält an Berufung ihres Staatssekretärs Koch-Weser fest - "Er ist der einzige Kandidat"

Um die Neubesetzung des Chefpostens beim Internationalen Währungsfonds (IWF) droht ein internationaler Konflikt. Kurz nachdem aus dem IWF in Washington zu hören war, der deutsche Kandidat Caio Koch-Weser sei nicht mehr im Rennen, übt sich die Bundesregierung in demonstrativer Gelassenheit.

Um die Neubesetzung des Chefpostens beim Internationalen Währungsfonds (IWF) droht ein internationaler Konflikt. Kurz nachdem aus dem IWF in Washington zu hören war, der deutsche Kandidat Caio Koch-Weser sei nicht mehr im Rennen, übt sich die Bundesregierung in demonstrativer Gelassenheit. "Koch-Weser ist der einzige Kandidat", sagte der Sprecher des Bundesfinanzministeriums dem Tagesspiegel am Donnerstag. "Die deutsche Seite wird nicht nachgeben."

Doch der Widerstand wächst. Koch-Wesers Ruf leide darunter, dass er niemals beim Fonds gearbeitet habe, erfuhr der Tagesspiegel aus IWF-Kreisen. Innerhalb des IWF seien Auseinandersetzungen programmiert. "Manche Kreise zeichnen sich durch Wichtigtuerei aus", sagt der Ministeriumssprecher dazu. Die Bundesregierung verweist gerne auf Koch-Wesers Erfahrung bei der Weltbank, einer Schwesterorganisation des IWF. Eine Entscheidung um die Nachfolge des Franzosen Michel Camdessus, der seit 13 Jahren geschäftsführender Direktor des IWF ist und im Januar zurücktritt, fällt in der zweiten Januar-Hälfte.

Noch in der vergangenen Woche hatte Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) berichtet, er habe auf internationalem Parkett "viele Ermutigungen" für eine Kandidatur seines Staatssekretärs Koch-Weser erhalten. Niemals war ein Deutscher Chef des seit 1944 bestehenden IWF - obwohl Deutschland nach den USA der zweitgrößte Anteilseigner des Fonds ist. IWF-Chef ist traditionell ein Europäer, im Gegenzug wird das Präsidentenamt bei der Weltbank von einem Amerikaner besetzt. "Es gibt keinen besseren Kandidaten als Koch-Weser", sagt der Sprecher. Nur sehen das auch Europäer anders. So zählen IWF-Kreise drei Briten und einen Israeli zu den Favoriten.

Mit Gordon Brown und Kenneth Clarke gehören zwei englische Politiker zu diesem Kreis. Labour-Politiker Brown ist enger Vertrauter von Premierminister Tony Blair und seit Beginn von dessen Amtszeit Schatzkanzler, also Finanzminister. Clarke ist Browns Vorgänger in diesem Amt, er war Schatzkanzler von 1993 bis 1997 und zuvor Gesundheits-, Bildungs- und Innenminister unter Margaret Thatcher und John Major. Nach dem Aus in seiner eigenen Partei ist er seit gut zwei Jahren Vorstandschef des englischen Arzneimittellieferanten Unichem. Der dritte Brite ist Andrew Crockett, seit 1994 Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, der Bank der Zentralbanken. Crockett war zuvor bei der Bank von England - und 17 Jahre beim IWF.

Wie er dürfte sich auch der langjährige IWF-Chefökonom Jacob Frenkel der Unterstützung aus dem Hause selbst sehr sicher sein. Er gibt in gut einer Woche seinen Posten als Chef der Notenbank von Israel auf. Zwar hat er dem Vernehmen nach lukrative Angebote aus der Privatwirtschaft. Aber bislang hielt Frenkel sich in der Öffentlichkeit mit Aussagen über seine Tätigkeit in der nächsten Zukunft zurück. Frenkel lebte zwar lange in den USA und war von 1973 bis 1990 Ökonomie-Professor an der Universität von Chicago. Aber der Israeli könnte als europäischer Kandidat durchgehen.

jhw

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