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In Siegerstimmung. Der Gründer des chinesischen Maschinenherstellers Sany, Wengen Liang, will auch nach der Übernahme von Putzmeister in Deutschland investieren. Foto: dapd

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Wirtschaft: Die Chinesen sollen kommen

Bundesregierung und deutsche Wirtschaft werben für mehr Investitionen aus Asien.

Berlin - Die kulturellen Unterschiede können ein Problem sein. „Einer unserer chinesischen Direktoren hat einmal die Vertreter der Stadt und der Kommunen an einem Samstagabend um 18 Uhr zum Meeting gebeten – zur besten Sportschauzeit“, berichtet Christiane Linkenbach von Sany Deutschland. „Aber alle sind gekommen.“ Überhaupt habe sich die Wirtschaftsförderung von Nordrhein-Westfalen sehr ins Zeug gelegt, damit die chinesische Baumaschinenfirma in Deutschland investiert. 2009 unterzeichnete Sany den Vertrag zum Bau eines Forschungs- und Entwicklungszentrums mit Produktion in Bedburg westlich von Köln über ein Volumen von 100 Millionen Euro. Das ist die bisher größte Investition eines chinesischen Unternehmens in Europa. Zudem hat Sany gerade die deutsche Firma Putzmeister übernommen.

Die Bundesregierung und die deutsche Wirtschaft möchten mehr Investoren aus Asien und vor allem aus China gewinnen. „Wir wollen mit dem Vorurteil aufräumen, dass diese Direktinvestitionen schädlich wären“, sagte Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) am Dienstag in Berlin. Die Zeiten, in denen chinesische Investoren hier Stahlwerke aufkauften, demontierten und in China wieder aufbauten, seien längst vorbei. Investitionen aus China seien erwünscht. Allerdings besteht noch immer ein deutliches Ungleichgewicht zwischen deutschen Investitionen in Asien und den Engagements in umgekehrter Richtung. So investierte die deutsche Wirtschaft zwischen 2005 und 2010 rund 22 Milliarden Euro in China, während private und staatliche chinesische Investoren in dem Zeitraum nur 775 Millionen Euro hierzulande ausgaben, wie Siemens-Chef Peter Löscher sagte, der auch Vorsitzender des Asien- Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft ist. „Es gibt noch Spielraum nach oben“, sagte Rösler und auch Löscher sieht noch „viel, viel Potenzial“.

Rösler verwies darauf, dass deutsche Unternehmer mit Blick auf China immer wieder offene Märkte, freien Handel und fairen Wettbewerb forderten. Als Exportnation sei Deutschland „zwingend darauf angewiesen, dass diese Grundprinzipien weltweit gelten, und dann müssen wir auch mit gutem Beispiel vorangehen“.

Neben kulturellen Schwierigkeiten und Vorurteilen, denen chinesische Investoren hierzulande begegnen, haben sie auch viele praktische Probleme zu bewältigen. „Es ist schwierig, Visa für unsere chinesischen Kollegen zu bekommen“, berichtete Torsten Brumme, Geschäftsführer des Werkzeugmaschinenbauers Schiess aus Thüringen, der seit 2004 zu hundert Prozent der Shenyang Machine Tool Group gehört. Sogar der Konzernchef aus China habe Schwierigkeiten ein Visum zu bekommen. „So etwas ist ein Problem, wenn sie hier wachsen und expandieren wollen“, sagte Brumme.

Gerade hat Schiess einen Standort in Berlin eröffnet, an dem bis zu 80 Mitarbeiter arbeiten sollen. Früher arbeitete Brumme für ein US-Unternehmen, da sei die Visa-Beschaffung nicht so kompliziert gewesen. Wenn er nach China reise, kümmere sich der Mutterkonzern um das Visum, „die sind gut organisiert“.

Die deutsche Sprache sei weniger ein Problem für die gut ausgebildeten Chinesen, die hierher kämen, berichtete Brumme. Wohl aber das deutsche Rechts- und Finanzsystem. „Davor haben sie einen enormen Respekt und beschäftigen lieber gleich zwei Anwaltskanzleien und Berater, um keinen Fehler zu machen.“

Und Geduld muss man haben, berichtete Frank Ruppert, Bürgermeister der Stadt Schwarzenbek bei Hamburg. 2010 unterzeichnete die Stadt ein Investitionsabkommen im Volumen von 50 Millionen Euro mit der Jiangsu Sincerity & Credit International Group, dem weltgrößten Hersteller von Heimtextilien. 1000 Arbeitsplätze sollten entstehen. Das größte Problem sei, Arbeitsgenehmigungen für die chinesischen Mitarbeiter zu bekommen, berichtet Ruppert. „Die bürokratischen Hürden sind hoch.“

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