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Wirtschaft: Die Commerzbank hält an ihrer Eigenständigkeit fest - Die viertgrößte deutsche Bank will Universalbank bleiben

Während sich die Aufsichtsräte von Deutscher und Dresdner Bank am Mittwochnachmittag detailliert über die Fusionspläne unterrichten ließen, fragt sich die Finanzwelt, wie die verbleibenden beiden Großbanken auf die Megafusion reagieren. Ein Zusammenschluss von Commerzbank und HypoVereinsbank machte zwar gestern an der Börse die Runde.

Während sich die Aufsichtsräte von Deutscher und Dresdner Bank am Mittwochnachmittag detailliert über die Fusionspläne unterrichten ließen, fragt sich die Finanzwelt, wie die verbleibenden beiden Großbanken auf die Megafusion reagieren. Ein Zusammenschluss von Commerzbank und HypoVereinsbank machte zwar gestern an der Börse die Runde. Aber Experten halten diese Konstellation für unwahrscheinlich. Gleichwohl sei vor allem die Commerzbank jetzt unter Zugzwang. Commerzbank-Sprecher Peter Pietsch weist dies zurück: "Wir betrachten die Entwicklung gelassen. Wir haben eine klare Strategie und gehen den Weg der Eigenständigkeit weiter."

Bei der viertgrößten deutschen Geschäftsbank sieht man durch den Zusammenschluss der beiden großen Nachbarn keinen Handlungsbedarf. "Was soll sich für uns graßartig ändern?", sagt Pietsch. "Größe war nie unser Ziel." Die Bank werde, so wie es Vorstandssprecher Martin Kohlhaussen immer wieder verkündet, ihren eigenständigen Weg weiter gehen und "evolutionär" wachsen. "Wir sind alleine überlebensfähig." Die Commerzbank will sich weiter als Universalbank präsentieren, die alle wichtigen Felder besetzt und auch ihre Filialen behält. International sei man für alle Optionen offen. Bisher setzt sie auf gegenseitige, geringe Beteiligungen, die Kohlhaussen gerne "Wahlverwandtschaften" bezeichnet. Solche Überkreuzverflechtungen bestehen derzeit mit dem italienischen Versicherungskonzern Generali sowie mit Banken in Italien, Spanien, Frankreich und Österreich.

Für Analysten allerdings steckt die Commerzbank jetzt in einer schwierigen Lage . Nur im Filialgeschäft sei sie einigermaßen stark. Im Investmentbanking habe sie zwar deutlich zugelegt, eine respektable Größe habe sie immer noch nicht, sagt Michael Klein vom Bankhaus Sal Oppenheim. Die Wahlverwandtschaften hält nicht nur er für keinen zählbaren Wert. Im Gegenteil: Für das Zusammengehen mit einer anderen Bank oder für eine Übernahme - immer wieder werden die niederländische ABN Amro, die Hongkong Shanghai Bank und die Credit Suisse als Interessenten gehandelt - seien diese Verbindungen von Nachteil, weil sich der Käufer noch an andere Institute binde. Michael Harms vom Bankhaus Delbrück rechnet damit, dass die Commerzbank Teile ihres Geschäftes ausgliedert, mit Sparten anderer Banken zusammenlegt und daraus ein neues Unternehmen formt.

Bei der HypoVereinsbank reagiert man nicht nur gelassen, sondern sogar erleichtert auf die Fusionsmeldung. "Dieser Schritt ist für die HypoVereinsbank willkommen, ist es doch das erklärte Ziel der HypoVereinsbank, eine klare strategische Positionierung im fragmentierten Bankenmarkt Deutschland zu erreichen", heißt es in einem Brief des Vorstandes der Münchner Großbank an die Mitarbeiter. Vor allem das Privatkunden- und das mittelständische Firmenkundengeschäft habe man in Deutschland im Visier. Mit der Fusion von Deutscher und Dresdner Bank verschwänden zwei Wettbewerber, ein großer neuer Konkurrent käme dazu. "Der HypoVereinsbank bieten sich damit auch durch die Gewinnung neuer Kunden erhebliche Wachstumsmöglichkeiten", frohlockt der Vorstand der nun zweitgrößten deutschen Banken. Diese Chance hat freilich auch die Commerzbank.

Beobachter könnten sich auch vorstellen, dass die HypoVereinsbank und die Münchener Rück als mögliches Gegengewicht zur Annäherung von Allianz und Deutscher Bank 24 eng zusammen rücken. Analysten sehen die HypoVereinsbank in jedem Fall in einer besseren Lage als die Commerzbank. "Die Bank hat eine saubere Strategie", sagt Michael Harms. Als "Europäische Bank der Regionen" betrachtet sich das Münchener Institut schon seit längerem. Für Harms heißt das: Die Münchner werden sich auf Süd-, sowie Mittel- und Osteuropa konzentrieren und dort möglicherweise kleinere Institute übernehmen. Auch das Filialgeschäft der Münchner Bank habe noch viel Potential. Die Commerzbank passe nicht in dieses Konzept. Auch Sabine Bohn von der DG Bank beurteilt die Lage der HypoVereinsbank positiv. "Sie ist jetzt klar die Nummer 2".

Michael Klein sieht die Situation des Münchner Geldhauses allerdings weniger rosig. "Den Anschluss nach oben als europäischer Spieler hat die Bank verpasst." Interessante Übernahme- oder Fusionskandidaten gebe es nicht mehr. Jetzt hätten die Münchner nur noch die Chance aus eigener Kraft zu wachsen. Das Ertragspotenzial sei allerdings begrenzt.

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