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Wirtschaft: Die Dasa bleibt für die Franzosen offen

MÜNCHEN (tmh). Im Bemühen um ein weiteres Verschmelzen der Luft- und Raumfahrtindustrie setzt die DaimlerChrysler Aerospace (Dasa) AG wieder auf die europäische Karte.

MÜNCHEN (tmh). Im Bemühen um ein weiteres Verschmelzen der Luft- und Raumfahrtindustrie setzt die DaimlerChrysler Aerospace (Dasa) AG wieder auf die europäische Karte. Die entsprechenden Konzerne in Frankreich seien die "natürlichen Partner" der Dasa, sagte Vorstandschef Manfred Bischoff. Allerdings müsse der französische Staat seine industrielle Beteiligung aufgeben. Auch im Falle der British Aerospace (BAe) sieht der deutsche Manager noch Raum für Gespräche. Zuletzt hatten sich Bischoff und DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp sehr skeptisch über ein Zusammenwachsen der Industrie auf europäischer Ebene geäußert und mehrfach mit transatlantischen Dasa-Kooperationen gedroht.Seit die Münchner vor kurzem überraschend eine Fusion mit Spaniens Luftfahrtkonzern Casa auf den Weg gebracht haben, glaubt Bischoff aber wieder an neue Bewegung. "Mit der Casa haben wir einen Stein ins Wasser geworfen, der Wellen schlägt", sagte der Dasa-Chef. Die Fusion sei nicht gegen Frankreich oder Großbritannien gerichtet sondern offen für andere Partner. Da die Dasa und die Casa zusammen bei wichtigen Projekten wie dem Airbus oder dem Eurofighter die größten Anteile auf sich vereinen, hätten sich die Gewichte zu ihren Gunsten verschoben. Zugleich warnte Bischoff vor einer Überschätzung dieser Konstellation. Eine echte Dominanz könnten Deutsche und Spanier auch gemeinsam nicht ausüben. Ziel der Dasa bleibe es, beim Verschmelzen der Luft- und Raumfahrtkonzerne in Europa für die deutsche Seite industrielle Mitwirkungsrechte zu sichern. "Wir haben unsere Position beim Airbus und Eurofighter gestärkt", betonte der Dasa-Chef, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Airbus-Konsortiums ist. Durch die Fusion mit Spaniens größtem Luft- und Raumfahrtkonzern wird die Dasa zur Nummer eins beim Airbus mit 42,1 Prozent Anteil und beim Eurofighter mit 43 Prozent.Zugleich votierte Bischoff dafür, das Airbus-Projekt um einen US-Partner zu ergänzen. Dabei scheint Lockheed für ihn erste Wahl zu sein. Eine darüber hinausgehende transatlantische Großfusion hält der Manager in der Branche aus politischen Gründen für derzeit "fast unmöglich". Casa bezeichnete Bischoff als ideales Bündnis für die Dasa. Voraussichtlich im Jahr 2000 soll mindestens der Anteil des spanischen Staats an einer fusionierten Dasa/Casa von 11,5 bis 13,5 Prozent an die Börse gebracht werden. Die neue AG, deren Name noch nicht feststehe, dürfte noch dieses Jahr mit Sitz in München gegründet werden. Der Dasa-Chef rechnet mit einer Realisierung des Zusammenschlusses mit der Casa noch vor Jahresende. Der neue Konzern mit 21,5 Mrd. DM Umsatz und 53 000 Beschäftigten wird die Nummer drei der Branche in Europa nach GEC/British Aerospace (BAe) und Aerospatiale Matra. Interesse zeigte Bischoff auch an Italiens Luft- und Raumfahrtkonzern Alenia. Für dessen Privatisierung sei die Zeit aber wohl noch nicht reif.Unmittelbar vor der Aufsichtsratssitzung des Airbus-Konsortiums an diesem Freitag kritisierte Bischoff mangelnde Fortschritte bei der angestrebten Restrukturierung des europäischen Flugzeugbau-Verbundes. Er erwarte eine Routinesitzung, aber keine Entscheidungen zur angestrebten Airbus-Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft.Die Fachminister der Airbus-Partnerländer Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien haben der Industrie bis zum Ende des Sommers eine Frist für die Vorlage konkreter Pläne zur Neuordnung des Konsortiums gesetzt. Zudem verlangten sie einen baldigen Programmstart für das Großraumflugzeug "A3XX". Der hohe Finanzierungsaufwand mit veranschlagten elf Mrd. Dollar (20,79 Mrd DM) müsse auch über die Börse aufgebracht werden.

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