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DIE DEUTSCHE AUTOINDUSTRIE Schwache Nachfrage, scharfer Wettbewerb: Deutschland bremst Europa Neuzulassungen brechen im Mai ein / Mehrwertsteuer, Benzinpreis und CO2-Debatte verunsichern Käufer

Berlin/Brüssel - Die schwache Nachfrage nach neuen Autos in Deutschland bremst die gesamte Branche in Europa. Wie die Europäische Vereinigung der Automobilhersteller (Acea) am Donnerstag in Brüssel mitteilte, ist der Automarkt im Mai wegen eines Absatzeinbruchs in Deutschland erneut geschrumpft.

Berlin/Brüssel - Die schwache Nachfrage nach neuen Autos in Deutschland bremst die gesamte Branche in Europa. Wie die Europäische Vereinigung der Automobilhersteller (Acea) am Donnerstag in Brüssel mitteilte, ist der Automarkt im Mai wegen eines Absatzeinbruchs in Deutschland erneut geschrumpft. Damit war die Pkw-Nachfrage im vierten Monat in Folge rückläufig.

Experten deuten den anhaltenden Abwärtstrend auf dem größten Automarkt Europas als Warnsignal: „Der deutsche Automarkt schrumpft 2007 stärker als erwartet“, sagte Albrecht Denninghoff, Autoanalyst der Commerzbank, dem Tagesspiegel. Der Rückgang falle um 30 bis 40 Prozent stärker aus als die Branche wegen der Mehrwertsteuererhöhung im Januar ohnehin vorausgesagt habe.

Nach Acea-Angaben sank die Zahl der Pkw-Neuzulassungen im Mai in den EU-Ländern und den Efta-Staaten Norwegen, Island und Schweiz im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,6 Prozent. Insgesamt wurden 1,443 Millionen Fahrzeuge verkauft. In Deutschland ging die Zahl der Neuzulassungen im Mai um 11,1 Prozent zurück. Nur in Finnland, Dänemark und Luxemburg fiel der Rückgang noch größer aus.

Die Verbraucher hätten sich nicht nur von der Mehrwertsteuererhöhung abschrecken lassen, sagte Commerzbank-Experte Denninghoff. Auch die Klima- und Rußpartikeldebatte, die hohen Benzinpreise und die erst im Herbst stattfindende Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) bremsten die Nachfrage. „Den Konsumenten fehlt es an Entschlusskraft“, sagte Denninghoff.

Auch die Hersteller machen die Debatte über die CO2-Steuer für die rückläufige Pkw-Nachfrage verantwortlich. Die Unklarheit, wie die Steuer gestaltet werde, verunsichere potenzielle Käufer. Matthias Wissmann, neuer Präsident des Verbands der Automobilindustrie forderte am Donnerstag in Berlin Klarheit von der Politik. Sie müsse dafür sorgen, dass die Diskussion über eine CO2-Steuer bald in eine klare Bahn gelenkt werde. Wissmann sprach sich für ein maßvolles Umsteuern von der Steuer auf Hubraum zum Schadstoffausstoß aus. Die Idee dabei: den Verkauf umweltfreundlicher Fahrzeuge ankurbeln.

Die Nachfrage schwächelte im Mai nicht nur auf dem größten europäischen Markt in Deutschland, sondern auch in Frankreich (minus drei) und Großbritannien (minus zwei). Unter den fünf größten Ländern legten die Neuzulassungen nur in Italien (plus sieben Prozent) zu, in Spanien stagnierten sie. Die italienische Regierung kurbelt den Pkw-Absatz zur Freude der Industrie mit zweijähriger Steuerbefreiung sowie einer Verschrottungsprämie für alte Autos an.

Während der Automarkt in vielen westeuropäischen Ländern als gesättigt gilt, brummt die Nachfrage in Osteuropa. In den neuen EU-Länder registrierte der Acea einen Zuwachs um elf Prozent, dagegen sank der Absatz in Westeuropa um 2,4 Prozent. Den Rückgang bekam erneut Marktführer VW zu spüren, der Absatz schrumpfte um 2,5 Prozent, der Marktanteil geringfügig auf 20,2 Prozent. Dagegen steigerte der zweitgrößte europäische Autobauer PSA (Peugeot, Citroën) die Neuzulassungen um knapp drei Prozent und legte beim Marktanteil auf 13,1 (12,5) Prozent zu. Den höchsten Zuwachs erzielte Fiat (5,7 Prozent), gefolgt von BMW (plus 5,6 Prozent). Das größte Minus verbuchte General Motors mit knapp neun Prozent, Renault sank um 8,4 Prozent.

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