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Wirtschaft: Die Deutsche BA findet endlich einen Käufer

Zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft geht für einen Euro an den Textilunternehmer Hans Rudolf Wöhrl

Berlin (fw). Nach monatelanger Ungewissheit ist die Deutsche BA (DBA) von ihrer Muttergesellschaft British Airways für einen Euro an den Nürnberger Textilunternehmer Hans Rudolf Wöhrl verkauft worden. Der Verkauf werde zum 1. Juli perfekt, teilte DBA am Montagabend mit. Der Flugbetrieb werde wie gewohnt weiterlaufen. Um den Start unter dem neuen Eigentümer zu gewährleisten, schießt British Airways einmalig 71 Millionen Euro zu.

British Airways hatte schon seit Monaten nach einem Käufer Ausschau gehalten. Im Frühling hatte sich der größte Billigflieger Europas, Easyjet, gegen die DBA entschieden. Easyjet hatte ein Jahr lang eine Kaufoption auf die Fluggesellschaft gehalten, diese aber wegen eines Streits mit der Pilotengewerkschaft VC Cockpit schließlich nicht ausgeübt. Easyjet wollte die Kosten radikal drücken und forderte auch von den Piloten Zugeständnisse. Die DBA schreibt seit ihrer Gründung vor elf Jahren rote Zahlen, auch der Umbau zum Billigflieger im vergangenen Jahr hat daran vorerst nichts geändert.

Wie die DBA mitteilte, hat Wöhrl unter sechs Interessenten das Rennen gemacht. Darunter seien andere Fluggesellschaften, aber auch Privatunternehmen gewesen. Wöhrl kennt sich in der Luftfahrtbranche aus (siehe Kasten). Der Unternehmer bekommt noch einen kräftigen Zuschlag dafür, dass er die DBA übernimmt. Dem Abkommen zufolge übernimmt British Airways für ein Jahr die Leasingkosten von 36 Millionen Euro für die Flugzeugflotte der DBA. Hinzu kommen einmalig 35 Millionen Euro für das operative Geschäft. Im Gegenzug erhalten die Briten bis Juni 2006 ein Viertel der Gewinne der DBA – falls sie denn welche machen sollte.

Wöhrl betonte, das Geld reiche aus, um die DBA weiter fliegen zu lassen. Er plant, im nächsten Jahr die Produktivität um 20 Prozent zu steigern, die Erträge sollen um zehn Prozent wachsen. Im Winterflugplan sollen neue Linienverbindungen zu europäischen Metropolen eingerichtet werden, sagte Wöhrl. Die DBA hatte bereits in den vergangenen Monaten zunehmend Ziele im Ausland in den Flugplan aufgenommen. Auch die anderen beiden deutschen Billigflieger, HapagLloyd-Express und Germanwings, fliegen vor allem auf europäischen Strecken.

Wöhrl will sich aber von der Billigkonkurrenz absetzen: „Ziel der DBA muss es sein, zukünftig nicht die billigste Airline zu sein, sondern das beste Preis-Leistungsverhältnis zu bieten“. Konsequent werde die DBA daher auf die im Markt „leider üblich gewordenen Marketing-Gags mit kaum buchbaren Lockangeboten“ verzichten. Die DBA hatte bisher selbst immer wieder in Zeitungsannoncen mit Billigstangeboten geworben.

Die Arbeitsplätze der rund 800 Mitarbeiter der DBA seien gesichert. Allerdings müssten diese mit Veränderungen rechnen. Die „Chance für eine faire Zukunft“ setze die Bereitschaft „zu einem radikalen Umdenken voraus“, kündigte der neue DBA-Inhaber an. Zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres, das im März 2002 endete, hatte die Fluggesellschaft einen Schuldenberg von 37 Millionen Euro aufgetürmt.

Experten werten den Verkauf als positiv. „Die DBA hat jetzt genauso eine Chance wie die anderen Billligflieger, den Markt zu erobern“, sagte Uwe Weinreich, Luftfahrtanalyst bei der Hypo-Vereinsbank. Allerdings müsse die Fluggesellschaft konsequent auf Ziele im europäischen Ausland setzen – und die Kosten weiter senken.

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