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Wirtschaft: Die Deutsche Bahn kommt nicht in Fahrt

BERLIN (chi).Das Katastrophenjahr 1998 hat bei der Bahn Spuren hinterlassen: Erstmals seit der Reform 1994 ist der Umsatz gesunken, das Ergebnis ging zurück.

BERLIN (chi).Das Katastrophenjahr 1998 hat bei der Bahn Spuren hinterlassen: Erstmals seit der Reform 1994 ist der Umsatz gesunken, das Ergebnis ging zurück.Bahnchef Johannes Ludewig zeigte sich am Mittwoch in Berlin bei der Vorlage der Ergebnisse dennoch "zuversichtlich, daß es 1999 wieder erkennbar aufwärts geht." Verweise auf Engpässe bei der Wartung, die im Gefolge der jüngsten Unfälle kursierte, wies er scharf zurück.Die Sicherheit habe bei der Bahn "oberste Priorität".

Insgesamt ist der Einbruch bei den Ergebnissen weniger deutlich ausgefallen, als manche befürchtet hatten.Beim Umsatz verbuchte der Konzern nach Angaben von Ludewig einen leichten Rückgang von 0,1 Prozent auf 30,17 (Vorjahr: 30,21) Mrd.DM.Rückgänge gab es dabei vor allem im Fern- und im Güterverkehr.Das Ergebnis im operativen Geschäft, also ohne außerordentliche Erträge wie dem Beteiligungsverkauf an Arcor, sank etwas deutlicher von 533 Mill.auf 334 Mill.DM.Der Gewinn vor Steuern erreichte mit 359 Mill.DM aber sogar ziemlich genau das Vorjahresniveau.Bahnchef Johannes Ludewig sprach von einem "respektablen Ergebnis".Daß es trotz der außergewöhnlichen Ereignisse des Jahres 1998 gelungen sei, "weiterhin klar schwarze Zahlen zu schreiben, beweist die Leistungsfähigkeit der Bahn und ihrer Mitarbeiter".

Das Jahr sei für das Schienenunternehmen außergewöhnlich schwierig gewesen, erläuterte der Bahnchef.Neben der Katastrophe von Eschede, die einen Umsatzausfall von 100 bis 125 Mill.DM nach sich zog, belasteten auch die Pannen mit neuen Fahrzeugen sowie der "unerwartet heftige" Einbruch im Güterverkehr im Gefolge einer lahmeren Stahl- und Chemiekonjunktur.All dies habe sich auf einen Umsatzausfall von 600 Mill.DM summiert.Hinzu kämen die wegen der anhaltend hohen Investitionen deutlich steigenden Abschreibungen, die programmgemäß rückläufigen Sanierungshilfen des Bundes für die ehemalige Reichsbahn sowie eine Aufstockung der Rückstellungen - ein Volumen, das er insgesamt mit etwa einer Mrd.DM bezifferte.Ziehe man dies alles in Betracht, so Ludewig, "dann hat sich die Position der Bahn im vergangenen Jahr wesentlich stärker verbessert, als dies im Betriebsergebnis alleine zum Ausdruck kommt".

Auch die anderen Schwierigkeiten habe man im Griff, sagte der Bahnchef.Bei der Pünktlichkeit sei das Unternehmen in den vergangenen Monaten "deutlich vorangekommen".Im Fernverkehr liege die Pünktlichkeitsquote oberhalb von 90 Prozent, im Nahverkehr bei 95 Prozent - die Bahn sei damit "besser als die Lufthansa".Auch bei der Sicherheit habe die Bahn "die Nase vorn".Zwar sei "jedes Unglück eines zuviel", sagte Ludewig.Die Unfallhäufigkeit auf der Schiene aber sei seit 1995 deutlich rückläufig, "auch wenn die öffentliche Wahrnehmung seit Eschede verständlicherweise einen anderen Eindruck erweckt".Einen Zusammenhang von Personalabbau und Engpässen bei der Wartung, auf die Kritiker verwiesen hatten, wies er entschieden zurück.Die Sicherheit habe "oberste Priorität".

Optimistisch äußerte sich Ludewig zu den Perspektiven für 1999.Sowohl der Nah- wie der Fernverkehr hätten sich in den ersten Monaten des Jahres "positiv entwickelt", sagte er - wollte aber keine Zahlen nennen.Er halte Umsatzsteigerungen und eine "spürbare Ergebnisverbesserung" für möglich, sagte der Bahnchef.Gleichwohl räumte er ein, daß die Bahn in den Kernbereichen "noch nicht den wirklich durchschlagenden Erfolg" erreicht hätte.Sorge bereitet vor allem der Güterverkehr.Der Einbruch bei Massengütern hat allein im vierten Quartal Einbußen von 200 Mill.DM verursacht.

Zu personellen Veränderungen im Management blieb Ludewig wortkarg.Er wolle möglichen Entscheidungen des Aufsichtsrates nicht vorgreifen, der sich erst am 24.März neu konstituieren werden.Nach dem Rücktritt von Heinz Dürr Ende Februar wird voraussichtlich der frühere Thyssen-Chef Dieter Vogel als neuer Vorsitzender berufen werden.

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