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Wirtschaft: Die deutschen Banken sehen sich in Zeiten der Globalisierung neuen Herausforderungen gegenüber (Kommentar)

Es gab eine Zeit, da galten die Banken als sichere Anlage - der Name Geldhäuser sagte schon alles. Hinter ihren Mauern vermutete man alles Geld dieser Welt.

Es gab eine Zeit, da galten die Banken als sichere Anlage - der Name Geldhäuser sagte schon alles. Hinter ihren Mauern vermutete man alles Geld dieser Welt. Diese Zeiten sind vorbei. Es gilt nun, sich auf den Euro und auf die Globalisierung einzustellen. Der Chef der HypoVereinsbank hat es in der vergangenen Woche ungewollt auf den Punkt gebracht, als er von einer Baustelle sprach - auch wenn er damit zwei ganz andere, spezifisch deutsche Bereiche meinte. Bei den deutschen Kreditinstituten findet in der Tat derzeit ein Umbau statt. Jahrelang von einem stabilen Binnenmarkt verwöhnt, blickte man ausgerechnet in den Führungsetagen erst spät über den Tellerrand des erweiterten Geschäftsgebietes. Dies hat Folgen, die sich bei der Riskovorsorge ablesen lassen. Vergleicht man die Ergebnisse der deutschen Institute mit denen der ausländischen Konkurrenz, dann kann die Bewertung nur "befriedigend" lauten. Die Deutsche Bank erzielte einen Großteil ihres Gewinnzuwachses über Kurssicherungsgeschäfte im Rahmen der Übernahme von Bankers Trust. Dieser Kauf immerhin scheint - allen Unkenrufen zum Trotz - ein Erfolg zu werden.

Aber in Europa ist der Weg weit steiniger. Zukäufe sind zu teuer. Dies hat der Vorstandsvorsitzende Rolf E. Breuer stellvertretend für die Branche eingestanden. Er hat dabei verschwiegen, dass die Nachbarn zudem mauern. Es ist für Franzosen oder Portugiesen nicht nur eine Frage des Preises, es ist vor allem eine Frage der nationalen Identität. Das jüngste Beispiel der angestrebten Großfusion der französischen Privatbanken spricht Bände. Der Einfluss aus Paris soll in jedem Falle gewahrt bleiben. So müssen die deutschen Banken, die in Europa eine Vorreiterrolle spielen, auf Kooperationen ausweichen. Die Commerzbank, ein Aschenputtel unter den Großen, macht es vor: Zusammenarbeit mit Instituten in gleicher Größe und Minderheitsbeteiligungen. Diesen Weg will nun offensichtlich auch Breuer einschlagen: Relativ kleiner Einsatz, aber ein hoffentlich großer Erfolg in der Gewinn- und Verlust-Rechnung.

Und dieser Erfolg ist dringend nötig, denn im Inland steigen die Risiken und sinken die Margen. Eine gute Bonität mit einer zufriedenstellenden Marge sei schon wie ein Sechser im Lotto, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Im Geschäft mit den Privatkunden laufen die Kosten davon, im Firmenkundengeschäft und im Immobilienengagement sind gute Nerven gefragt. Insbesondere in den neuen Ländern sind die Banken - wohl auch getrieben durch die öffentliche Meinung - Risiken eingegangen, die nun schmerzhafte rote Zahlen nach sich ziehen. Die Binnenkonjunktur, die lange die Bilanzen aufhellte, kommt nicht so recht in Schwung. Nun schlagen die Pleiten durch. Nicht nur die HypoVereinsbank in München, auch die Berliner Institute müssen offen ausweisen, wie viel Geld sie im wahrsten Sinne des Wortes in den Märkischen Sand gesetzt haben. Die Anteilseigner bekommen es zu spüren - und geben ihren Ärgen an die Bankmanager weiter.

Hier schließt sich der Kreis: Die Suche nach lukrativen Geschäften auf den internationalen Märkten. Fusionen auf internationaler Ebene sollen die Türen öffnen. Und im Inland versprechen Zusammenschlüsse deutliche Kostenreduzierungen. Sparkassen und Genossenschaftbanken machen es vor. Und schließlich wird das Investmentbanking immer wichtiger: An den Kapitalmärkten soll das Geld verdient werden, das der Kunde nicht mehr in der Filiale abliefert. Auch in diesem Punkt spielt die Deutsche Bank ausweislich ihrer jüngsten Zahlen den Vorreiter. Die Bankgesellschaft Berlin, leidgeprüftes Institut der Wiedervereinigung, versucht dies nachzuahmen.

Daniel Rhée-Piening

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