zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Die Deutschen haben wieder Lust zu reisen

Nach zehn Jahren erwartet die Tourismusbranche endlich wieder steigende Umsätze / Besonders Fernreisen sind im Kommen

Berlin (sar). Die Reisebranche atmet langsam wieder auf. Der Deutsche Reisebüro und Reiseveranstalter Verband (DRV) erwartet für die Jahre 2004 und 2005 ein reales Marktwachstum von drei bis fünf Prozent für den Tourismus in Europa, hieß es am Montag auf der Eröffnungspressekonferenz der Internationalen TourismusBörse (ITB) in Berlin. In den folgenden Jahren bis 2010 sei ein Wachstum von jeweils drei bis vier Prozent realistisch. „Der touristische Motor ist wieder angesprungen“, sagte Klaus Laepple, Präsident des DRV. 2005 werden die europäischen Touristen wieder so oft und weit reisen wie vor den Terroranschlägen vom 11. September, kündigte auch das Meinungsforschungsinstitut Prognos an.

Nach dem September 2001 war es für die Reisebranche steil bergab gegangen. Jetzt hofft die Branche auf eine Erholung. Die gebuchten Umsätze für den Sommer haben das Vorjahresniveau erreicht, teilte Laepple mit. Tendenz steigend. Der Umsatz in der laufenden Wintersaison liege sogar um zwei Prozent über dem vom vergangenen Winter. Der DRV rechnet für den Sommer mit etwa zehn Prozent mehr Urlaubern. Wegen der niedrigen Preise bringt das aber nicht viel mehr Geld. Der Tourismus-Motor läuft also, aber zunächst nur langsam.

Weit entfernte Ziele werden besonders beliebt sein in diesem Sommer. „2004 wird das Jahr der Fernreisen“, prophezeit Laepple. Viele haben aus Angst vor Anschlägen seit Herbst 2001 keine Flugreisen mehr gebucht. Jetzt besteht Nachholbedarf. Außerdem ist der Euro zurzeit stark. Reiselustige wollen ausnutzen, dass der Urlaub auf anderen Kontinenten sowie die Waren dort vergleichsweise günstig sind. Topziele sind neben den USA die Karibik, Mexiko, Kanada und südostasiatische Länder. Hinzu kommt: „Die Katalogpreise für diese Regionen sind um bis zu 20 Prozent oder sogar stärker gesunken“, sagt der DRV-Präsident.

Insgesamt ist der Durchschnittspreis einer Reise mit 554 Euro fünf Prozent niedriger als vor einem Jahr. Trendziele diesseits des Atlantiks werden laut DRV die Türkei und Mallorca sein, Ägypten werde regelrecht boomen. Diese Länder sind schnell zu erreichen und günstig. Für Bulgarien und Kroatien haben sich bislang recht wenige Deutsche entschieden. Aber das kann sich im Laufe der Saison noch ändern: Osteuropa ist ein klassisches Ziel für Spätbucher.

Die Heimat als liebstes Reiseziel

Reiseziel Nummer eins der Deutschen ist ihr eigenes Land. Jeden dritten Urlaub verbringen sie innerhalb der Bundesgrenzen, deutsche Hotels und Pensionen verbuchten rund 340 Millionen Übernachtungen im Jahr 2003. Dem Deutschland-Markt sagt der Deutsche Tourismusverband für dieses Jahr ein Wachstum von ein bis zwei Prozent voraus. Für den Zuwachs werden vor allem Städtereisen sorgen. Der deutsche Tourismus-„Star“ im letzten Jahr war Mecklenburg-Vorpommern: 5,5 Prozent mehr Übernachtungen als noch 2002, hieß es im Vorfeld der ITB.

Die ITB ist gemessen an der Zahl der Aussteller die größte Reisemesse der Welt. Mehr als 10000 Reiseveranstalter, Hotels, Verbände und Airlines präsentieren sich der Fachwelt und ihren Kunden. Laut Christian Göke, dem Geschäftsführer der Messe Berlin, ist das Messegelände – 150000 Quadratmeter Fläche – voll belegt. Die Aussteller kommen aus 180 verschiedenen Ländern. Trotzdem sind nicht alle Wunschteilnehmer dabei: Als einer der größten Reiseveranstalter in Deutschland ist Rewe nicht mit einem Messestand vertreten. Das hatten sich Göke und Kollegen anders vorgestellt, aber: „Wir können damit leben.“ Zumal Rewe ganz sicher auf der ITB vertreten sei – im Fachpublikum. Die Tourismus-Börse sei nicht weniger attraktiv, weil ein Unternehmen nicht mit dabei ist. „Wenn BMW auf RTL keine Werbespots mehr schalten würde, fragt auch keiner, ob was mit RTL nicht stimmt.“

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false