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Wirtschaft: Die Deutschen wollen bei der Geldanlage vor allem Sicherheit

Fast die Hälfte der Bürger betrachten das Thema Finanzen nur als ein notwendiges Übel

Frankfurt am Main Das Thema Geldanlage ist für die Deutschen wie ein Zahnarztbesuch – nicht gerade spannend, aber notwendig. Diesen Vergleich zog Hans Joachim Reinke, Vorstand der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union, bei der Vorstellung einer Umfrage zum Thema „Investmentkultur“.

Fast 10000 von Union Investment und der Unternehmensberatung Roland Berger befragte Privatpersonen in Deutschland dokumentieren demnach, dass zwar eine Investmentkultur existiert, sie aber unterdurchschnittlich ausgeprägt ist. Allerdings ist Reinke überzeugt, dass diese Kultur „ausbaufähig“ ist. So zeigten die Menschen getrieben durch die Debatte um die Altersvorsorge eine gewisse Bereitschaft, selbst für ihre Geldanlage Verantwortung zu übernehmen. Besonders bei jungen Menschen ist dies ausgeprägt. Sie äußerten ein großes Bedürfnis nach Informationen zur Geldanlage.

Zwar zeichnen sich die Deutschen durch eine hohe Bekenntnis zur Eigenverantwortung für ihre Geldanlage aus, sagte Wolfgang Mansfeld, Union-Vorstand. Dies führt allerdings nicht dazu, dass sie sich stärker mit Anlagethemen befassen und investieren. Aus der Umfrage lasse sich eine extrem schwache Handlungsbereitschaft herauslesen, sagte Mansfeld. Dies stehe oft in Verbindung zu geringem Wissen, einer niedrigen Motivation und einer negativen Grundhaltung gegenüber dem Thema Geldanlage.

Auch wenn eine Mehrheit der Deutschen ihre Altersvorsorge als nicht ausreichend ansieht, gaben in der Umfrage nur vier Prozent an, konkret etwas dagegen tun zu wollen. Vielen fehle trotz des abstrakten Bewusstseins, etwas tun zu müssen, die Einsicht, dass Gewinn beziehungsweise Verlust der Anlage zur Eigenverantwortung dazu gehöre, sagte Mansfeld. Als Grund dafür nannte er mangelndes Wissen und eine extrem niedrige Risikobereitschaft. Die Angst vor Verlusten ist bei Privatanlegern stark ausgeprägt. Fast 70 Prozent der Befragten halten sich im Alltag für nicht risikobereit. Sicherheit gilt ihnen daher als oberstes Anlageziel. Das wirkt sich bei ihrem Anlageverhalten aus. Ein Viertel der Befragten stimmte der Aussage zu: „ Mir reicht es, wenn ich am Ende mein eingezahltes Geld herausbekomme.“

Zur schwachen Investmentkultur im Land trägt ferner bei, dass Deutsche offenbar wenig Lust haben, sich mit dem Thema Geldanlage zu befassen. Knapp 47 Prozent der Befragten halten es nur für ein notwendiges Übel. Ein gutes Drittel meint zudem, dass die Geldanlage zu viel ihrer Zeit in Anspruch nimmt. Dabei gaben etwa die Hälfte der Befragten an, sich unregelmäßig, selten oder gar nicht damit zu befassen. Als Hoffnungswert interpretiert Reinke allerdings, dass jüngere Menschen einen höheren Informationsbedarf haben und mehr Interesse signalisieren: So gab rund die Hälfte der Jüngeren an, sich mehr mit Geldanlage und Finanzen beschäftigen zu wollen, wenn sie die Zusammenhänge leichter verstehen könnten und wenn das Thema Geldanlage „so interessant dargestellt würde wie Dinge, die mein Hobby sind“. Unter allen Befragten sind dazu nur 42 beziehungsweise 33 Prozent bereit. Meist ist den Menschen die Geldanlage zu schwer verständlich. So wollen 82 Prozent aller Befragten einfache, unkomplizierte Produkte.rez/HB

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