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Wirtschaft: Die Eier liegen in verschiedenen Töpfen

SAARBRÜCKEN (AP/Tsp).Von den Fliesen im Moskauer Bolschoitheater über den Fußboden im Kölner Dom bis zum Dekor im weltweit wohl schönsten Milchladen in Dresden - auf Produkte von Villeroy & Boch stößt man beinahe überall.

SAARBRÜCKEN (AP/Tsp).Von den Fliesen im Moskauer Bolschoitheater über den Fußboden im Kölner Dom bis zum Dekor im weltweit wohl schönsten Milchladen in Dresden - auf Produkte von Villeroy & Boch stößt man beinahe überall.Entsprechend hochkarätig ist die Liste der Prominenten, die an diesem Freitag in die saarländische Gemeinde Mettlach pilgern: Zum 250jährigen Firmenjubiläum des größten Keramikherstellers Europas haben sich unter anderem Bundeskanzler Helmut Kohl, der luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker, der französische Finanzminister Dominique Strauss-Kahn und der saarländische Regierungschef Oskar Lafontaine angesagt.

Die Verbindung von Tradition und Moderne wird in dem nach Firmenangaben "ältesten deutsche Industrieunternehmen mit Weltgeltung" hochgehalten.Herr über die Keramik und rund 1,4 Mrd.DM Umsatz ist heute Wendelin von Boch, der in achter Generation der Gründer die Geschicke des Unternehmens lenkt, das 1990 an die Börse ging, aber weiterhin zu 75 Prozent im Besitz von etwa 150 Mitgliedern der Familien Villeroy, Boch und Schorlemer ist.Nur drei Jahre, von 1994 bis 1997, saß ein "externer" Manager an der Spitze.

Vom starren Festhalten an "shareholder-value" hält der 55jährige Vorstandschef wenig.Und auch in einem anderen Punkt hat Villeroy & Boch dem Zeitgeist getrotzt: Statt defizitäre Bereiche schnell abzustoßen, setzte man in Mettlach auf Diversifizierung und einen langen Atem.So erlebt die in den 70er Jahren ins Schlingern geratene Geschirrsparte derzeit ein Hoch, während nun die Fliesen wenig abwerfen.Von Boch: "Wir legen die Eier in verschiedene Töpfe" - demnächst sollen auch Möbel das Sortiment ergänzen, "Interior Design" lautet die Marschrichtung.Innovativ zeigte sich das Unternehmen, das aus einer kleinen Töpferei in Lothringen hervorging, auch in sozialen Belangen.1812 wurde zum Nutzen der Mitarbeiter ein aus Beiträgen des Unternehmens gespeistes Sozialwerk eingerichtet.Diese "Antonius-Bruderschaft" diente 70 Jahre später Bismarck als Vorbild für die Sozialversicherung.

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