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Eigentlich waren Bitcoins als Alternativwährung gedacht. Inzwischen investieren aber vor allem Spekulanten.

© imago/Michael Weber

Mögliche Finanzblase wegen Digitalwährung: Wie gefährlich sind Bitcoins?

In den USA ist der Handel mit Bitcoin-Futures gestartet. Experten sehen das allerdings kritisch.

Von Carla Neuhaus

Obwohl Experten bereits vor einer Finanzblase warnen, war der Ansturm auf die neuen Bitcoin-Futures am ersten Handelstag groß. So groß, dass die Internetseite der Chicagoer Optionsbörse CBOE am Montag zeitweise zusammengebrochen ist. Auch wurde der Handel gleich zwei Mal gestoppt – was automatisch passiert, wenn die Kurse binnen kurzer Zeit zu stark steigen oder fallen. Weil zunächst nur wenige Bitcoin-Futures auf den Markt kommen, waren sie enorm begehrt. Kosteten Papiere, die im Januar auslaufen, zum Handelsstart noch 15 460 Dollar, wurden sie wenig später bereits für 18 850 Dollar gehandelt.

Experten sprachen bereits von dem Beginn einer neuen Ära für die Digitalwährung. Denn mit diesen Papieren können Investoren nun auf Bitcoins setzen, ohne sie selbst zu besitzen. Futures sind Finanzpapiere, mit denen man heute schon den Preis für ein Geschäft festlegen kann, das man erst in Zukunft tätigt. Gedacht sind solche Geschäfte eigentlich, damit sich Unternehmen gegen starke Preisschwankungen absichern können. Nutzen kann man  Futures aber auch, um auf steigende oder fallende Kurse zu spekulieren. Ob es solche Finanzpapiere auch für Bitcoins geben sollte, war lange umstritten. Schließlich unterliegen Bitcoins nicht der Kontrolle einer Zentralbank. Selbst der Branchenverband „Futures Industry Association“ sieht die Einführung der Bitcoin-Futures daher kritisch. Dennoch hat die US-Aufsicht den Handel zugelassen. Nach der CBOE wird auch die weltgrößte Terminbörse CME am kommenden Montag erstmals Bitcoin-Futures anbieten. Die US-Technologie-Börse Nasdaq will Anfang 2018 folgen.

Kleinanleger bleiben zunächst außen vor

Unterwegs sind auf diesen Terminbörsen vor allem Großinvestoren wie Hedgefonds. Sie haben bislang kaum in Bitcoins investiert. Doch angesichts der steigenden Kurse für die Digitalwährung steigt auch bei ihnen der Druck, in den Markt einzusteigen. Mit den Bitcoin-Futures wird das für sie besonders leicht. Goldman Sachs plant nach Informationen der Agentur Bloomberg bereits, für ausgewählte Kunden Geschäfte mit Bitcoin-Futures abzuwickeln. Kleinanleger haben derweil vorerst keinen Zugang zu den neuen Papieren. Das dürfte sich aber ändern, sobald erste Fonds aufkommen, die einen Teil der Kundengelder in diese Papiere investieren.

Der Handel mit Bitcoins wird so zum Massengeschäft – was nicht ohne Folgen bleiben dürfte. Steigen nämlich noch mehr Spekulanten in den Markt ein, dürfte das die Kurse der Digitalwährung noch stärker schwanken lassen als schon jetzt. Erst am Wochenende war der Bitcoin-Kurs auf 13.700 Dollar eingebrochen, bevor er am Montag wieder auf über 16.500 Dollar zulegte. Anhänger der Digitalwährung sehen diese Entwicklung mit Sorge. Geschaffen wurden Bitcoins schließlich eigentlich als alternatives Zahlungsmittel. Doch je stärker die Kurse schwanken, desto weniger eignen sich Bitcoins zum Zahlen. In Foren heißt es daher bereits, der Finanzmarkt sauge eine gute Idee auf und zerstöre sie.

Droht eine Krise?

Finanzexperten machen sich derweil ganz anderen Gedanken. So warnt die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel vor möglichen systemischen Risiken. Wenn die Internetwährung aus einer Nische in die etablierte Finanzwelt vordringe, berge das Gefahren, sagt sie. Schnabel sieht bereits Parallelen zur Tulpenkrise in den 1630er Jahren, als sich die Preise für Tulpenzwiebeln rasant verteuerten und dann plötzlich einbrachen. Diese Tulpenmanie gilt heute als erste dokumentierte Finanzkrise: Die Menschen sind bereit, für ein Spekulationsobjekt immer mehr Geld auszugeben – bis irgendwann keiner mehr glaubt, dass die Preise noch stärker steigen können, und der Markt zusammenbricht.

Schnabel ist nicht die erste Expertin, die im Zusammenhang mit Bitcoins von einer Blase spricht. Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele warnt schon länger vor der Digitalwährung, er hält Bitcoins für ein klassisches Spekulationsobjekt. Trotz allem dürften Bitcoins aber kaum eine neue Finanzkrise auslösen. Solange nicht zu viele Spekulanten sich Geld leihen, um Bitcoins zu kaufen, dürften die Auswirkungen auf den Finanzmarkt gering sein, meint auch Schnabel. Noch ist die Digitalwährung weitgehend abgekoppelt vom übrigen Markt. Zwar würde ein Platzen der Bitcoin-Blase einige Spekulanten sehr viel Geld kosten. Doch Aktienkonzerne blieben zum Beispiel unbeschädigt. Anders als nach dem Platzen der Immobilienblase vor zehn Jahren in den USA dürfte es also noch keine Ansteckungseffekte geben.

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