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Wirtschaft: Die Finanzkrise erreicht Berlin

Landesbank erwirtschaftet dennoch Gewinn

Berlin - Die Landesbank Berlin (LBB) bekommt die Auswirkungen der US-Immobilienkrise deutlich zu spüren. „Die Veränderungen an den Märkten haben sich mit 70 bis 80 Millionen Euro niedergeschlagen“, sagte Bankchef Hans-Jörg Vetter am Mittwoch bei der Vorstellung der jüngsten Geschäftszahlen.

Zwar sei die Bank nicht im amerikanischen Markt für zweitklassige Immobilienkredite investiert, von dem die Krise ausgegangen war. Die Auswirkungen an den Finanzmärkten ließen aber auch die LBB nicht unberührt, sagte Vetter. Das liegt vor allem daran, dass auch andere mit Krediten besicherte Wertpapiere im Zuge der Krise an Wert verloren haben. Im dritten Quartal schrumpfte der operative Gewinn auf 47 Millionen Euro. Im Kapitalmarktgeschäft entstand sogar ein Verlust von 37 Millionen Euro.

Damit wurde die LBB dennoch weniger hart getroffen als andere Banken. Für die ersten neun Monate des Jahres steht vor Steuern ein Gewinn von 281 Millionen Euro zu Buche. Das sind 32 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, als die Ende 2006 verkaufte Berliner Bank noch zum Konzern gehörte. „Wir haben schon jetzt das erreicht, was wir uns für das Gesamtjahr vorgenommen hatten“, sagte Vetter. Die Bank habe sich auch in einer schwierigen Phase der Finanzbranche stabil entwickelt. Besonders stark gewachsen ist das Immobiliengeschäft der Bank, das von Januar bis September mehr als die Hälfte des Konzerngewinns erwirtschaftete. Im Privatkundengeschäft ging der Gewinn zwar leicht zurück. Vetter zeigte sich dennoch sehr zufrieden. In den vergangenen zwölf Monaten habe die zum Konzern gehörende Berliner Sparkasse 8800 Kunden mit Privatgirokonto hinzugewonnen. Die Anzahl der ausgegebenen Kreditkarten habe um 300 000 zugelegt.

Für die Zukunft gab sich Vetter vorsichtig. Das laufende vierte Quartal werde für die gesamte Finanzwirtschaft „ein sehr schweres“. Er sei dennoch zuversichtlich, „ein vernünftiges Ergebnis“ zu schaffen. Vetter warnte die Bankenbranche vor zu großem Optimismus: „Die Verwerfungen an den Märkten werden bis weit ins erste Halbjahr 2008 hineinreichen.“

Vetter will die Bank auch künftig führen, obwohl sein Verhältnis zum neuen Eigentümer, dem Sparkassenverband DSGV, nicht als das beste gilt. Das Land Berlin hatte seinen 81-Prozent-Anteil an der LBB im Juni für 5,3 Milliarden Euro an den DSGV verkauft.

An der Strategie ändere sich durch den Eigentümerwechsel nichts, betonte Vetter. „Eine Aktiengesellschaft wird immer noch vom Vorstand geführt und nicht vom Aufsichtsrat.“ Dennoch rede man derzeit über einige Projekte. Dazu gehöre die Bündelung des Ratenkreditgeschäfts aller Sparkassen bei der LBB sowie ein gemeinsames Angebot bei Investment-Zertifikaten. Auch das Geschäft der zu Jahresbeginn erworbenen Netbank, die nur im Internet tätig ist, soll deutlich erweitert werden. In den kommenden zwei Jahren soll sich die Kundenzahl auf rund 150 000 verdoppeln. stek

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