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Wirtschaft: Die Geduld mit dem Unternehmen geht zu Ende (Kommentar)

Von Herlitz nichts Neues. Doch so nahe diese Aussage liegt, sie ist dem Ernst der Lage unangemessen.

Von Herlitz nichts Neues. Doch so nahe diese Aussage liegt, sie ist dem Ernst der Lage unangemessen. Der Berliner Büro-und Schreibwarenhersteller stellt Mitarbeiter, Anteilseigner und Banken auf immer neue, sehr harte Proben. In der Öffentlichkeit beobachtet man mit zunehmendem Unbehagen den scheinbar unaufhaltsamen Niedergang eines Traditionsunternehmens. Seit den teuren und zum Teil misslungenen Ausflügen nach Russland und in die Immobilienbranche Anfang der neunziger Jahre wurde immer wieder aufs Neue Besserung versprochen. Jedesmal wurden die Investoren vertröstet, um dann mit neuen Hiobsbotschaften zu überraschen und die Belegschaft mit Plänen über einen neuerlichen Personalabbau zu schocken.

Bisher hat sich Herlitz mit außerordentlichen Erträgen aus Unternehmensverkäufen retten können. Aber viel Substanz dürfte nicht mehr vorhanden sein. Dem neuen Vorstandsvorsitzenden Eisenhardt blieb also nur die Flucht nach vorn, denn die Geduld aller Beteiligten und Betroffenen nähert sich dem Ende: Noch einmal schmerzliche Schnitte, noch einmal eine gewaltige Kraftanstrengung. Wollte der ehemalige Herlitz-Chef die Sanierung noch relativ behutsam vornehmen, ist für Eisenhardt die Zeit knapp geworden. Noch halten die Banken zu Herlitz, auch weil sie das müssen. Aber sie werden kein gutes Geld schlechtem hinterherwerfen. Dies bedeutet Hoffnung für die noch verbliebenen Aktionäre. Für Berlin aber sind die Maßnahmen schmerzlich. Verloren gehen nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Steuereinnahmen.

Daniel Rhee-Piening

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