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Mit seinem Segelschiff, der Discovery, versuchte Henry Hudson die Nordwestpassage zu finden. Er wurde Namensgeber der Hudson's Bay und der mächtigen Hudson's Bay Company.

© Remko De Waal/dpa

Die Geschichte der Hudson's Bay Company: Amerikas ältestes Unternehmen übernimmt Kaufhof

Sie ist das älteste Unternehmen Amerikas und gut im Geschäft: Die kanadische Hudson's Bay Company verkauft Bekleidung und Haushaltswaren. Nun übernimmt sie Kaufhof. Wer steckt hinter Hudson's Bay?

In den kleinen Gemeinden Nord-Kanadas und der kanadischen Arktis heben sich die roten Dächer vom weißen Schnee deutlich ab. Die Gebäude der Hudson’s Bay Company, obwohl nicht mehr als Handelsposten genutzt, sind Markenzeichen vieler Gemeinden des Nordens. Rund um die „Trading Posts“ bildeten sich einst Gemeinden. Die Niederlassungen der „Bay“ waren Keimzellen vieler Städte. Auch heute gehört die Kaufhauskette mit ihren 90 Geschäften zum Bild der kanadischen Städte.

Ein großer Teil Kanadas gehörte einst der Hudson's Bay Company

Die Hudson´s Bay Company – HBC oder „The Bay“ – ist Kanadas größtes Kaufhaus, Nordamerikas ältestes Unternehmen und mittlerweile ein kanadisch-US-amerikanisches. Nun blickt die HBC, geführt von dem 49-jährigen US-Amerikaner Richard Baker, auf Deutschland: Sie hat ein Angebot für die Übernahme der Metro-Tochter Kaufhof vorgelegt. Zu Bakers Imperium gehören in den USA Lord & Taylor, Saks Fifth Avenue und Saks Fifth Avenue OFF 5th, in Kanada Home Outfitters, ein Einrichtungshaus für Küche, Bad und Schlafzimmer, und natürlich das Unternehmen, das der ganzen Gruppe ihren Namen gibt: die Hudson´s Bay Company.

Die Hudson´s Bay Company prägte lange Zeit Kanadas Geschichte, obwohl sie 300 Jahre lang, bis 1970, ihren Sitz in London hatte und erst dann als kanadisches Unternehmen mit Sitz in Winnipeg, später in Toronto, registriert wurde. Was heute Kanada ist, war früher zum großen Teil das Land der „Hudson´s Bay Company“. Am 2. Mai 1670 wurde sie in London durch eine Charta des englischen Königs Charles II. unter dem Namen „The Governor and Company of Adventurers of England trading into Hudson´s Bay“ gegründet - als „Unternehmen der Abenteurer“, die Handel an der Hudson´s Bay betreiben. Die Hudson´s Bay Company hatte das Handelsmonopol für das gesamte als Rupert´s Land bezeichnete Territorium, das von Flüssen durchzogen wird, die zur Hudson´s Bay fließen. Benannt wurde dieses große inländische Meer nach Henry Hudson, der Anfang des 17. Jahrhunderts versucht hatte, die Nordwest-Passage zu entdecken, den Seeweg von Europa nach Asien durch die Inselwelt Nordamerikas.

Die Handelsposten der Company wuchsen zu Dörfern und Städten

Pelzhandel war das Schwergewicht der Aktivitäten der „Bay“. Ihre Forts und Handelsposten erstreckten sich vom Norden Ontarios über die Küste der Hudson´s Bay bis weit in die Prärie und später in den hohen Norden des Kontinents und in die Arktis. Mehr als ein Drittel der Fläche des heutigen Kanada gehörte ihr, annähernd vier Millionen Quadratkilometer. Zu den Handelsposten kamen Trapper, Indianer und Inuit und brachten Pelze, um sie gegen Munition, Werkzeug, Kessel und Töpfe, Decken und Lebensmittel einzutauschen. Dort, wo heute Winnipeg, Calgary und Edmonton liegen, war im 18. Jahrhundert vor allem eine Niederlassung der Hudson´s Bay Company. 1821 schloss sich die HBC mit dem Konkurrenzunternehmen North West Company zusammen und wurde damit zu einem Unternehmen, das vom Atlantik bis zum Pazifik reichte, Kanada und Teile der USA und den hohen Norden umfasste.

In der Nähe des „Trading Posts“ ließen sich Siedler nieder. In den abgelegenen Regionen entstanden kleine Gemeinden. 1870 verkaufte die Hudson´s Bay Company das Land an die Regierung Kanadas. Aus ihm wurden später die Provinzen Manitoba, Saskatchewan und Alberta sowie die nördlichen Territorien geformt. Die meisten Inuit-Gemeinden in Kanadas Arktis, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden, wurden rund um Handelsposten der Hudson´s Bay Company aufgebaut, etwa in Pangnirtung und in Apex, einer heute zu Iqaluit, der Hauptstadt des Arktisterritoriums Nunavut gehörenden Siedlung. Die Gründung von Gemeinden war auch ein Weg für die kanadische Regierung, ihre Hoheit über das Gebiet zu begründen.

Namensgeber Hudson starb in der späteren Hudson's Bay

Mit dem Niedergang des Pelzhandels Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Unternehmen zu einer Kaufhauskette. Statt mit Fellen wurde nun mit Geld bezahlt. Heute ist HBC ein kanadisch-amerikanisches Unternehmen, das an der Börse in Toronto gelistet ist und dort auch seinen Sitz hat. In Toronto, Montreal, Vancouver und Ottawa residiert die HBC in historischen Gebäuden der Innenstädte. HBC zielt auf Kunden im oberen Einkommensbereich und führt fast alle namhaften Marken im Bekleidungs- und Haushaltswarensegment. Auf dem umkämpften Kaufhausmarkt Kanadas muss sich die HBC gegen kleinere Spezialgeschäfte etwa im Bekleidungssektor oder große Discounter wie Wal-Mart behaupten – was gut gelingt.

Henry Hudson aber, dessen Namen in der Hudson´s Bay, im Hudson River bei New York und in der Hudson´s Bay Company weiterlebt, fand ein trauriges Ende. Nachdem er mit seiner Crew den Winter 1610/1611 in der später nach ihm benannten Bucht überstanden hatte und im Frühjahr 1611 die Erforschung der Bay und die Suche nach der Nordwest-Passage fortsetzen wollte, meuterte der Großteil der Besatzung seines Schiffs Discovery. Hudson, sein Sohn John und sieben loyale Besatzungsmitglieder wurden in einem Boot ausgesetzt. Sie wurden nie wieder gesehen.

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