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Wirtschaft: „Die Grenzen verwischen“

Herr Genth, Neckermann will nur noch online verkaufen. Brauchen wir bald lediglich das Internet zum Shoppen?

Herr Genth, Neckermann will nur noch online verkaufen. Brauchen wir bald lediglich das Internet zum Shoppen?

Auf keinen Fall, aber die Grenzen werden zunehmend verwischen. Der stationäre Handel bietet immer stärker seine Waren auch im Netz an, und mancher Internethändler eröffnet Geschäfte. Für den Kunden ist die Vielfalt wichtig, damit er sich spontan entscheiden kann, was gerade für ihn der bequemste Weg ist. Trotz erheblicher Zuwachsraten beim Onlinehandel wird das Schwergewicht weiter auf den Geschäften liegen.

Wie stark wird der Onlineanteil wachsen?

Wir gehen in diesem Jahr davon aus, dass der Umsatz im Bereich E-Commerce auf 29 Milliarden Euro ansteigen wird, das ist ein Zuwachs von gut zwölf Prozent, 2011 waren es zehn Prozent. Allerdings setzte der stationäre Handel im vergangenen Jahr mehr als 400 Milliarden Euro um. Ein Zuwachs im Onlinehandel bedeutet nicht immer einen Rückgang für die Geschäfte.

Was muss noch besser werden beim Einkaufen im Netz?

Es gibt noch immer Herausforderungen beim Daten- und Verbraucherschutz im Internet, da muss mehr Sicherheit her. Ein positives Beispiel ist die Button-Lösung, die Abzocke im Netz erschwert. Die Frage ist auch, wie die Firmen mit Retouren umgehen, die Quote im Onlinehandel ist deutlich höher als in den Geschäften.

Was ist ökologisch sinnvoller?

Alle Händler müssen sich wegen steigender Rohstoffkosten um Nachhaltigkeit bemühen. Was ökologischer ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Freilandrosen aus Kenia haben trotz ihres langen Transportwegs eine bessere CO2-Bilanz als Rosen aus dem Gewächshaus in Deutschland. Die meisten Emissionen fallen bei der Herstellung an, nicht beim Transport.

Was muss der Handel jetzt tun?

Seit etwa fünf Jahren gibt es einen Trend hin zu mehr Qualität, zu Nachhaltigkeit und Exklusivität. Die Kunden wollen wissen, wie die Baumwolle für ihr T-Shirt angebaut wird. Die Läden versuchen, sich über schicke Flagship-Stores oder besondere Shopping-Erlebnisse von der Konkurrenz und auch dem Netz abzuheben.

Also weg vom Discount?

Discount hat eine hohe Bedeutung in Deutschland, nicht nur bei Lebensmitteln, und das wird auch so bleiben. Aber der Kunde kauft sowohl bei Aldi als auch im Fachgeschäft. Beides kann gut nebeneinander existieren.

Wie werden wir in Zukunft einkaufen?

Die Einkaufsstraßen werden bunter und vielfältiger, zugleich werden Tablet-PCs und Smartphones das Shoppen interaktiver machen. Kunden können jederzeit Preise und Bewertungen vergleichen, zugleich entsteht durch die Geräte eine neue Art der Kundenbindung, etwa durch personalisierte Gutscheine und Rabatte.

Stefan Genth ist seit 2007 Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), der rund 100 000 Mitgliedsunternehmen vertritt. Mit ihm sprach

Jahel Mielke

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