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Wirtschaft: Die größten Fehleinschätzungen

FINANZMÄRKTE Nimmt man den Durchschnitt der Finanzmarktprognosen für 2004, dann lagen die Analysten beim Deutschen Aktienindex ( Dax ) nur knapp daneben. 4318 Punkte war das Ergebnis Mitte Dezember 2003 für 33 Banken.

FINANZMÄRKTE

Nimmt man den Durchschnitt der Finanzmarktprognosen für 2004, dann lagen die Analysten beim Deutschen Aktienindex ( Dax ) nur knapp daneben. 4318 Punkte war das Ergebnis Mitte Dezember 2003 für 33 Banken. Das sind rund 70 Zähler über dem aktuellen Niveau, und in den letzten Handelstagen dürfte der Abstand nach Einschätzung von Experten noch schrumpfen. Allerdings griffen einige Analysten kräftig daneben. Die Weberbank prognostizierte einen Absturz auf 3500 Punkte, die Schweizerische Syz & Co. einen rasanten Anstieg auf 5000 Punkte. Mehr Probleme hatten die Analysten mit dem Euro . Im Schnitt rechneten sie vor einem Jahr mit einem Kurs zum Dollar von 1,24 . Dabei ist die Gemeinschaftswährung mittlerweile über die Marke von 1,35 Dollar geklettert. Die DZ Bank und die ING BHF Bank hatten sogar mit einem Kurs von 1,10 Dollar gerechnet. Noch schlechter schnitten viele Experten beim Ölpreis ab. Den starken Anstieg auf teilweise 50 Dollar je Barrel (159 Liter) hielten am Jahresanfang höchstens Exoten für möglich. Die Deutsche Bank rechnete dagegen mit 23 Dollar , die Société Générale mit durchschnittlich 25,2 Dollar.

KONJUNKTUR

Noch nie verfügten die Menschen über so viel Wissen wie heute – doch das Wirtschaftswachstum können sie noch immer nicht zuverlässig vorhersagen. Um 1,7 Prozent wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr sehr wahrscheinlich steigen. Darüber waren sich die Konjunkturforscher bei Banken und Instituten aber zu Jahresanfang noch alles andere als einig. Ihre Annahmen lagen zwischen mageren 1,1 und beinahe komfortablen 2,3 Prozent. Dabei waren sie im abgelaufenen Jahr noch vergleichsweise treffsicher. In den Jahren zuvor verhagelten der Irak-Krieg, die Börsen-Turbulenzen, Krankheiten wie Sars oder die Anschläge vom 11. September alle Vorhersagen.

UNTERNEHMEN

Trotz indirekter Preissenkungen und Sonderausstattung verkaufte sich der neue Golf V schlechter als erwartet. VW musste sein Absatzziel senken – und die Gewinnprognose. 500 Millionen Euro weniger als vorausgesagt wird das Unternehmen 2004 operativ wohl verdienen. Statt der von VW-Chef Bernd Pieschetsrieder in Aussicht gestellten rund 600 000 Golf V verkauft der Konzern 2004 nur 530 000. Auch das ursprüngliche Ziel, weltweit 5,3 Millionen Autos abzusetzen, wird VW verfehlen. Anders sah es beim amerikanischen Computerkonzern Apple aus: Er wurde vom enormen Verkaufserfolg seines digitalen Musik-Abspielgeräts iPod förmlich überrollt. 5,7 Millionen iPods hat Apple weltweit seit der Markteinführung im Herbst 2001 abgesetzt. Allein im vergangenen Quartal sollen es vier Millionen gewesen sein. Damit übertraf Apple-Chef Steve Jobs nicht nur die Erwartungen der Analysten, sondern wohl auch seine eigenen .

BERLIN

Vor der Ost-Erweiterung der EU im Mai dieses Jahres hatte so mancher Unternehmer in Berlin Befürchtungen: Polnische Handwerksbetriebe würden mit Dumping-Preisen die einheimische Konkurrenz ruinieren. Jetzt spricht alles dafür, dass die Angst, vom neuen Europa mit Billig-Angeboten überschwemmt zu werden, übertrieben war. „Wir haben keine Anzeichen dafür, dass unsere Mitgliedsfirmen massiv unter Preisdruck geraten sind“, sagt Wolfgang Rink, Sprecher der Berliner IHK. Auch Arne Lingott, Osteuropa-Experte der Handwerkskammer, bestätigt: „Die Anmeldungen polnischer Betriebe in Berlin haben zwar zugenommen, aber nicht dramatisch .“

SPORT

Es war kein gutes Jahr für den deutschen Fußball. Vor allem der an der Börse notierte Klub Borussia Dortmund konnte die Erwartungen seines Managements nicht erfüllen und musste das Geschäftsjahr mit einem Rekordminus von 68 Millionen Euro abschließen. Die Schulden stiegen auf fast 120 Millionen Euro. Der BVB hatte erst einen Europapokalplatz verspielt, war im nationalen Pokal ausgeschieden und in der Tabelle immer weiter abgerutscht – dabei wollte der Klub eigentlich überall oben mit dabei sein. Auch andere populäre Sportarten hat die Finanzkrise erwischt. Der Handball-Bundesligist HSV Hamburg etwa hatte große sportliche Ziele, übernahm sich allerdings mit teuren Spielern und einer teuren Halle – und muss jetzt gegen die Pleite ankämpfen. Die Basketball-Profiklubs Mitteldeutscher BC und Brandt Hagen mussten nach schweren Fehlern des Managements bereits Insolvenz anmelden. Über Geldsorgen klagt überraschend auch die Formel 1. Die Zuschauerzahlen sind in diesem Jahr stark zurückgegangen , die Kosten steigen allerdings enorm. In diesem Jahr nun musste der erste große Rennstall für die Branche unerwartet aufgeben: Ford hat sein Team Jaguar zurückgezogen. hop/brö/mot/avi/AG

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